Artikel vom 12.03.2020
Experten referierten
Chancen für den Klimaschutz wahrnehmen
Mit Professor Dr. Markus Brautsch, dem Leiter des Instituts für Energietechnik an der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Sulzbach-Rosenberg, referierte ein renommierter Wissenschaftler auf Einladung des CSU Ortsverbandes Ottensoos zum Thema kommunale Energiewende in der Aula der Grundschule. Im Anschluss daran erläuterte Prof. Dr. Hans-Peter Schmidt, der Leiter des aia Instituts an der OTH, die Bedeutung und Nutzungsmöglichkeiten der Elektromobilität vor Ort. Bürgermeister Klaus Falk rundete den Abend mit der Bilanz erfolgreich umgesetzter Projekte in Ottensoos und der umfassenden klimapolitischen Agenda der CSU-Fraktion für die nächste Wahlperiode ab.
CSU-Vorsitzender Ixmeier strich eingangs heraus, dass Deutschland die Chance habe, mit der Energiewende Geschichte zu schreiben. Es gehe um den Ersatz aller Kernkraftwerke bis 2022 und um das Erreichen einer weitgehenden Klimaneutralität bei der Energieerzeugung bis 2050.
Kommunen sind wichtige Akteure für eine wirkungsvolle Umsetzung von Klimaschutzpolitik, denn sie stehen am Anfang und am Ende der Wirkungskette für engagierten Klimaschutz. Um den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzutreiben und den aktuellen Energieverbrauch zu reduzieren, ist es zunächst einmal wichtig zu wissen, wie der aktuelle Stand ist. Anhand des digitalen Energienutzungsplanes stellte Prof. Brautsch den Zuhörern überzeugend Möglichkeiten und Potenziale der kommunalen Energiewende dar. Er erläuterte den sektorübergreifenden Ansatz als Grundlage einer erfolgreichen Energiewende. In einem Pilotprojekt habe er im Berchtesgadener Land zum ersten Mal einen Energienutzungsplan erstellt. Das Besondere dabei: Sämtliche verfügbare Daten, angefangen von der Windrichtung und der örtlichen Durchschnittstemperatur bis hin zur Energieversorgung und dem Alter eines jeden Gebäudes, werden eingearbeitet und in einem digitalen Modell für jedes einzelne Haus in jeder Landkreisgemeinde dargestellt. Die erforderlichen Parameter werden vom Computer auf einer theoretischen Grundlage berechnet, ohne dass Daten von den Beteiligten abgefragt werden müssen. In dem Pilotprojekt wurden die theoretischen Daten mit der Realität verglichen und siehe da: "Es gab eine extrem hohe Übereinstimmung", sagte Energieexperte Brautsch. Wärme, Strom, Erneuerbare Energien und Mobilität: Deren Potenziale werden erfasst und bilden die Basis für weitere Schritte.
Die Zuhörer erfuhren wie eine CO2-neutrale Energieversorgung durch die Verzahnung der Wärme- mit der Stromversorgung und E-Mobilität auf die Kommune vor Ort zugeschnitten erfolgen kann. Mit Beispielen von Energieversorgungsprojekten zeigte er auf, wie mit diesem Ansatz die kommunale Energiewende erfolgreich und wirtschaftlich realisiert werden könne. Professor Hans-Peter Schmidt erörterte die Chancen der E-Mobilität und führte aus, dass CO-2 Bilanzen zwar extrem unterschiedlich erstellt werden, aber bei realistischer Betrachtung immer zu einem Vorteil des Elektroantriebs gegenüber dem Verbrennungsmotor führen. Dies gilt für Elektroautos mit Batterien und H2-Brennstoffzellen. Die Lösung mittels H2-Brennstoffzelle und großtechnischer „Power-To-Gas“ Technologie steht hier zwar noch am Anfang, ist aber sehr vielversprechend. Windkraftanlagen erzeugen Wasserstoff, der in der vorhandenen Gaspipeline-Infrastruktur gespeichert wird. Gerade bei hohem Windaufkommen müssen Windräder dann nicht mehr herunter geregelt oder abgeschaltet werden, sondern erzeugen klimafreundlichen Strom. Weiter strich er heraus, dass sich die heute verfügbaren Photovoltaikanlagen mit zusätzlichem Speicher bereits bewährt haben. Gerade im ländlich strukturierten Raum lassen sich mit vorhandenen Dachflächen in der Regel problemlos PV-Anlagen realisieren, die genügend Energie erzeugen. Ein zusätzlicher, stationärer Batterie-Speicher ermöglicht dieses Potenzial für das Laden von E-Autos tatsächlich zu nutzen. Prof. Schmidt betonte, dass bei einem entsprechenden Nutzungsprofil diese optimale Lösung für den Klimaschutz wirtschaftlich ist und sich bereits nach einigen Jahren amortisiert haben kann. Abschließend unterstrich er mit einem Erfahrungsbericht die Alltagstauglichkeit der E-Mobilität.
Bürgermeister Klaus Falk zeigte auf, wie die Politik mit den Möglichkeiten, die der Digitale Energienutzungsplan biete, umgehe könne und welche Handlungsansätze die Bürgerinnen und Bürger haben. Seiner Meinung nach sollte der Digitale Energienutzungsplan vom Landkreis beauftragt und damit für alle Landkreis-Kommunen lückenlos erstellt werden. Die ebenfalls beim Landkreis Nürnberger Land angesiedelte ENA als „Unabhängige Energieberatungsagentur“ für Bürger und Betriebe könne ihre Beratung mit diesem Instrument nochmals verbessern, da Potentiale bezüglich der Energieeinsparung und der Erzeugungsmöglichkeiten von regenerativen Energien viel besser lokalisiert werden können. Da der Energieverbrauch im privaten Gebäudebestand mit über 80% für Heizung und Warmwasser nach wie vor sehr hoch sei, müsse auf eine effiziente „Wärmewende“ erhöhtes Augenmerk gerichtet werden. Als Bauingenieur wies er kompetent die Bedeutung der energetischen Sanierung der Wohngebäude im Bestand nach. Verbesserungen sehe er bei der Dämmwirkung der Gebäudehülle und durch effiziente, zeitgemäße Heiz-Technologie. Mit der Bilanz erfolgreich umgesetzter energetischer Sanierungen der Gemeinde verdeutlichte Falk den Stellenwert der kommunalen Energiewende vor Ort: So wurde die komplette Grundschule vor einigen Jahren energetisch saniert und das Feuerwehrhaus Rüblanden mit seiner Wärmeversorgung an die Hackschnitzel-Heizung eines benachbarten Anwesens angeschlossen. Auch bei der Straßenbeleuchtung wurden Einsparungen erzielt, sie werde heuer komplett auf LED-Leuchten umgestellt.
Falk unterstützt die von der CSU-Fraktion geforderten gemeindlichen Vorhaben, wie die Installation einer Ladesäule und die Bereitstellung von klimabewusstem E-Car Sharing. Bei der Revitalisierung des Kronenbräu-Areals werde er sich auch für ein energetisches Gesamtkonzept, das ein Nahwärmenetz vorsehe, einsetzen.