Artikel vom 30.01.2020
Diskussion mit dem Friedhofsreferenten
Jungen Union in einer Diskussion mit dem Friedhofsreferenten
Dass ein Ortsverband einer Jungen Union zu einer Diskussion mit dem Friedhofsreferenten einer Stadt mit anschließendem Friedhofsrundgangs einlädt, sorgt im ersten Moment für eher erstaunte Blicke. Die Junge Union in Zwiesel aber hat sich kürzlich mit dem städtischen Friedhofsbeauftragten Karl Stangl zu genau so einem Meinungsaustausch getroffen und sich dabei vor Ort einen Einblick über diese mit sehr viel ehrenamtlichen Engagement betriebene Einrichtung verschafft.
Ortsvorsitzender Daniel Weber freute sich, dass auch Interessierte von Seiten der CSU Zwiesel, darunter der CSU-Ortsvorsitzende Alexander Hannes, zu diesem Termin gekommen waren und auch Karl Stangl gab ihnen Recht, dass der Friedhof nicht nur ein Thema für die Jüngeren sei, sondern ein Thema, das für viele Bürgerinnen und Bürger von Belang ist. Er bezeichnete dabei den Zwieseler Friedhof als „Visitenkarte einer Stadt“ und lies gleich zu Beginn anklingen, dass dies ein Ort von vielen ehrenamtlichen Helfern sei. Zunächst berichtetet Karl Stangl in einem historischen Abriss über die Entwicklung und Verlagerung des Friedhofes vom heutigen Kriegerdenkmal hinauf zum sogenannten „Kammermeier-Bühel“, dem jetzigen Standort. 1904 wurde sodann mit dem Bau des markanten Leichenhauses begonnen, wo sich zuvor der Janka Sommerkeller samt Gastbetrieb befunden hatte. Doch Karl Stangl warf nicht nur einen Blick in die Vergangenheit, er beleuchtete auch das zeitgeschichtliche Geschehen der letzten Ruhestätte in Zwiesel. Besonders stolz könne die Glasstadt Zwiesel auf mehrere Auszeichnungen sein, so belegte man im Jahr 2012 immerhin als Kleinstadt deutschlandweit hinter Großstädten wie München, Hamburg und Leipzig den 10. Platz unter den schönsten Friedhöfen Deutschlands, 2015 wurde diese Platzierung nochmals bestätigt. Und dieses Prädikat wurde dem Zwieseler Friedhof 2015 ebenfalls in einem bayernweiten Wettbewerb verliehen, er zählt damit zu den „schönsten Friedhöfen Bayerns“.
Dass man am Zwieseler Friedhof nahezu alle Bestattungsarten anbieten kann, zeigt, dass man den Blick stets nach vorne richtet. Vom klassischen Grab bis hin zur Urnenwand und Urnenfelder sowie Urnengemeinschaftsanlagen gibt es auch einen mit viel Mühe angelegten Waldfriedhof, der in Zeiten von immer weniger Sargbestattungen (nur mehr rund ein Viertel) großen Zulauf findet.
. Um dem zunehmenden Wünschen aus der Bevölkerung einer naturnahen Ruhestätte Rechnung zu tragen, schlägt Karl Stangl einen Waldnaturfriedhof als ergänzende Fläche auf dem Friedhofsgelände vor. Nahezu prädestiniert sahen die JUler ein an den bisherigen Waldfriedhof angrenzendes Waldstück, das bereits mit einem angelegten Weg bestens erreichbar wäre und in passender Atmosphäre ohne großen Aufwand angelegt werden könnte.
Was der Zwieseler Friedhofsbeauftragten Karl Stangl seit seiner Tätigkeit ab dem Jahre 2008 mit Hilfe von vielen Ehrenamtlichen geleistet hatte, erstaunte die Interessierten aus den Reihen der Jungen Union und der Zwieseler CSU sehr. Stangls Verständnis eines Friedhofs geht dabei weiter über das von einer reinen Bestattungsstätte hinaus, ihm ist besonders wichtig, den Friedhof auch als Ort des Übergangs zu betrachten. In zahlreichen künstlerischen sowie literarischen Werken wird diese Symbolik den Friedhofsbesuchern auf einladende Art und Weise nähergebracht. So befinden sich an mehreren Stellen der Anfangs- und Endbuchstabe des griechischen Alphabets, Alpha und Omega. Der Tod wird als Pforte zum neuen, ewigen Leben gesehen, wie es in einem Kunstwerk nahe der Urnenwand zu betrachten ist. Mehrere sehr würdevoll gestaltete Kunstwerke und Objekte, die sich jedoch nicht in den Vordergrund drängen oder gar den Charakter eines Friedhofes übertünchen würden, konnten die Politiker beim abschließenden Rundgang betrachten. Man zeigte sich sehr beeindruckt, wie viel Herzblut und auch teilweise eigenes Geld und gespendete Arbeit in diese städtische Anlage fließen. Von geschmiedeten Objekten, hin zu Glasskulpturen und Gedichten als auch ein bienenfreundliches Blumenfeld und Steine mit Auszeichnungstafeln – all das wäre ohne Ehrenamt nicht möglich. JU-Ortsvorsitzender Daniel Weber bedankte sich stellvertretend beim Friedhofsreferenten Karl Stangl für dieses „Musterbeispiel an Ehrenamt“, wie es der 28-Jährige bezeichnete: „Was hier geschaffen wird, zeigt, dass man als Stadt froh und stolz sein kann, wenn sich Bürgerinnen und Bürger ohne Eigennutz für die Gemeinschaft einbringen.“ Und der stellvertretende Vorsitzende Christoph Haase ergänzte: „Wir wollen dem Ehrenamt in Zwiesel wieder mehr Wertschätzung und Respekt entgegenbringen.“