Ortsverband Wartenberg

War­ten­bergs alte Ge­mäu­er sol­len auf­blü­hen

Ideen von Se­nio­ren­woh­nen über Rat­haus­er­wei­terung

Auf seinen Zustand untersucht wird unter anderem auch das alte Zollhaus am Nikolaiberg. © Roland Albrecht

Wie lässt sich der Bereich am und unweit des Marktplatzes sinnvoll aufwerten? Fünf alte Gebäude hat die Marktgemeinde dafür im Visier, es gibt diverse Nutzungsmöglichkeiten. Nur: Lohnt es sich über­haupt, die Häu­ser zu sa­nie­ren, oder ist ihr bau­li­cher Zu­stand schon zu schlecht dafür? Dar­über soll eine Sa­nie­rungs­be­ra­tung Auf­schluss geben. Der Markt­rat hat ein­stim­mig be­schlos­sen, dass sie aus­ge­schrie­ben wird.

Erdinger Anzeiger vom 5.4.2021 Bericht Markus Schwarzkugler 

War­ten­berg

Bei den fünf Ge­bäu­den han­delt es sich um die alte Bä­cke­rei und das ehe­ma­li­ge Wirts­haus Sie­ben­bür­ger am Markt­platz. Wie diese bei­den lie­gen auch die drei Ge­bäu­de an der Ni­ko­lai­berg­stra­ße in un­mit­tel­ba­rer Nach­bar­schaft zu­ein­an­der: die Ob­dach­lo­sen­un­ter­kunft, der alte Eis­kel­ler der Braue­rei und das alte Zoll­haus. Drei Lie­gen­schaf­ten be­fin­den sich in der Hand des Mark­tes, die Ei­gen­tü­mer der bei­den wei­te­ren sind für eine Über­pla­nung offen und haben sogar eine Be­tei­li­gung an den Kos­ten zu­ge­sagt. Das be­rich­te­te Stadt­pla­ne­rin As­trid Wei­sel, die dem Markt­rat die Aus­schrei­bung er­läu­ter­te.

Sie stell­te klar: „Grund­sätz­lich sind die Lage am Hang, die städ­te­bau­li­che Struk­tur der Ge­bäu­de sowie die Ku­ba­tur und Stel­lung zum Markt­platz orts­bild­prä­gend.“ Die Ge­bäu­de seien zwar denk­mal­recht­lich nicht ge­schützt, „in ihrer Größe, Stel­lung und Aus­rich­tung bil­den sie je­doch sehr gut den alten Orts­kern des Mark­tes War­ten­berg ab und sind daher iden­ti­täts­stif­tend“, so Wei­sel.

Ent­wi­ckeln will der Markt das Areal mit Un­ter­stüt­zung der Städ­te­bau­för­de­rung, ge­ge­be­nen­falls auch der Wohn­raum­för­de­rung. „Be­zo­gen auf die Bau­sub­stanz kann der­zeit nicht be­ur­teilt wer­den, ob ein Er­halt der Ge­bäu­de wirt­schaft­lich sinn­voll ist“, sagte die Pla­ne­rin. Aus Grün­den wie bei­spiels­wei­se Brand­schutz stün­den ei­ni­ge Häu­ser leer, wei­te­re seien ein­sturz­ge­fähr­det.

Laut Wei­sel sol­len am Ni­ko­lai­berg An­ge­bo­te an­ge­sie­delt wer­den, die dem be­eng­ten Raum ge­recht wer­den und die Orts­mit­te stär­ken. Die Pla­ne­rin sprach von einem „at­trak­ti­ven räum­li­chen Ab­schluss“ des Markt­plat­zes.

Wenn die Ge­bäu­de ein­mal auf Vor­der­mann ge­bracht wor­den sind, ist für ihre Nut­zung ei­ni­ges mög­lich. Als Bei­spie­le nann­te Wei­sel se­nio­ren­ge­rech­tes Woh­nen, Ta­ges­pfle­ge oder Se­nio­ren­ca­fé, die Er­wei­te­rung des Rat­hau­ses ge­ge­be­nen­falls mit mul­ti­funk­tio­na­lem Saal, die Er­wei­te­rung oder Um­ver­le­gung der Bü­che­rei, Ein­zel­han­del, Gas­tro­no­mie oder eine Tief­ga­ra­ge im Hang.

Fünf Fach­bü­ros sol­len be­züg­lich eines An­ge­bots an­ge­schrie­ben wer­den. Die Aus­schrei­bung der Sa­nie­rungs­be­ra­tung er­folgt in drei Leis­tungs­stu­fen. In der ers­ten geht es unter an­de­rem um die au­gen­schein­li­che Zu­stands­be­wer­tung und um die Frage, ob das Ge­bäu­de über­haupt er­hal­ten wer­den soll. Leis­tungs­stu­fe zwei sieht Bo­den­gut­ach­ten und die Be­ur­tei­lung der Hang­si­tua­ti­on vor, dazu eine Schad­stoff- und Alt­las­ten­un­ter­su­chung. Lohnt es sich, etwas zu un­ter­neh­men, kommt op­tio­nal die drit­te Stufe hinzu – die ver­tief­te Sub­stanz­be­wer­tung. Sa­nie­rung oder Er­satz­neu­bau, (Teil-)Ab­riss, Kos­ten, Auf­wand, Er­trag und wel­che Nut­zung über­haupt? Unter an­de­rem um diese Fra­gen ginge es dann.

Zwei bis drei Mo­na­te könn­te es dau­ern, bis Er­geb­nis­se vor­lie­gen. Das schätz­te Bür­ger­meis­ter Chris­ti­an Pröbst auf Nach­fra­ge von Mar­tin Ham­ber­ger (beide CSU). Für die An­ge­bots­ab­ga­be müsse man den Büros zu­nächst vier Wo­chen Zeit geben, er­klär­te Wei­sel. Mar­ti­na Sche­yhing (Grüne) er­kun­dig­te sich nach den Kos­ten für die Sa­nie­rungs­be­ra­tung. Laut Pla­ne­rin ist das stark ab­hän­gig davon, ob die drit­te Leis­tungs­stu­fe zur An­wen­dung kommt. Pröbst wurde ge­nau­er und sagte: „70 000 bis 80 000 Euro ste­hen im Raum.“ 60 Pro­zent För­de­rung sei­tens der Re­gie­rung von Ober­bay­ern sind laut Bür­ger­meis­ter drin, und die Ei­gen­tü­mer wür­den eben auch mit­zah­len. Für den alten Braue­rei-Eis­kel­ler liege be­reits ein Gut­ach­ten vor.

Mit dem zu­stän­di­gen Büro soll es eine ge­mein­sa­me Orts­be­ge­hung mit Ge­mein­de­ver­tre­tern geben. Prä­sen­ta­tio­nen in­klu­si­ve Dis­kus­si­on im Ge­mein­de­rat wer­den fol­gen, ge­nau­so wie di­ver­se Fach­ge­sprä­che, unter an­de­rem mit den Ei­gen­tü­mern der an­gren­zen­den Grund­stü­cke.