Ortsverband Wartenberg

Bürgermeister Christian Pröbst:

Wir sollten ein Zeichen setzen als Gemeinderat, dass wir wieder Kultur haben wollen

Kultursommer auf dem Nikolaiberg

Wartenberg setzt mit Open-Air-Beschluss ein Zeichen für die Kultur

Der Wartenberger Marktrat hat sich trotz aller Corona-Unwägbarkeiten zu einem Kultursommer auf dem Nikolaiberg entschieden. Das Ganze erfolgte nicht ohne Debatte.

Bericht von Markus Schwarzkugler aus dem Erdinger Anzeiger vom 4. Februar 2021

Wartenberg – Es war ein kleiner Lichtblick in einer kulturell dunklen Zeit: Vergangenen August hatten es viele fleißige Helfer in Wartenberg geschafft, trotz aller Corona-Sicherheitsvorkehrungen spontan binnen kürzester Zeit ein Open-Air-Konzert mit der Band DeSchoWieda auf dem Nikolaiberg auf die Beine zu stellen. Es sollte eine Riesensache werden für die knapp 200 zugelassenen Besucher.

Schnell kam der Gedanke hoch: Vielleicht geht ja im Sommer 2021 mehr als „nur“ ein Konzert. In seiner Sitzung am Mittwochabend in der Strogenhalle hat sich der Marktrat trotz aller pandemiebedingten Unwägbarkeiten klar hinter diese Idee gestellt. Um den einen oder anderen Punkt gab es dennoch Diskussionen.

„Wir sollten ein Zeichen setzen als Gemeinderat, dass wir wieder Kultur haben wollen“, sagte Bürgermeister Christian Pröbst (CSU). Es gehe um „die Verbundenheit mit unseren Bürgern und Vereinen“. Pröbst kann sich neben weiterer Kunst vier Konzerte – für alle Altersschichten – vorstellen, die gegen 18/19 Uhr beginnen und gegen 22 Uhr enden sollen. Die Bewirtung sollen Gastronomen oder Vereinen übernehmen, die Bühne und den Toilettenwagen stellt der Markt, den Pröbst auch als Veranstalter auftreten lassen will. Die Idee dahinter ist auch: Sollten die Vereine auf Kosten sitzen bleiben – etwa wegen coronabedingter Ausfälle oder schlechten Wetters –, sollen sie die Gemeinde hinter sich wissen. Sollten die Unkosten nicht über den Ticketverkauf eingenommen werden, würde sie der Markt übernehmen – in einer Höhe von maximal 4000 Euro.

An der Durchführung der Veranstaltung wurde quer durch die Fraktionen nicht gezweifelt. Es gehe darum, den Künstlern zu zeigen: „Ihr seid nicht allein“, meinte etwa Nina Hieronymus (CSU). Michael Paulini (SPD) wollte allerdings neben dem Nikolaiberg auch andere Örtlichkeiten wie unter anderem den Skaterpark ins Spiel bringen. Auf dem Nikolaiberg könne das Ganze wetterbedingt „auch mal in die Hose gehen“. Im Gegensatz zum Konzert im Vorjahr habe man nun mehr Zeit, auf die Vereine zuzugehen und ihnen die Möglichkeit zu geben, auch anderswo etwas anzubieten, so Paulini.

„Die Örtlichkeit ist fix“, meinte Pröbst dazu. Er hielt nicht viel davon, „die Bühne fünfmal auf- und abzubauen“. Die Vereine könnten sich bei ihm aber über weitere Möglichkeiten erkundigen. Zudem sollten die Sportreferenten Isabell Haindl, Michael Pröbst (beide CSU) und Michael Gruber (SPD) die Vereine gezielt ansprechen.

Wie in der Mittwochsausgabe berichtet, hat der Kulturmarkt großes Interesse, bei der Koordination mit anzupacken. „Die sind wild entschlossen“, berichtete 3. Bürgermeister Bernd Scheumaier (CSU) von einem Telefonat mit Stephanie Weltrich-Streit. Das bestätigte Heike Kronseder (FWG), deren Mann Wolfgang Vorsitzender des Kulturmarkts ist. Sie schlug Auftritte von Chören vor. „Die Veranstaltung könnte der Anfang einer Sommer-Kulturreihe werden, die jedes Jahr stattfindet“, meinte Kronseder.

Martina Scheyhing (Grüne) nannte den Kultur-Sommer, für den es noch keinen Namen gibt, eine „tolle Sache“, sah jedoch die Gefahr der Vermüllung bei mehreren Tagen mit Konzerten. Das Aufräumen habe beim DeSchoWieda-Konzert gerade mal eine halbe Stunde gedauert, meinte Bürgermeister Pröbst dazu. „Das ist ja auch keine Sauf-Veranstaltung. Keine Sorge“, beschwichtigte er.

Gruber bat derweil um eine eigene Abstimmung zum Thema Veranstalter. Er hätte lieber die Vereine als eben solche gesehen. Sie hätten in der Vergangenheit gute Arbeit geleistet und ihre Kassen gefüllt. Das sei bei der Gemeinde als Veranstalter nicht immer so gewesen. „Ich muss nicht alles verstehen“, meinte Pröbst etwas angefressen dazu. Und Josef Sedlmaier (CSU) konnte nicht nachvollziehen, warum der Beschluss in dieser doch so tollen Angelegenheit gespalten werden müsse. „Da wird mit Kanonenkugeln auf Spatzen geschossen“, schimpfte er.

Michael Pröbst sah keinen Widerspruch in der Beteiligung der Vereine und dem Markt als Veranstalter. Sobald wieder was möglich sei, würden die Vereine ohnehin die Initiative übernehmen, schließlich würden sie ihren Mitgliedern etwas bieten wollen. Und Kronseder ergänzte: „Wenn ich als kleiner Verein weiß, dass der Markt aufbaut und ich als Verein bloß zu spielen brauche, dann finde ich das ein irrsinnig tolles Angebot. Die Kultur braucht wieder Raum.“

Einstimmig beschloss der Marktrat letztlich die Durchführung der Veranstaltung im Sommer und die Kostenbeteiligung in Höhe von maximal 4000 Euro. Für Grubers Idee der Vereine als Veranstalter stimmten lediglich er selbst, sein SPD-Kollege Paulini und Dominik Rutz (Grüne).