Ortsverband Wartenberg

Tempo 20 und Einbahnstraße?

Mobilitätskonzept

Erdinger Anzeiger

Freitag, 27. Oktober 2023, Erdinger Anzeiger / Lokalteil

Tempo 20 und Ein­bahn­stra­ße am Markt­platz?

Mo­bi­li­täts­kon­zept für War­ten­ber­ger Orts­mit­te vor­ge­stellt – Aus­bau der Si­cher­heit ein Ziel VON MAR­KUS SCHWARZ­KUG­LER

Im Ortskern von Wartenberg ein verkehrsberuhigter Geschäftsbereich – das ist eine der vorgeschlagenen Maßnahmen des Mobilitätskonzepts. Karte: gevas humberg & partner War­ten­berg – Mit der ak­tu­el­len Groß­bau­stel­le ist die Ver­kehrs­la­ge im War­ten­ber­ger Zen­trum ge­ra­de ver­zwickt. Für die Zeit, wenn die Ar­bei­ten mal ab­ge­schlos­sen sind, hat die Markt­ge­mein­de etwas mehr Ruhe und Ord­nung im Vi­sier. Dem Markt­rat wurde am Mitt­woch­abend ein so­ge­nann­tes Mo­bi­li­täts­kon­zept zur Er­reich­bar­keit der Orts­mit­te vor­ge­stellt. Stich­wor­te unter an­de­rem: Tempo 20, Ein­bahn­stra­ßen­re­ge­lung, mehr Si­cher­heit. Be­schlos­sen wurde auf­grund der Fülle der In­for­ma­tio­nen erst mal nichts, doch die Räte zogen be­reits ein po­si­ti­ves Fazit.

Das Kon­zept stell­te Mi­cha­el Kunz vom Münch­ner In­ge­nieur­bü­ro gevas hum­berg & part­ner vor. Die­ses hat zu­nächst die Aus­gangs­si­tua­ti­on im Fuß- und Rad­ver­kehr, im ÖPNV sowie im flie­ßen­den und ru­hen­den Kfz-Ver­kehr ana­ly­siert, dann Stär­ken, Schwä­chen, Chan­cen und Ri­si­ken ab­ge­wo­gen und sogar Sze­na­ri­en ent­wi­ckelt für eine Süd­west-Um­fah­rung des Markt­plat­zes. Markt­platz sowie Obere und Un­te­re Haupt­stra­ße wür­den von einer Um­ge­hungs­stra­ße aber kaum pro­fi­tie­ren, zudem wären dort laut einer Un­ter­su­chung zu we­ni­ge Autos un­ter­wegs.

Für Kunz und auch die Räte schon we­sent­lich in­ter­es­san­ter klang da eine Ein­bahn­stra­ßen­re­ge­lung im öst­li­chen Be­reich des Markt­plat­zes. Laut Kunz wäre ein Vor­teil, dass Stell­plät­ze an der Stra­ße auf der Ost­sei­te der Obe­ren Haupt­stra­ße wei­ter über den Markt­platz ver­las­sen wer­den könn­ten. Auch die auf der Nord­sei­te des Plat­zes seien in Rich­tung der Ein­bahn­füh­rung an­fahr­bar. Folge sei eine ge­rin­ge­re Mehr­be­las­tung der Auf­ha­mer und der Obe­ren Haupt­stra­ße. Doch Schleich­ver­kehr über den Park­platz des Netto-Markts sei wei­ter­hin zu er­war­ten. Ein Wen­den sei nicht not­wen­dig, da Ver- und Ent­sor­gung von Osten mög­lich blei­be.

Für den Markt­platz sowie die Obere und Un­te­re Haupt­stra­ße schlägt Kunz einen ver­kehrs­be­ru­hig­ten Ge­schäfts­be­reich vor. Die Ab­wä­gung, ob Tempo 20 oder 30, sei mit dem Land­rats­amt zu tref­fen. „Im Sinne einer ein­heit­li­chen Ver­kehrs­re­ge­lung wäre es sinn­voll, die Ver­kehrs­be­ru­hi­gung nach Nor­den bis zur Auf­ha­mer Stra­ße zu ver­län­gern“, schlägt Kunz vor. Sonst komme es zu häu­fig wech­seln­den Ge­schwin­dig­keits­be­schrän­kun­gen. Im Süden emp­fiehlt das Büro eine Aus­deh­nung des ver­kehrs­be­ru­hig­ten Ge­schäfts­be­reichs bis zum Bür­ger­haus.

Mit Blick auf Par­ken, Hal­te­ver­bo­te und eben Ge­schwin­dig­keits­li­mits schlägt Kunz vor, die Re­ge­lun­gen so­wohl im ru­hen­den als auch im flie­ßen­den Ver­kehr zu bün­deln und die ver­schie­de­nen Be­schil­de­run­gen an einem Stand­ort zu­sam­men­zu­fas­sen.

Neben einer Ein­bahn­stra­ße am öst­li­chen Markt­platz steht auch die Sper­rung die­ses Be­reichs im Raum. Doch was von bei­dem um­set­zen? Dazu wer­den die Räte noch viel ab­wä­gen müs­sen. Denn je nach­dem wird der Ver­kehr auf dem Markt­platz un­ter­schied­lich stark ent­las­tet, gibt es mehr oder we­ni­ger Ge­stal­tungs­spiel­räu­me süd­lich des Rat­hau­ses. Be­rück­sich­tigt wer­den müs­sen auch As­pek­te wie der Um­gang mit Wen­de­ver­keh­ren, Um­we­ge beim An­fah­ren der Obe­ren Haupt­stra­ße oder die Mehr­be­las­tung der Auf­ha­mer Stra­ße. Was die künf­ti­ge Ver­kehrs­füh­rung am Markt­platz an­geht, emp­fiehlt das Büro so oder so die Be­tei­li­gung der Öf­fent­lich­keit.

Das Maß­nah­men­pa­ket ent­hält noch ei­ni­ge Punk­te mehr, unter an­de­rem auch Um­ge­stal­tun­gen für mehr Si­cher­heit für den Rad­ver­kehr an Kno­ten­punk­ten, etwa durch rote Ein­fär­bun­gen oder Pik­to­gram­me auf der Stra­ße. Hier hat das Kon­zept die Then­ner, Pe­sen­ler­ner und Er­din­ger Stra­ße im Fokus. Kunz schlug auch vor, die Lücke zwi­schen dem Geh­weg ent­lang der Stro­gen­stra­ße und dem Kreis­ver­kehr zu schlie­ßen. Und er brach­te als Al­ter­na­ti­ve einen Geh- und Rad­weg ent­lang der Stro­gen ins Spiel, als Ver­bin­dung von Priso- und Auf­ha­mer Stra­ße. „Er würde den west­li­chen Orts­kern bes­ser an­bin­den, aber den Ein­zel­han­del schlech­ter er­schlie­ßen.“ Für mehr Si­cher­heit im Ver­kehr wird auch emp­foh­len, die Orts­ein­gän­ge ge­stal­te­risch her­vor­zu­he­ben. Durch die Um­ge­stal­tung und Sa­nie­rung der Stro­gen­stra­ße (bar­rie­re­freie Bus­hal­te, brei­te­re Geh­we­ge, Ampel etc.) wird laut Kunz schon ak­tu­ell ei­ni­ges um­ge­setzt. Mit sei­nem Vor­schlag, die Stell­platz­sat­zung auf­zu­wei­chen, ern­te­te er je­doch Kri­tik von Edu­ard Ertl (Neue Mitte) und Franz Gerst­ner (CSU). Beide spiel­ten auf fürs Par­ken nicht ge­nutz­te Ga­ra­gen und an der Stra­ße ab­ge­stell­te Autos an. „Teils haben wir Hal­te­ver­bo­te er­las­sen, dass man noch um die Kurve kommt“, so Ertl. Zudem sei die Über­wa­chung schwie­rig.

Davon ab­ge­se­hen gab es viel Lob. „Sie haben einen tol­len Job ge­macht“, sagte Bür­ger­meis­ter Chris­ti­an Pröbst (CSU) zu Kunz. „Den ver­kehrs­be­ru­hig­ten Be­reich finde ich ganz span­nend. Wir wol­len das da oben eh ein bis­serl be­ru­hi­gen.“ Und Mi­cha­el Pau­li­ni (SPD) mein­te: „Mit dem Bün­del an Lö­sungs­vor­schlä­gen kann der Ge­mein­de­rat ar­bei­ten.“