Artikel vom 02.04.2025
CSU Straßkirchen
Altes Wissen ist auch in der Moderne wichtig

Buchautor Janscheck referierte in Schambach – Äpfel sind ein Gesundmacher
Schambach: Im vollbesetzten Schambach Gasthof „Dorfschänke“ begeisterte der Wolnzacher Buchautor und Gartenbauingenieur Thomas Janscheck mit seinem Vortrag "Was die Alten noch wussten und die Jungen wieder interessiert" (2.4.25).
Eingangs wurde die Bildungsarbeit und Wertevermittlung der den Seminarabend organisierenden Hanns-Seidel-Stiftung vorgestellt. Rita Pflieger betonte bei der herzlichen Begrüßung, dass der auch über die Medien stark bekannte Referent mit Fachwissen und Herzblut nun bereits zum zweiten Mal in Schambach zu Gast sei. Rita Pflieger wies auf die Aktualität überlieferter Traditionen und alten Wissens hin.
Kunterbunte Spruchwelt
Der mitreißende Referent Thomas Janscheck veranschaulichte die Bedeutung und Verwendung zahlreicher Pflanzen an Haus und Hof und stellt vor, wie bedeutend einst das zugehörige Wissen für die Menschen war, welches auch heute noch faszinieren kann. Agraringenieur Thomas Janscheck erzählte in dem Vortrag heitere Pflanzengeschichten, Lieder und Sprüche um Garten und Natur. Kunterbunt und nicht selten tiefgründig ist die Lied- und Spruchwelt um Natur und Garten. In diesem Vortrag wurde dem Publikum ein Potpourri an heiteren Geschichten, Anekdoten, Spruchweisheiten und Zungenbrecher rund um Pflanzen, umrahmt mit einem passenden Abschluss-Lied, präsentiert.
Pimpernuss ein seltenes „Gewächs“
Als erster berichtete Janscheck über eine mittlerweile selten gewordene Pflanze in der mitteleuropäischen Kulturlandschaft - die Pimpernuss (Staphylea pinnata). Die alternativen Namen Klapper- oder Rasselnuss zeugen von der Eigenschaft der trockenen Hülsenfrüchte im Wind wie eine Rassel zu klappern. Die getrockneten Samen wurden neben ihrer Verwendung als Lebensmittel auch zur Herstellung von Gebetsketten verwendet. Im Folgenden stellte er die Bedeutung alter Bauernregeln und "Lostage" im Jahreskreis dar. Viele Lostage entstanden durch Beobachtung und Einfühlung in die Naturzusammenhänge, die über Generationen hinweg ein reichhaltiger Erfahrungsschatz wurden. Wissenswertes über Heil- und Giftpflanzen wurde vermittelt. Zudem zeigte Janscheck auch, dass alles in der Natur auch eine Heilsamkeit und Nützlichkeit enthält. Über Mythen, Bräuche und Geschichten rund um unsere heimischen Bäume sprach er zudem. Seit jeher spielten Bäume wegen ihrer symbolischen Ausdruckskraft, aber auch wegen ihrer Heilwirkung eine bedeutende Rolle im Brauchtum. „Vieles davon ist fest überliefert und bis heute fest eingebunden in die Traditionen vieler Menschen“, stellte Thomas Janscheck heraus.
Holunderstäucher umschneiden bringt kein Glück
Bäume waren lange vor dem Menschen da, sie sind seine treuen Wegbegleiter. „Einen Holler wegschneiden bringt koa Glück“,– allein um den Holler (Holunder) ranken sich unendlich viele Geschichten, betonte der Referent. Janscheck widmete sich aber auch sehr alten Obstbaumsorten wie der Goggolori-Birne und erzählte schöne Geschichten zu dem koboldartigen Fabelwesen „Goggolori“. Auch über weitere alte Obstsorten gab es einiges zu erfahren. Beispielsweise alte, heimische Apfelsorten bieten noch mehr als man allgemein denkt: diese Sorten werden oft von Menschen mit einer Apfelallergie vertragen. Thematisiert wurde auch die Symbolik der Pflanzen, die Namen der Pflanzen, die Verwendung von Pflanzen und Geschichten zu Pflanzen. Außerdem gab der Referent zu bedenken, dass oft einfaches Wissen fehle, etwa, wann verschiedene Früchte reif werden. Viele Kinder haben heutzutage wenig Zugang zur Natur: „Freilich denken jetzt vielleicht viele von uns, dass das auf dem Land noch anders ist“, allerdings ist auch hier Nachholbedarf. Er gab Anregungen für kindgerechte Ideen und Gestaltungselemente für den eigenen Garten und auch Tipps für besonders schmackhafte Obstsorten. Thomas Janscheck ist überzeugt, Kinder profitieren enorm von einem vielfältigen Garten- und Naturraum und der Wichtigkeit vom Zugang zur Natur auf spielerische Weise. Das Erspüren der jahreszeitlichen Rythmen, die Wichtigkeit von Ritualen und die ganzheitliche Wahrnehmungsfähigkeit mit allen Sinnen sei für die junge Generation von enormer Bedeutung.
Zeitlose Bauernregeln
Mit Bauernregeln und Lostagen können jahreszeitliche Ereignisse leicht verstanden werden. Und es lassen sich Zusammenhänge im Jahresverlauf erklären. „An Mariä Geburt fliegen die Schwalben wieder furt“ – dieser Spruch zeigt, dass die Abläufe in der Natur abhängig von der Tageslänge und damit vom Licht sind. „Wenn Matthies kommt herbei, legt das Huhn das erste Ei.“ Auch der Legezyklus eines Huhns ist abhängig vom Licht und ab Matthies (24. Februar) gibt es nach der „Winterpause“ wieder die ersten Eier. Die Natur erblüht gerade bis Ostern und auch die heilende Wirkung des Honigs wurde erläutert.
Regenwürmer sind wichtige Bodenlockerer
Als Tipps für den eigenen Garten gab Thomas Janscheck Empfehlungen zur Rasen- und Blütenmischungen, die den Boden tiefer durchwurzeln und neben den verschiedenen Regenwurmarten zu einer besseren Lockerung des Bodens und Wasseraufnahme beitragen. Für Blütenstreifen bietet die „Tübinger Mischung“ eine reichhaltige Bienenweide. Darüber hinaus stellte er einige alte, aber auch neue Beeren- und Wildobstsorten vor, die sich vorzüglich für den eigenen Garten eignen. Mit wenig finanziellem Aufwand ist anstatt einer Thujen-Hecke eine Obst- und Beerenhecke geschaffen, die reiche Erträgnisse abwirft. Und er informierte zudem zu den Kastanien, die bemerkenswerterweise nicht aus Bayern, sondern ursprünglich aus Mazedonien kommen und seit der Barockzeit bei uns verbreitet sind – um die Bierkeller zu beschatten. Überleitend wurden dann die Biergärten, in denen auch der beliebte bayerische Volksschauspieler Ludwig Schmid-Wildy so gern gesessen und nachgedacht hat, beleuchtet. Hintergründig wurde das bayerische Volksoriginal Schmid-Wildy zitiert: „Und da denk i über alles nach: was war, was ist und was sein wird, und über alles des, was mir wurscht is – und des is des allermeiste!“