Artikel vom 09.10.2024
Das Nahwärmenetz wackelt
Bürgerversammlung
Erdinger Anzeiger vom 9.10.2024 Bericht: MARKUS SCHWARZKUGLER
Wartenberg – Die Feuerwehr hat keine Zeit? Klingt erst mal schlecht, doch für eine Bürgerversammlung darf auch sie mal nicht abrufbar sein. Wie Bürgermeister Christian Pröbst am Montag im Trachtenstadl berichtete, waren Kommandant Martin Stöckl und seine Mannen fleißig am Üben mit dem neuen Löschfahrzeug, das wie berichtet kürzlich in Empfang genommen wurde. „Der neue Stolz“ der Wehr, so Pröbst, war freilich auch Thema während seines einstündigen Ritts quer durch das politische Geschehen im Markt.
Spannende Nachricht: Das Nahwärmenetz wackelt. Denn die Zuschusslage für „das Invest irgendwo zwischen vier und fünf Millionen Euro“ ist laut Pröbst noch unklar. Ohne ausreichend Zuschüsse fehle das Geld. Weiter ist man beim Ärztehaus, erstmals zeigte Pröbst Visualisierungen, wie das künftige Gebäude aussehen könnte. Wie kürzlich berichtet, wird es jetzt doch ein Teilneubau und kein Abriss des Bestandsgebäudes an der Thenner Straße 5. Ziel ist die Fertigstellung bis Mitte 2026. Kostenschätzung: knapp vier Millionen Euro.
Pröbst: Zu wenig Geld vom Staat
Das (fehlende) Geld war ohnehin mehrmals Thema. „Wir brauchen aus München oder Berlin einfach ein bisserl mehr Geld“, sagte Pröbst. Man habe immer mehr Ausgaben fürs Personal, etwa in der Kinderbetreuung – Migration inklusive. Doch der Staat ziehe hier nicht ausreichend nach. „Die Schere geht immer weiter auseinander.“ 2005 habe der Markt noch 3,5 Millionen Euro Schulden gehabt, nun seien es acht Millionen. „Aber wir haben noch a bissl was in der Hinterhand“, beschwichtigte Pröbst mit Blick auf die anstehenden Grundstücksveräußerungen im Neubaugebiet Kleinfeld West. Im Gewerbegebiet Thenn habe man bereits alle Flächen verkauft.
Kritik an hoher Gewerbesteuer
Hier hakte in der abschließenden Bürger-Fragerunde, bei der sich eine Handvoll Wartenberger zu Wort meldeten, Tankstellenbetreiber Martin Deimel nach. Er störte sich am für seinen Geschmack arg hohen Hebesatz für die Gewerbesteuer. Der liege bei 450 von Hundert und damit ein gutes Stück über Städten wie Freising und Erding. München habe mit 490 nur geringfügig mehr. „Wie kommen wir da jetzt mal runter?“, fragte Deimel. Pröbst betonte dazu einmal mehr, dass das auch das Ziel sei, doch das Landratsamt werde nur einen ausgeglichenen Haushalt genehmigen. „Wir haben einfach viele laufende Kosten“, sagte Pröbst. An einer Senkung des Hebesatzes „wäre uns gelegen, aber ich kann nichts versprechen“.
An Ampel scheiden sich die Geister
Pröbst sprach auch die drei neuen Ampeln an. Zur heiß diskutierten Ampel an der neuralgischen Kreuzung Thenner und Strogenstraße sowie Marktplatz „kann ich alle Meinungen verstehen“. Über die Notwendigkeit entscheide das Straßenbauamt Freising, und die Verkehrszählung habe die Ampel gerechtfertigt.
Pröbst verwies auch auf die erfolgreichen Hochwasserschutzmaßnahmen in Pesenlern. Und den Nikolausmarkt, der diesmal vom 6. bis 8. Dezember stattfindet. 26 Stände werden es – aus Platzgründen sei nicht mehr drin, es habe sogar noch mehr Anfragen gegeben. Pröbst zeigte sich auch stolz auf das gelungene Sanierungsprojekt Nikolaibergkapelle, für das man mit Unterstützung zahlreicher Politiker letztlich ausreichend Fördermittel generieren konnte.
Michael Mittermeier beim Kultursommer
Der Bürgermeister rührte auch die Werbetrommel für die neue Heimatinfo-App der drei VG-Gemeinden und den anstehenden Kultursommer, der sich „jetzt super etabliert habe“ und heuer fast immer ausverkauft gewesen sei. Neben den bereits vermeldeten Django 3000 und dem erstmals geplanten dreitägigen Mittelaltermarkt machte Pröbst nun publik, dass auch Kabarettist Michael Mittermeier bei der Auflage 2025 auftreten wird.
Bei der Schulerweitung überbrückt derzeit eine Container-Interimslösung die Zeit, bis der erste Bauabschnitt angepackt werden kann. Er kostet acht Millionen Euro, die Hälfte wird gefördert, unter den beteiligten Gemeinden kommen auf Wartenberg zwei Millionen zu. Mut machte Landrat Martin Bayerstorfer in seinem Grußwort (siehe auch lokale Seite 1). „9+2 war vor zehn Jahren die richtige Entscheidung für die Erweiterung der Mittelschule in Wartenberg“, sagte er.
Als Pröbst den Glasfaserausbau ansprach, war leichtes Murren unter den rund 70 Zuhörern zu vernehmen. „Wo es gerade ein Problem gibt, bitte melden“, sagte er. Ziel sei, im Hauptort bis Ende 2025 fertig zu werden. In den Außenorten kommt allerdings weiter nichts voran, weil dort die Telekom eigenwirtschaftlich nach wie vor nicht tätig werden will. Es sei denn, der Markt sichert Förderungen, der aktuell noch nicht eingetütet sind.
Antrag auf Radwegverlängerung
Einer, der sich in der Aussprache-Runde immer zu Wort meldet, ist Willie Busch. Diesmal fragte er, wie es denn um den Bau des Fuß- und Radwegs an der Strogenstraße vom letzten Supermarkt weiter zum Kreisel am Ortsausgang Richtung Langenpreising bestellt sei. Einen entsprechenden Antrag habe man zusammen mit der Nachbargemeinde bereits gestellt, berichtete Pröbst. Kommende Woche werde es dazu Gespräche geben.
Weiter regelmäßig blitzen lassen wird die Gemeinde im 30er-Bereich Rockelfing/Pesenlerner Straße, wie Pröbst auf besorgte Nachfrage aus der Runde mit Blick auf die Sicherheit für Schüler und Senioren versicherte. Mit dem Einbau von Reflektoren in die Straßenbeleuchtung wäre derweil Johannes Feller geholfen, der an der Kammerstatt wohnt und sich in seinen vier Wänden geblendet fühlt. Pröbst nahm seinen Hinweis auf.
Es gab auch einen Vortrag zu Ultrafeinstaubmessungen in Wartenberg und Ehrungen. Bericht folgt.
Bürger in Zahlen
Einwohner: 6021, davon 3083 männlich und 2938 weiblich
Religionen: 2842 ohne Angaben, 2620 römisch-katholisch, 487 evangelisch etc.
Ausländische Einwohner: 1018 insgesamt, davon 138 ungarisch, 81 kroatisch, 79 bosnisch-herzegowinisch, 72 rumänisch, 67 serbisch, 54 ukrainisch, 52 aus afrikanischen Ländern, 45 italienisch, 40 türkisch, 22 syrisch, 20 afghanisch etc.
MAS
Moosburger Zeitung vom 9.10.2024
Leben mit leeren Kassen
Bürgermeister informiert über Finanzen und Zukunftspläne
Wartenberg. (bs) In Wartenberg lässt sich gut leben, auch wenn die Kassen derzeit leer sind und viele Aufgaben anstehen. Zahlreiche Bürger machten sich so am Dienstag auf, um Fakten und Daten vom Bürgermeister Christian Pröbst in der Bürgerversammlung des Marktes Wartenberg im Trachtenstadl zu erfahren.
Neben Daten zum Haushalt und den Einwohnerzahlen gab der Bürgermeister zuerst einen Rückblick zu den zahlreichen Aufgaben, die im Markt im vergangenen Jahr anfielen und erledigt wurden. Alles stand dabei unter leeren Kassen. So kam man um Erhöhungen bei den Hebesätzen, bei Kindergartengebühren und weiterem nicht herum, um einen genehmigungsfähigen Haushalt zu erreichen. Pröbst: „ Berlin muss einfach den Gemeinden mehr Geld zur Bewältigung der immer mehr und steigenden Aufgaben zur Verfügung stellen“ . Wartenberg bereitet diesbezüglich zusammen mit 26 Gemeinden ein Schreiben vor. So hat zum Beispiel Wartenberg anders als andere Gemeinden im Landkreis 100 Prozent der zugewiesenen Flüchtlinge aufgenommen, was auch bedeutet, dass Einrichtungen für Kinder laufend vergrößert werden müssen. Für die Feuerwehr war ein neues Fahrzeug zu beschaffen, das 530 000 Euro kostete. Es waren aber auch Hochwasser und Schneechaos zu meistern. Besonders ärgerlich ist der anhaltende Vandalismus.
Aber es gab auch erfreuliche Mitteilungen. So konnte man mit Unterstützung von Bundestagsabgeordneten einen Zuschuss von 160 000 Euro zur Sanierung der Nikolaibergkapelle erkämpfen. Die Strogenstraße durch den Ort konnte erneuert werden und es gibt nun zur Sicherheit drei neue Ampeln. Das Baugebiet Kleinfeld West ist fertig und vom fertiggestellten Gewerbegebiet Thenn sind alle Flächen verkauft. Es konnte Notstromversorgung fürs Rathaus, Feuerwehr und Trachtenstadl angeschafft werden.
Der KulturMarkt trotzt den leeren Kassen
Für das kommende Jahr wird es wieder Veranstaltungen vom KulturMarkt geben. Da hat man schon die Zusage von Django 3 000 und Michael Mittermeier. Es soll auch ein Mittelalterfest stattfinden. Auch das Volksfest findet wieder, diesmal mitten in den Pfingstferien statt. Die angeschafften Container für weitere Schulräume können am 14. Oktober bezogen werden. Für das angedachte Nahwärmenetz ist der Zuschuss vakant. Am 6. November wird der Marktrat hierzu weiter beraten. Das Ärztehaus ist in Planung, hier erwartet man Ende nächstes Jahr die Baugenehmigung und die folgende Bauzeit wird ungefähr 1,5 Jahre betragen. Bei der Marie-Pettenbeck-Schule fehlen 2 000 Quadratmeter Unterrichtsraum. Die Planungen zeigten, dass hierfür 8 Millionen Euro nötig sind, von denen die Hälfte als Zuschuss erwartet wird. Für den Markt werden rund 2 Millionen Euro anfallen, den Rest tragen die weiteren Gemeinden des Schulverbandes. Umgehend in Angriff genommen werden die Sanitäranlagen, die nicht mehr tragbar sind. Der weitere Ausbau erfolgt je nach Haushaltslage. Der Glasfaserausbau von der Telekom schreitet voran, allerdings ist die Telekom nicht bereit, auch Glasfaser in den Außenorten zu verlegen. Eine weitere große Aufgabe ist die Überplanung des Marktplatzes, für die erste Untersuchungen für Gebäude im Gemeindebesitz laufen.
Möglichkeit für die Bürger Fragen zu stellen
Nach einem Bericht von Landrat Martin Bayerstorfer (siehe eigenen Bericht) gab es die Möglichkeit für die Bürger, Fragen zu stellen.
Willi Busch forderte für die Strogenstraße vom Ende des erfolgten Ausbaus bis zum Kreisel einen Rad- und Fußweg. Bürgermeister Pröbst konnte mitteilen, dass hierfür zusammen mit Langenpreising bereits ein Antrag gestellt wurde.
Ein Gewerbetreibender bemängelte den Hebesatz von 450 bei der Gewerbesteuer. In München liegt der bei 490, in Freising bei 395 und in Erding bei 363. Die Gewerbesteuer im kleinen Markt sei so viel zu hoch, es verhindere die Ansiedlung von Gewerbetreibenden und müsse gesenkt werden. Der Bürgermeister konnte ihm nur mitteilen, dass ihm die Hände gebunden seien, denn er müsse einen genehmigungsfähigen Haushalt zusammenbringen. Er selbst wie auch die Markträte findet die Gewerbesteuer als zu hoch. Man werde so bald es möglich ist, diese auch wieder senken.
Eine Frage, ob es beim Nahwärmenetz einen Zwangsanschluss gäbe, konnte Pröbst verneinen. Weitere Anfragen betrafen Straßenbeleuchtung und Grünschnitt der Gemeinde sowie Heckenschnitt der Bürger.
Herausforderungen
Bericht des Landrats zu Krankenhäusern
Ultrafeinstaub: Erschreckende Werte
Messungen in Wartenberg vorgestellt
Oswald Rottmann vom Bürgerverein Freising präsentiert die Meßergebnisse für Ultrafeinstaub in der Flughafenregion. Wenn auch die Inhalte für einige der Anwesenden zu ausführlich und zu wissenschaftlich waren, kamen auch für Wartenberg interessante Erkenntnisse zutage.
Zum Bericht im Erdinger Anzeiger vom 10.10.2024