Artikel vom 08.03.2025
Ascherdonnerstag
Timo Greger "Quo vadis Demokratie?"

Demokratie und Demut
„Brauchen eine Leitkultur“: Philosoph Timo Greger bei der CSU Starnberg
Wie funktioniert eine Demokratie? Mit welchen Konzepten lässt sie sich stärken? Mit diesen Fragen beschäftigte sich der Philosoph, Politikwissenschaftler und Historiker Timo Greger in seinem Vortrag beim traditionellen „Politischen Ascherdonnerstag“ der Starnberger CSU.
„Wir erleben jeden Tag einen Wandel“, begann Ortsvorsitzender Andreas Weger seine Begrüßungsrede im Tutzinger Hof. Die EU habe „mehr Risse als gemeinsame Fläche“. Hier stieg Referent Greger ein: „Unsere Demokratie steckt in der größten Krise der Nachkriegszeit.“ Und das Thema „Quo vadis Demokratie?“ habe in den letzten Tagen nochmals Relevanz bekommen. Als Grundpfeiler nannte Greger die Volkssouveränität, freiheitliche Grundrechte und Gewaltenteilung. Doch auch bürgerschaftliches Engagement und die Tatsache, dass zu den Rechten auch Pflichten gehörten, seien Teil der Demokratie.
Greger nannte Quellen, um Demokratie zu erhalten: Zum Rationalen kämen Freiheit, Wohlstand und Sicherheit. „Wir brauchen Ziele im Leben und die Möglichkeit zur Entfaltung, das heißt, etwas aus eigener Kraft zu leisten.“ Greger kritisierte die aktuelle Politik, bei der sich auch ein gutverdienender Facharbeiter kein Wohneigentum leisten könne. Die Familienpolitik der Union geißelte er als „Kita-Politik“. Seine zentrale Botschaft: Hedonismus führt uns nicht weiter, wir müssen uns selbst ins Zeug legen. Die innere und äußere Sicherheit sieht Greger „stark bedroht“. Die EU-Staaten sollten sich überlegen, wie sie selbst ein „Großraum“ werden, um souveräner auftreten zu können. Das Bedürfnis nach Identität, nach einem kulturellen Gedächtnis ist für den Philosophen eine weitere Quelle: „Wir brauchen eine Leitkultur. Wir müssen wissen, wer wir sind.“
In der Diskussion wollte eine Zuhörerin wissen: „Warum ist in unserer Gesellschaft die Leistungsbereitschaft so gekippt?“ Greger: Kinder würden bis weit ins Erwachsenenalter rundum betreut, Leistungsstandards seien heruntergeschraubt worden. Ein anderer Gast, ehemaliger Vorstand eines großen Konzerns, mahnte alle Europäer, sich richtig reinzuhängen. „Dann können wir auch mit den USA konkurrieren.“ CSU-Bundestagsabgeordneter Michael Kießling, der wegen laufender Koalitionsgespräche in Berlin immer wieder ans Telefon musste, erinnerte an „den hohen Reformbedarf“, dem sich die neue Regierung stellen müsse.
„Von meiner CSU völlig enttäuscht“ fühlte sich ein Mitglied wegen des neuen Sondervermögens für die Verteidigung. „Im Wahlkampf wurde groß von Schuldenbremse geredet, und eine Woche später ist alles Makulatur.“ Ein anwesender Volkswirt nahm die CSU in Schutz: „Was gerade passiert, war nicht vorhersehbar. Wir müssen alles überdenken.“ Als Nebeneffekt der geplanten Militärausgaben sieht er neuen Schwung für die Wirtschaft.
Bürgermeister Patrick Janik ist dafür, „die Wahrheit zu sagen und den Bürgern auch etwas zuzumuten“. Es gebe Alternativen zur Schuldenbremse, man müsse nicht immer den einfachen Weg gehen. Abschließend meinte Weger: „Gerade in der Fastenzeit stünde etwas Demut uns allen gut an.“
IRA