Ortsverband Wartenberg

Markt­rat dis­ku­tiert Stel­lung­nah­men

Kleinfeld West

Bericht aus dem Erdinger Anzeiger vom 18. Januaer 2022 VON MAR­KUS SCHWARZ­KUG­LER

 „Die Bür­ger nicht be­vor­mun­den“

Klein­feld West: Markt­rat dis­ku­tiert Stel­lung­nah­men – Sedl­mai­er kri­ti­siert Rutz

Geht in die nächste Auslegungsrunde: Der Bebauungsplan Kleinfeld West bietet 230 Bürgern Platz. Grafik: Pezold War­ten­berg – Die Wohn­raum­ent­wick­lung wird in War­ten­berg ak­tu­ell vom Neu­bau­ge­biet Klein­feld West be­stimmt. In der Markt­rats­sit­zung stan­den zum ers­ten Mal die Stel­lung­nah­men der Öf­fent­lich­keit auf dem Pro­gramm. Die Bil­li­gung des Be­bau­ungs­plan­ent­wurfs er­ging nach einer en­ga­gier­ten De­bat­te nicht ohne Ge­gen­stim­men.

Nicht jeder Rat ist glück­lich mit der Pla­nung. Pla­ner Franz Pe­zold stell­te die Ein­wän­de vor. Sie wür­den sich alle noch auf die erste Plan­fas­sung von Ende 2017 be­zie­hen. Dass seit­dem noch­mals or­dent­lich um­ge­plant wurde, ist be­kannt. „Aber es han­delt sich um den glei­chen Gel­tungs­be­reich, des­we­gen sind die Stel­lung­nah­men re­le­vant und nicht über­holt“, er­klär­te der Ar­chi­tekt.

Aus der Bür­ger­schaft hatte sich nur ein Ein­wen­der ge­mel­det, das aber aus­führ­lich. Pe­zold zu­fol­ge hat die Per­son ein Haus am Wei­her­feld. Sie habe be­ob­ach­tet, dass das Grund­was­ser dort immer wei­ter stei­ge. Schuld daran sind laut Ein­wen­der die Neu­bau­ge­bie­te. Pe­zold sagte, er er­war­te „nur ge­rin­ge Aus­wir­kun­gen“ auf das Grund­was­ser, den­noch wird die Ge­mein­de eine Stel­lung­nah­me des Bo­den­gut­ach­ters ein­ho­len, der be­reits mit dem Grund­was­ser­mo­ni­to­ring im Ge­biet War­ten­berg West II be­fasst ist. Dort wur­den Pe­zold zu­fol­ge be­reits Mess­stel­len ein­ge­rich­tet, nach­dem es dort den­sel­ben Ein­wand ge­ge­ben hatte. Bei Be­darf könne man die Pla­nung an die Er­geb­nis­se an­pas­sen. In Bezug auf einen wei­te­ren zen­tra­len Kri­tik­punkt des Ein­wen­ders ver­si­cher­te Pe­zold, dass das Über­schwem­mungs­ge­biet der Stro­gen nicht bis nach Klein­feld West rei­che.

Auch di­ver­se Be­hör­den hat­ten Stel­lung­nah­men ab­ge­ge­ben. So etwa die Un­te­re Im­mis­si­ons­schutz­be­hör­de, die auf die Ein­hal­tung der Lärm­richt­wer­te hin­weist, vor allem im Hin­blick auf die bei­den gro­ßen Ge­schoss­woh­nungs­bau­ten. Wie Pe­zold je­doch klar­mach­te, be­fin­det sich in der Nähe zwar ein Misch­ge­biet mit Ge­wer­be. Zu­nächst komme je­doch das – lo­gi­scher­wei­se nicht allzu laute – Haus War­ten­berg. „Ich kann mir vor­stel­len, dass es hier gar keine Maß­nah­men braucht“, schluss­fol­ger­te er. Wie der Markt­rat be­schloss, wird je­doch in die Grund­stücks­kauf­ver­trä­ge für die bei­den öst­li­chen Par­zel­len die Ver­pflich­tung auf­ge­nom­men, dass die Ein­hal­tung der Richt­wer­te für die Wohn­häu­ser unter Be­rück­sich­ti­gung des Ge­wer­bes in der Nach­bar­schaft nach­zu­wei­sen ist.

Die viel­leicht über­ra­schen­de Frage nach dem Be­darf für das Neu­bau­ge­biet stellt der Fach­be­reich Bauen und Pla­nungs­recht des Land­rats­amts: „Nach un­se­rer Ein­schät­zung fehlt noch die Dar­le­gung des kon­kre­ten Be­darfs und seine Ein­bin­dung in die städ­te­bau­li­che Ar­gu­men­ta­ti­on.“ Für Pe­zold wie auch die Mark­t­rä­te ist der je­doch of­fen­sicht­lich. Klein­feld West sei Teil einer auf 15 Jahre an­ge­leg­ten Ent­wick­lung, die im Flä­chen­nut­zungs­plan dar­ge­stellt und wei­ter fort­ge­schrie­ben wor­den sei, er­läu­ter­te Pe­zold. Und: „Die Nach­fra­ge nach Bau­grund­stü­cken über­steigt das An­ge­bot re­gel­mä­ßig bei Wei­tem.“ 45 von 114 Teil­neh­mern hät­ten bei der Um­fra­ge im Som­mer an­ge­ge­ben, sich wohn­lich in­ner­halb der nächs­ten drei Jahre ver­än­dern zu wol­len. „21 möch­ten selbst bauen.“

Die Un­te­re Na­tur­schutz­be­hör­de lobte die ge­plan­ten Blüh­flä­chen und riet dazu, diese durch Pflö­cke ab­zu­gren­zen. Statt­des­sen könn­te man doch lie­ber gleich eine Baum­rei­he pflan­zen, regte Do­mi­nik Rutz (Grüne) an. Dann sei es aber mit der Zu­fahrt schwie­rig, gab Bür­ger­meis­ter Chris­ti­an Pröbst (CSU) zu be­den­ken. Im Nor­den des Ge­biets gren­zen Acker­flä­chen an. 2. Bür­ger­meis­te­rin Carla Marx (Neue Mitte) mein­te, man könne Sträu­cher pflan­zen. „Da kann man aber auch nicht drü­ber­fah­ren“, mein­te Pröbst und sagte: „Wir schau­en mal, was wir dort pflan­zen.“ Franz Gansl­mai­er (FWG) mahn­te, man müsse auf­pas­sen, dass die Blüh­strei­fen nicht als Ab­la­ge­ort für Mäh­gut miss­braucht wer­den. Er habe es in sei­ner be­ruf­li­chen Kar­rie­re des Öf­te­ren er­lebt, dass An­woh­ner ge­mäh­tes Gras über den Zaun wer­fen.

Das Wohn­ge­biet be­steht aus vier Tei­len. Ers­tens vier Dop­pel­häu­ser im Süden, zwei­tens klei­ne­re Ein­fa­mi­li­en­häu­ser mit rund 400 Qua­drat­me­tern Grund, drit­tens grö­ße­re Ein­zel­par­zel­len – hier emp­fiehlt Pe­zold, sie für je zwei Wohn­ein­hei­ten zu un­ter­tei­len – und vier­tens die bei­den Ge­schoss­woh­nungs­bau­grund­stü­cke. Ent­hal­ten ist ein Mehr­ge­ne­ra­tio­nen­wohn­haus an der Ecke Then­ner/Pfar­rer-Rot­ter-Stra­ße. „Ich find’s sehr ge­lun­gen“, be­fand Pröbst. „Das Ver­bot fos­si­ler Brenn­stof­fe soll­ten wir in un­se­re Klau­sur am 5. Fe­bru­ar mit­neh­men“, mein­te er. Denn die­ses Thema habe in einem Be­bau­ungs­plan nichts ver­lo­ren. Es sei in Ord­nung, das Nah­wär­me­netz wegen des aus­ste­hen­den Quar­tiers­kon­zepts noch aus­zu­klam­mern, mein­te Rutz. Er for­der­te al­ler­dings – was aber erst mal nicht wei­ter­ver­folgt wurde – So­lar­dä­cher im Be­bau­ungs­plan vor­zu­schrei­ben. Auf Rutz’ For­de­rung hin wird eine For­mu­lie­rung hin­sicht­lich Kies- und Schot­ter­flä­chen ver­schärft. Reine Flä­chen die­ser Art sind nun nicht er­laubt.

Josef Sedl­mai­er (CSU) war von Rutz’ For­de­run­gen ein wenigge­nervt. Man müsse den Bür­gern auch Frei­räu­me las­sen und sie nicht nur be­vor­mun­den. Er kenne ei­ni­ge, die sich wegen der Angst vor Blitz­ein­schlä­gen nicht trau­en wür­den, PV auf dem Dach zu in­stal­lie­ren, er­zähl­te er. Die Bil­li­gung der Plan­fas­sung er­ging bei vier Ge­gen­stim­men von Mi­cha­el Pau­li­ni und Mi­cha­el Gru­ber (beide SPD), Edu­ard Ertl (Neue Mitte) und Mar­ti­na Sche­yhing (Grüne).

Wie be­rich­tet, ist nicht jeder Rat glück­lich mit der Pla­nung und hätte sich unter an­de­rem mehr Bauen in die Höhe statt vie­ler Ein­fa­mi­li­en­häu­ser ge­wünscht. Durch die letzt­lich ge­wähl­te Pla­nungs­va­ri­an­te ver­rin­gert sich Zahl der Bür­ger, die in Klein­feld West un­ter­kom­men wer­den, von 300 auf 230. Die zwei­te Aus­le­gung des Be­bau­ungs­plans soll im Fe­bru­ar er­fol­gen.