Artikel vom 20.10.2016
Vortrag Hanns-Seidel-Stiftung
Infostammtisch Thema: Islam und Christentum
Im letzten Jahr erlebte unser Ort einen starken Zuzug vor allem syrischer Muslime. Die Menschen waren zunächst im Erstaufnahmelager untergebracht und anschließend auf die Orte in dezentrale Unterkünfte verteilt. Um falschen Gerüchten vorzubeugen und um den Bürgern Wissen über die Religion der Menschen aus den Kriegsgebieten zu vermitteln, organisierte unser Ortsvorsitzender Oliver Zrenner einen Vortrag von unabhängigen Experten zum Thema "Islam und Christentum". Oliver Zrenner ist als Leiter des Wiesauer Arbeitskreises Asyl einer der engagiertesten Unterstützer der Integration von Menschen aus Krisengebieten.
Herr Karst Pfeifer, Politologe der Hanns-Seidel-Stiftung, referierte über das Thema. Ein Teil des Vortrages bestand darin, die Gemeinsamkeiten der großen Weltreligionen Christentum, Judentum und Islam herauszuarbeitet. Alle drei Religionen hatten ihren Ursprung im Nahen Osten, alle glauben an einen einzigen Gott und alle haben ein Buch, welches die Basis ihres Wissens enthält. Weiter sind alle Menschen angehalten, Gutes zu tun. Insgesamt sieht er wesentlich mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede. Bei den Unterschieden ist die Rolle der Frau die zunächst offensichtlichste. Pfeifer weist jedoch darauf hin, dass erst durch Mohammed den Frauen überhaupt Rechte zugestanden wurden und ihre Lage stark verbessert wurde. Regeln wie die extreme Verschleierung sind jedoch im Koran nicht zu erkennen und wurden erst später gebildet. Als entscheidenden Grund für die derzeitigen Probleme nennt der Referent jedoch den Bezug zwischen der Religion und dem Staat. Jesus trennt klar mit "gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört und Gott, was Gott gehört". In der Geschichte des Islams ist dessen Begründer Mohammed in einer Person Staatsoberhaupt, Feldherr und oberster geistlicher Führer. Und genau diese Verbindung verleitet die Anführer oft zu Missinterpretation der Regeln mit weitreichenden Folgen. Als eine dieser schwerwiegenden Fehldeutungen nennt der Referent die Bedeutung des Dschihad. Dieser hat im Ursprung nichts mit mörderischer Unterwerfung anderer Menschen zu tun, sondern es bedeutet ein sich Abmühen auf dem Pfad Gottes. Und hier stehen die Werte des Herzens, des Helfens und der Wahrheit an vorderster Stelle. Ein weiteres Problem stellt die Beschreibung im Koran dar, wonach ein Muslim entweder durch aufrichtiges Leben den Himmel erreichen kann oder durch den Märtyrertod. Die IS-Leute interpretieren dies so, dass ihr Morden und Verwüsten völlig egal ist, da sie bei einem Tod in diesen Verbrechen einen klaren Zugang in den Himmel durch ein Hintertürchen erwarten.
Dieser Vortrag vermittelte den vielen interessierten Zuhörern ein wesentlich klareres Bild vom Islam. Dieses Wissen hilft entscheidend, die Menschen aus den Ländern besser zu verstehen und Vorurteilen oder Feindschaften entgegenzuwirken. Wir freuten uns besonders über unsere Gäste aus dem Waldershofer Ortsverband, welche nach Wiesau gekommen waren, um beim Vortrag dabeizusein.