Artikel vom 04.06.2024
Offizielle Verkehrsfreigabe an der Strogenstraße
„Wartenbergs Lebensader“ pulsiert wieder
Erdinger Anzeiger vom 4. Juni 2024
„Wartenbergs Lebensader“ pulsiert wieder
Offizielle Verkehrsfreigabe an der Strogenstraße – Plädoyer für die neue Ampel
Wartenberg – Als Bürgermeister Christian Pröbst ins Mikro spricht, wird’s erst mal unangenehm laut, das Gerät streikt ein bisserl, mancher Zuhörer zieht den Kopf ein. Außerdem gießt es auch am Montagmorgen noch fleißig vom Himmel herunter, sodass die offizielle Verkehrsfreigabe an der Strogenstraße in Wartenberg nach drinnen in die Räumlichkeiten der Freiwilligen Feuerwehr verlegt worden ist. Das und besagtes technisches Problem sind aber nicht weiter tragisch, angesichts des großen Aufwands und all der Aufregung um das „Mammutprojekt, das jetzt endlich fertig ist“, wie Pröbst zufrieden – und nun bei angenehmer Mikrolautstärke – feststellt. „Eine lange Bauzeit ist rum, viele Umleitungen, Staus und Diskussionen sind mit dem heutigen Tag abgeschlossen.“
Ungewöhnlich viele Gäste sind zur Freigabe gekommen. Neben den üblichen Vertretern von Politik, Behörden, Planern oder Baufirma sind nämlich auch zahlreiche Anwohner und Gewerbetreibende vor Ort und werden im Anschluss mit Weißwürsten verköstigt. Wohlverdient nach all den Sperrungen und Umleitungen. Das findet auch die Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales sowie stellvertretende Ministerpräsidentin Ulrike Scharf. Sie fahre oft auf dem Weg nach München durch Wartenberg. Auch während der Bauzeit: „Da habe ich mir gedacht: Ohmeiomei, was die Leute alles aushalten müssen.“
Dass einige Anwohner, etwa an der Moosburger Straße, sauer aufs Rathaus gewesen sind, haben wir mehrfach berichtet. Nun steht aber wieder die Harmonie im Vordergrund. Pröbst sagt, dass viele Anwohner Arbeitern Kaffee gemacht oder einen Kuchen angeboten hätten. „Das ist in keinster Weise selbstverständlich. Das zeigt, dass die Wartenberger das Herz am rechten Fleck haben.“
Rund eineinhalb Jahre hat sich die Großbaustelle auf 800 Metern Länge hingezogen. Baubeginn sollte im Sommer 2022 sein – doch es gab, wie berichtet, Probleme bei der Ausschreibung, weshalb diese wiederholt werden musste. Also verschob sich der Baubeginn bis ins Frühjahr. „Ende 2023 wollten wir fertig sein, aber wir haben die Rechnung ohne Frau Holle gemacht. Ende November lagen über 50 Zentimeter Neuschnee, dann war Winterpause“, blickt Pröbst zurück.
Das Ganze hatte auch sein Gutes – beziehungsweise Günstiges. Die Gesamtkosten waren nämlich zunächst auf rund 3,15 Millionen Euro geschätzt worden. Während der Verzögerungen besserte sich jedoch die finanzielle Lage, und so standen am Ende lediglich 2,1 Millionen Euro. Der Anteil des Marktes liegt bei rund einer Million, 550 000 Euro davon erhält er als Zuschuss. Der Freistaat ist über das Staatliche Bauamt Freising mit einer Million dabei, der Landkreis wegen der Kreisstraße im Ampelbereich mit 100 000 Euro. Ganz final sind die Zahlen noch nicht, die Schlussrechnung steht noch aus.
Nach all den Anstrengungen dürfen sich die Wartenberger nun über barrierefreie Überwege und Bushaltestellen, breitere Gehsteige und zwei Fußgängerampeln anstelle der beiden Zebrastreifen freuen.
Und natürlich über die große Ampel an der Kreuzung mit Marktplatz und Thenner Straße inklusive neuer Abbiegespuren. Okay, über die freut sich nach wie vor nicht jeder. Doch sowohl Pröbst als auch Scharf, Christian Mattmann, Baudirektor und Fachbereichsleiter Straßenbau im Bauamt, sowie stellvertrender Landrat Franz Hofstetter betonen den Beitrag der Ampel zu mehr Verkehrssicherheit – eben nicht nur für die Autofahrer, sondern für alle Verkehrsteilnehmer, nicht zuletzt Kinder und Menschen mit Handicap. „Es gab viele Diskussionen: Braucht’s die Ampel, braucht’s sie nicht? Bei circa 8000 Fahrzeugen pro Tag finde ich schon“, meint Pröbst.
„Ein kleiner Baustein fehlt noch“, kündigt der Bürgermeister an. „Wir bekommen noch eine vorgeschaltete Ampel bei der Einfahrt in den Parkplatz der Feuerwehr, um hier ein sicheres Einfahren zu ermöglichen.“ Wie berichtet, wurde zuletzt viel Gehirnschmalz auch für diese knifflige Stelle verbrannt.
Pröbst lobt ausdrücklich die Zusammenarbeit mit dem Bauamt, und Mattmann sagt sogar, er habe noch nie eine Kommune erlebt, die so aktiv mitgearbeitet habe wie Wartenberg. Mattmann kommt auch auf die vier neuen Busbuchten zu sprechen und darauf, dass auch auf der Erdinger Straße der Fahrbahnbelag erneuert worden ist. Beim starken Regen am Wochenende habe man gesehen, dass es an ein paar Stellen noch nicht ganz passe.
„Die Lebensader von Wartenberg ist endlich saniert“, sagt Scharf zufrieden. Die Barrierefreiheit sei „auch für Familien ein Riesenvorteil“. Und Hofstetter wünscht, „dass keine Unfälle passieren im Herzen Wartenbergs“, während Mattmann bilanziert: „Bei dieser Maßnahme gibt es nur Gewinner.“
Dann ist es Zeit für besagte Weißwürste von der Marktgemeinde – für die Bewirtung sorgt die Feuerwehr, die nach dem schweißtreibenden Hochwasser-Wochenende schon wieder fleißig im Einsatz ist – diesmal aber in gemütlicherer Mission.