Artikel vom 21.08.2019
Kirchweih 2019
Wilhelmsdorf: Kirchweihauftakt mit Format
Vor 333 Jahren wurde Wilhelmsdorf durch Hugenotten, also Glaubensflüchtlinge, die aus der Gegend von Grenoble kamen, gegründet. Dieses „schnapsrunde“ Jubiläum war beim offiziellen Dämmerschoppen der Gemeinde für Bürgermeister Rüdiger Probst Anlass zu einem kleinen historischen Rückblick.
Rückblick und Historisches
Demnach gilt 1686 als Gründungsjahr der Gemeinde durch die Bonnet’sche Truppe, 122 aus Frankreich geflohenen Hugenotten. Zur 300-Jahr-Feier im Jahr 1986, dem größten Fest der Ortsgeschichte, wurden annähernd 9.000 Besucher bei den vielfältigen Veranstaltungen gezählt. „Ein Dorffest wie im Bilderbuch“, so die Heimatzeitung damals. Das Jahresprogramm vereinte die Gesichtspunkte des ernsten Gedenkens mit dem frohen Feiern.
Grüße und Dank
Probst konnte beim Dämmerschoppen wieder eine ganze Reihe von Gästen begrüßen, neben Landrat Helmut Weiß und dem Vorsitzenden der Verwaltungsgemeinschaft Hagenbüchach-Wilhelmsdorf, David Schneider, eine ganze Reihe weiterer Bürgermeisterkolleginnen und –Kollegen aus der Kommunalen Allianz. Er dankte bei dieser Gelegenheit für die gute Zusammenarbeit mit Nachbargemeinden, Behörden und Ämtern, mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und den vielen ehrenamtlich Tätigen in den Vereinen und Verbänden, die für das gesellschaftliche Leben in der Gemeinde unentbehrlich sind. In seinen Dank schloss Probst die örtlichen und überörtlichen Hilfs- und Rettungsdienste mit ein, v.a. die örtlichen Feuerwehren.
Bericht und Fahrplan
In seinem Kurzbericht zur aktuellen Lage der Gemeinde ging Probst auf die nahezu fertig gestellte Bergstraße ein. Weitere „Baustellen“ im wörtlichen wie übertragenden Sinn seien in Arbeit: „Neue Wasser- und schnelle Internetleitungen müssen nun mal sein, wenn die Gemeinde weiterhin gut versorgt sein soll. Aber auch bei unseren Kläranlagen haben wir Handlungsbedarf, die Verlängerung der Wasserrechte in Ebersbach und bald auch Oberalbach stehen an“. Handlungsbedarf sah der Bürgermeister auch bei der Kläranlage in Wilhelmsdorf.
Weitere Themen sind demnach der Erhalt und die Schaffung von Voraussetzungen für neue Arbeitsplätze sowie für ausreichenden und bezahlbaren Wohnraum. Auf seinem Fahrplan steht zudem die Vorsorge für ältere Menschen wie auch die Kinderbetreuung, wo derzeit mit einem Anbau an den Kindergarten eine zusätzliche Kita-Gruppe geschaffen werden soll.
Durch gemeinschaftlichen Einsatz habe eine deutlich verbesserte Busverbindung nach Herzogenaurach geschaffen werden können und im Bereich der Staatsstraße werde am Stadelhof eine Querungshilfe errichtet. Durchgesetzt habe sich die Gemeinde beim bereits umgesetzten dortigen Tempolimit, welches deutlich Wirkung zeige. Auch der Breitbandausbau gehe dank Förderung des Bundes und des Freistaates Bayern weiter.
Probst rief dazu auf, sich aktiv an der bevorstehenden Kommunalwahl am 15. März 2020 zu beteiligen. „Was zählt ist das Mitmachen“, so das Gemeindeoberhaupt.
Lebenswert und zukunftsfest
„Dank vorausschauender Politik der in den letzten Jahrzehnten amtierenden Bürgermeister und Gemeinderäte ist in Wilhelmsdorf viel geschehen“, so Landrat Helmut Weiß in seinem Grußwort. Die Gemeinde sei für die Zukunft gut gerüstet. Besonders lobte der Landrat das vielfältige ehrenamtliche Engagement, welches sich auch in Wilhelmsdorf zeige: „Ohne Euch wäre unsere fränkische Heimat nicht so lebens- und liebenswert, wie sie nun mal ist und von vielen Besuchern auch bewertet wird“.
Kirche und Kirchweih
Wie Probst wies auch Pfarrer Alexander Seidel darauf hin, dass die Weihe der heutigen Hugenottenkirche vor 265 Jahren der originäre Ausgangspunkt der Festlichkeiten ist. Am 18. August 1754 war die Kirche in ihrer derzeitigen Form eingeweiht worden, das Datum ist auch der Fixpunkt für die Kirchweih und der Festgottesdienst war heuer exakt am 18. August. Pfarrer Seidel ging auf die Geschichte der kirchlichen Entwicklung ein, das erste Gebäude war „nur ein kleines Kirchlein“. Wilhelmsdorf hat sich dann um die Kirche herum auch als Glaubensgemeinschaft entwickelt.
„Seid ihr noch zu retten?“, war das Motto des Festgottesdienstes am Sonntag, wo es u.a. auch darum ging, ob es der Barmherzige Samariter, der früher noch helfen konnte, es heute noch durch die oft nicht vorhandene Rettungsgasse schafft. Der Gottesdienst wurde von den Ortsburschen und -madli mitgestaltet, die anhand eines kleines Spiels erlebbar machten, was passiert, wenn alle nur noch gaffen und fotografieren statt selbst zum Barmherzigen Samariter zu werden und zusätzlich die Helfer noch behindern und beschimpfen.
So stand das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter im Mittelpunkt der viel beachteten Kirchweihpredigt von Pfarrer Seidel. Auch als die Hugenotten vor 333 Jahren am Stadelhof standen, hätten vermutlich manche gedacht, sie seien angesichts der trostlosen Lage nicht zu retten. Aber der Aufbau habe im Mittelpunkt gestanden, nicht der Untergang. Und wenn sich in diesem Sinne mehr das „Hohelied der Liebe“ von Apostel Paulus, „Glaube, Liebe, Hoffnung“, zu Herzen nähmen, würden sich viele Wege zur Rettung und zu einem sinnerfüllten Leben aufzeigen. Mit von der Partie: Der Posaunenchor von Wilhelmsdorf unter Leitung von Werner Stumptner.