Ortsverband Wartenberg

Positionspapier der Frauen-Union Bayern

Corona darf kein Bildungskiller sein!

Ulrike Scharf, MdL, Landesvorsitzende Frauen-Union Bayern Staatsministerin a.D.

München, im Januar 2021. Seit knapp einem Jahr leben wir im Corona-Krisenmodus. Ein Jahr, in dem Familien Schulunterricht und Kinderbetreuung erleben, wie es vorher noch nie der Fall war. Distanzlernen mit Hilfe von Video- und Lernplattformen, Notbetreuung, die Frage nach der Qualität der Bildung und Zukunftsangst sind zu beherrschenden Themen geworden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kindertageseinrichtungen und die Schulfamilie stehen durch Corona ebenfalls vor großen Herausforderungen, haben Außergewöhnliches geleistet und großen Einsatz gezeigt.
Die Frauen-Union Bayern versteht Bildung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Eine qualitativ hochwertige Bildung für unsere Kinder ist auch in Corona-Zeiten unerlässlich: Bildung ist unser Zukunftsgarant - sie ist das bedeutendste Gut unserer Gesellschaft! Denn Bildung schafft Wissen, sie entwickelt Persönlichkeiten und sie fördert soziale Kompetenzen. Lücken in der Bildung können fatal sein und dürfen nicht entstehen. Daher fordert die Frauen-Union:„Corona darf kein Bildungskiller sein!“

Schulen

Die Zukunftschancen unserer Schülerinnen und Schüler dürfen durch die Corona-Pandemie nicht beeinträchtigt werden. Die sogenannten „Corona-Jahrgänge“, die vom Virus ihrer Möglichkeiten beraubt werden, darf es nicht geben. Auch in Corona-Zeiten muss Chancengleichheit zu den vorherigen Absolventinnen und Absolventen bestehen. Der Distanzunterricht in der aktuellen Form ist kein gleichwertiger Ersatz für Unterricht in den Klassenräumen. Es muss Verlässlichkeit für die Schulfamilie geschaffen werden.
Frauen organisieren derzeit den Familienalltag neu und übernehmen in großen Teilen das Home-Schooling neben ihrem Beruf oder reduzieren ihre Arbeitszeit. Durch Corona darf es aber keine Rolle rückwärts geben. Wir müssen verhindern, dass Frauen durch die Corona-Pandemie wieder in alte Rollenmuster zurückgedrängt werden. Familie und Beruf müssen für Frauen und Männer gleichermaßen auch jetzt vereinbar sein!
Wir fordern daher unter der Einhaltung strenger Schutz-, Hygienekonzepte und einer klaren Teststrategie:

  • Den schnellstmöglichen Präsenzunterricht für alle Abschlussklassen.
  • Wechselunterricht für alle anderen Jahrgangsstufen, v.a. für Grundschulen.
  • Die Corona-Pandemie eröffnet aber auch Chancen für die Schulen. Aus diesem Grund sollte die Krise genutzt und stringent aufgearbeitet werden. Folgende Aspekte sind hierbei von besonderer Relevanz:
  • Die Kommunikation zwischen dem Kultusministerium, den Behörden und den Schulen muss einfacher, schneller und praxisnaher erfolgen.
  • Die Digitalisierung muss weiterhin ausgebaut, verbessert und wo immer möglich als Chance genutzt werden.
  • Die Lerninhalte müssen langfristig an die Anforderungen unserer Zeit angepasst werden.
  • Pädagogische Konzepte und Ansätze sind weiterzuentwickeln und zu überarbeiten.
  • Individuelle Förderungen und Möglichkeiten zum Wiederholen von Inhalten müssen angeboten werden.


Kindertageseinrichtungen

Eine gute, qualitativ hochwertige Kinderbetreuung und die frühkindliche Bildung für alle Kinder zählen zu unseren wichtigsten Aufgaben. Das Lernen in der Gemeinschaft spielt eine große Rolle für Kinder. In der Kita können sie miteinander und voneinander lernen, toben, die Welt entdecken und kreativ sein. Sie fühlen sich wohl, sicher, geborgen und lernen gleichzeitig soziale und emotionale Kompetenzen.
Auch für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf spielt die Kinderbetreuung eine bedeutende Rolle. Die Corona-Pandemie hat uns allen deutlich vor Augen geführt, dass die Kinderbetreuung für unsere Gesellschaft systemrelevant ist!
Seit Beginn der Pandemie erbringen die Erzieherinnen und Erzieher Höchstleistungen. Für ihren Einsatz und ihr unermüdliches Engagement gebührt ihnen unser Dank und großer Respekt. Um die Kita-Teams in dieser Zeit bestmöglich vor einer Ansteckung zu schützen und ihnen die Wertschätzung für ihre Arbeit entgegenzubringen fordert die Frauen-Union Bayern:

  • Den Einsatz von Schnelltests für die Beschäftigten in den Kindertageseinrichtungen.
  • Die Möglichkeit einer Corona-Impfung sobald die risikobelasteten Personengruppen geimpft sind.
  • Die Prüfung eines Corona-Bonus, der die Leistungen der Erzieherinnen und Erzieher angemessen würdigt.
  • Die Eltern sind derzeit angehalten die Notbetreuung nur zu nutzen, sofern keine andere Möglichkeit zur Kinderbetreuung realisierbar ist. Die Kita-Gebühren werden von den Trägern in der Regel aber weiterhin erhoben. Die Frauen-Union Bayern setzt sich deshalb dafür ein:
  • Der Freistaat Bayern soll prüfen, inwiefern den Trägern die Eltern-Gebühren, die für die Aufrechterhaltung der Notbetreuung notwendig sind, entsprechend dem Frühjahr 2020, ersetzt werden können.