Artikel vom 26.11.2017
Ndb. Kulturarbeitskreis
Pilgerreisen sind zunehmend von allgemeinem Interesse
Militärseelsorger berichtet von der Soldatenwallfahrt
Internationale Soldatenwallfahrt gibt es seit 1958
Straßkirchen (Straubing-Bogen): Der niederbayerische Kulturarbeitskreis veranstaltete einen thematische Sonntagsfrühschoppen am 26.11.17 im Straßkirchner Cafe Jedermann. Militärpfarrer Pater Patrick berichtete von seinen Erfahrungen und Erlebnissen bei der Internationalen Militärwallfahrt nach Lourdes.
Ein Militärpfarrer hat eine zunehmend wichtige Aufgabe, betonte Pater Patrick als er sich und seinen eigenen Werdegang hin zu seinem jetzigen Aufgabengebiet in der Militärseelsorge vorstellte. Pater Patrick Beszynski ist als Leiter der Katholischen Militärpfarrämter Bogen und Cham, der hauptamtliche katholische Standortpfarrer an den Bundeswehrstandorten Bogen, Cham, Deggendorf, Feldkirchen, Freyung, Regen, Regensburg und Roding. Als Ordensangehöriger der Prämonstratenser ist er der Abtei Windberg zugehörig und war vor seiner Verwendung in der Militärseelsorge bereits 13 Jahre als Seelsorger für die Gehörlosen engagiert. Pater Patrick ist umfangreich tätig. Er hat über 8000 Soldaten zu betreuen und übt zugleich auch das Amt des Notfallseelsorger -seit Dezember 2014- in der Region Straubing-Bogen aus. Als Militärseelsorger hatte Pater Patrick vor sieben Jahren einen bitteren Beginn mit den gefallenen deutschen Soldaten in Afghanistan. Der Geistliche ist seit 2011 im Dienst und war sogar schon im ISAF-Camp Marmal in Masar-i-Scharif in Nordafghanistan stationiert. Der Dienst in der Militärseelsorge ist vielseitig und Auslandseinsätze sind auch für Seelsorger üblich. Pater Patrick wird zum Nikolaustag (6. Dezember 2017) voraussichtlich nach Afrika versetzt um das Deutsche Bundeswehrkontigent in Mali zu begleiten. Dort wird er voraussichtlich bis Februar 2018 seinen Dienst in dieser Krisenregion versehen. "Ich bin Zivilist", betont Pater Patrick: "Wer zu mir kommt, der kommt zu jemandem, der nicht in der Hierarchie der Bundeswehr steht." Das gelte auch für den evangelischen Militärseelsorger. Damit unterstrich er die besondere Stärke der Militärseelsorge als Ansprechpartner für die Soldatinnen und Soldaten, die nicht nur von Gläubigen genutzt wird. Die Einsatzvorbereitung bei einer Auslandsverwendung ist die gleiche wie bei normalen Soldaten, erzählte Pater Patrick und ging dann detailliert auf seine Erfahrungen und Erlebnisse, die er als Seelsorger bei der Internationalen Soldatenwallfahrt 2017 gemacht hat, ein. "Gib uns deinen Frieden" dies war das Motto unter dem im Mai 2017 über 12.000 Soldatinnen und Soldaten aus fast 50 Nationen auf Einladung des französischen Militärbischofs an der 59. Internationalen Soldatenwallfahrt in Lourdes teilnahmen, um ein lebendiges Zeugnis für den Frieden in dem südfranzösischen Marienwallfahrtsort abzulegen. Anhand eines kommentierten Filmes erläuterte der hervorragende Referent verschiedene wichtige Bestandteile der Soldatenwallfahrt in Lourdes. Pater Patrick hat bereits sieben Soldatenwallfahrten begleitet. Der ebenso anwesende Straßkirchner Ortspfarrer und ehemalige Militärdekan Pfarrer Michael Killermann war als Pilgerführer bei zehn Militärwallfahrten tätig. Über die Jahre hat sich diese Wallfahrt und die Durchführung geändert. Eine Wallfahrt nach Lourdes - das klingt nach tiefer Frömmigkeit, aber es ist tief begleitet von dem Wunsch nach Frieden, so Pater Patrick. Wenn Soldaten aus vielen Ländern jährlich im Mai den südfranzösischen Wallfahrtsort in den Pyrenäen besuchen, wird auch gebetet, gepilgert und gesungen, aber es gibt auch internationale Geselligkeit. Die Unterkunft in Mannschaftszelten bei kalter Witterung ist nicht immer eine Freude, denn kalt zu duschen bei Schnee mag nicht jeder gerne, aber das gehöre zum Pilgern auch dazu, so der begeisternde Redner.
Heute ist Pilgern wieder höchst "modern und zeitlos" und Pater Patrick beleuchtete auch die Hintergründe des Pilgerns. Natürlich hat sich die äußere Form, die Motivation und die Art einer Pilgerfahrt in den vergangenen Jahren verändert. Früher gab es hauptsächlich klassische Pilgerreisen vor allem für Pfarrgruppen. Das Ziel waren meistens traditionelle und bekannte Wallfahrtsorte wie Lourdes, Fátima, Rom und das Heilige Land. Inzwischen hat sich das Spektrum von Pilgerfahrten stark erweitert. Der Jakobsweg aber auch zahlreiche andere Pilger- und Meditationswege sind populär wie noch nie. Individuelle Motivationen und eine breite Palette an verschiedensten spirituellen Wünschen gewinnen an Bedeutung. Bei der Teilnahme an einer Militärwallfahrt nach Lourdes handelt es sich jedoch um eine einzigartige Erfahrung die selbst kirchenfernen Pilgern eine besondere Erfahrung von Gemeinschaft vermittelt. Diese Militärwallfahrt wird auch nur einmal jährlich im Mai angeboten.
Soldaten aus vielen teilweise miteinander verfeindeten Nationen pilgern alljährlich im Rahmen dieser "Internationalen Soldatenwallfahrt" nach Lourdes. Die bitteren Erfahrungen des 2. Weltkrieges führten erstmals im Jahr 1944 französische Soldaten zum Friedensgebet im Marienwallfahrtsort am Rande der Pyrenäen zusammen.
Seit 1958 kommen alljährlich Soldatinnen und Soldaten aus aller Welt nach Lourdes, um ein lebendiges Zeugnis für den Frieden abzulegen. Der Glaube und der Wunsch nach dauerhaftem Frieden verbindet die Pilger der verschiedenen Nationen. Sie erleben Kameradschaft, erfahren lebendige Kirche neu und nehmen bleibende Eindrücke mit nach Hause. Pater Patrick stellte heraus, dass demzufolge 2018 die Soldatenwallfahrt seither seit 60 Jahren durchgeführt wird, wobei ein deutsches Kontigent im Jahr 1968 aufgrund der deutschen Sicherheitslage damals nicht nach Frankreich ausreisen konnte.
Gerade junge Soldatinnen und Soldaten suchen wieder verstärkt nach echter religiöser Erfahrung und sind bereit, sich auf die Formen des christlichen Glaubens einzulassen. Viele Soldatinnen und Soldaten betreuen in Lourdes ihre kranken Kameradinnen und Kameraden. Die Begegnung zwischen Gesunden und Kranken, Jungen und Alten, schenkt manchen einen vertieften Zugang zur Frage nach dem Sinn ihres Lebens.
Im Jahr 1990 begleiteten Militärpfarrer zum ersten Mal einen Auslandseinsatz der Bundeswehr. Seit dieser Zeit hat sich auch die Militärseelsorge schrittweise dieser Neuausrichtung der deutschen Streitkräfte zur "Einsatzarmee" angepasst. Heute ist die seelsorgerliche Einsatzbegleitung der Bundeswehr bereits zur Normalität geworden.
Pater Patrick betonte auch, dass die Aufgabenstellungen in der Militärseelsorge immer vielschichtiger werden, aber es ihn besonders freue, dass auch konfessionslose Soldatinnen und Soldaten gerade bei der alljährlichen Soldatenwallfahrt sich taufen lassen.
Bürgermeister Christian Hirtreiter hatte vor über einem Vierteljahrhundert ebenfalls an der Militärwallfahrt in den südfranzösischen Gnadenort teilgenommen und stellte bleibende Erinnerungen dazu dar. Hirtreiter stellt anhand von seinem Pilgerbuch und der damaligen Bahnfahrkarte, sowie seinem eigenen "Bundeswehr-Ausscheiderhemd" verschiedene Erfahrungen dieser Wallfahrt im Mai 1991 vor. Dem Lichtbildervortrag schloss sich eine ausführliche Diskussion an. Einer der interessierten Teilnehmer des Kulturfrühschoppens war bereits 1973 bei der Militärwallfahrt nach Lourdes dabei und sagte, dass er es jedem empfehlen könne nach Lourdes zu fahren. Einige aktive Soldaten waren bei der Veranstaltung anwesend und betonten ebenso die Einzigartigkeit der Militärwallfahrt. Der kommende Kulturfrühschoppen am 21. Januar 2018 wird durch den Landshuter Historiker Max Tewes zum Thema "Der Bayernkönig Ludwig I. (1786-1868) - Erinnerungen an einen bedeutenden Wittelsbacher" im Straßkirchner Cafe Jedermann gestaltet.