Altstadtkurier - Die geplante Umgestaltung vom Tal
Interview mit der Gründerin der „Bürgerinitiative Tal“ - Margarethe Stadlbauer
Liebe Margarethe, als stellvertretende Vorsitzende der Jungen Union München Altstadt möchte ich Dir gerne als Initiatorin der „Bürgerinitiative Tal“ einige Fragen stellen.
Wie kam es zur Gründung der „Bürgerinitiative Tal“?
MS: Es begann mit einem Hinweis einer digitalen Anwohnerversammlung des Bezirksausschusses Altstadt-Lehel und des Mobilitätsreferates, in der drei Varianten vorgestellt wurden: Wie Parkplätze im Tal ab Sommer/ Herbst 2021 wegrationalisiert und in Fahrradabstellplätze, Lieferzonen und Behindertenparkplätze umgewandelt werden sollen. U.a. sollten die Sightseeing-Busse sowie Taxistände vor Wohnhäusern platziert werden. Was mich ärgerte ist, dass viele Anwohner im Tal zu dieser Versammlung nicht eingeladen wurden. So sammelte ich über 50 Unterschriften der nicht eingeladenen. Wir haben eine Versammlungswiederholung aller Anwohner und Betroffenen des Tals gefordert.
Wie seid ihr weiter vorgegangen?
MS: Die CSU und JU Ortsverbände München Altstadt, sowie Bezirksausschussmitglieder und Stadträte unterstützten dies. Die Ortsverbände und ich schrieben Briefe an die Anwohner und Betroffenen, ihre Meinung zur Umgestaltung an das Mobilitätsreferat weiterzugeben. Es folgte ein Rundgang im Tal mit ca. 40 Betroffenen, die sich über die geplante Umgestaltung informierten. Aus dieser Runde folgten weitere Treffen, u.a. auch der Austausch mit der Sprecherin der Marktleute des Viktualienmarktes Elke Fett und schlussendlich formierten sich ein bunter Zusammenschluss aus Nachbarinnen und Nachbarn zur Bürgerinitiative. Engagierte Anwohner und Betroffene, die das gleiche Anliegen haben wie ich, setzen sich ein, dass das Tal langfristig ein lebenswerter Ort, mit hoher Aufenthaltsqualität wird. Wir sind nicht grundsätzlich gegen eine Umgestaltung und Reduzierung von Parkplatzen, wir kritisieren lediglich die Verfahrensweise von Bündnis 90 die Grünen, die keine echte Anwohnerbeteiligung wollen und ohne langfristigen Plan sofort alle Parkplätze wegrationalisieren würden. Mit der lapidaren Einlassung, nur zur Schaffung einer besseren Aufenthaltsqualität, zumal die Baustellenzufahrt der 2ten S-Bahn-Stammstrecke bis 2030 durch das Tal führt und ab September ca. 100 LKW´s am Tag durch das Tal donnern werden.
Was ist das Ziel?
MS: Mir ist wichtig, dass alle Beteiligten, die im Tal wohnen oder arbeiten, in die Planung miteinbezogen werden. Wir haben im Tal ca. 80 Ärzte, für die es von Interesse ist, dass Patienten mit einer Gehbehinderung, Herzproblemen etc., die Praxen mit dem Auto erreichen können. Auch die vom Mobilitätsreferat vorgeschlagenen Behindertenparkplätze vor den Praxen helfen zwar, ist aber für viele Patienten nicht zu Ende gedacht. Z.B. die Mutter mit Baby, die zum Hörakustikcheck kommt, oder die Ehefrau, die ihren Mann zum Kardiologen bringt, beide Fälle können nicht nur schwierig mit dem MVV, Taxi oder zu Fuß anreisen. Um die Umgestaltung zukunftsfähig und sinnvoll anzupacken, benötigen wir einen Bürgerworkshop mit allen Anwohnern, Gewerbetreibenden, Gesundheitseinrichtungen, verschiedene Altersgruppen und Behinderte, Referate, den Bezirksausschuss, alle betroffenen Verbände, CityPartner, die Innenstadtwirte, Markthändler und Mobilitätsdienstleiter (Roller/Scooter/Carsharing) sowie MVV/ MVG. Ein gemeinsames Konzept zu entwickeln, miteinander vernünftig darüber zu sprechen und die Bedürfnisse der Anwohner zu berücksichtigen, wäre ein Weg, der uns allen hilft. Elisabeth: Wir als Junge Union und sicher auch die CSU ist gesprächsbereit und unterstützt.
An wem liegt es nun politisch?
MS: Es liegt leider ganz klar an den Grünen. Sie wollen schnellstmöglich das autofreie Tal durchsetzen, ohne Rücksicht auf Verluste und ohne sinnvollen Plan, viertelübergreifend. Mit dem Kopf durch die Wand. So stößt man viele Menschen vor den Kopf. Auch und v.a. bei einer Mobilitätswende müssen die Menschen mitgenommen werden und alle Mobilitätsformen ihren Platz haben. Das ist ein Prozess. Wir setzen auf Anreize. CSU, SPD, FDP und Freie Wähler unterstützen unser Anliegen.
Hatte die Bürgerinitiative Erfolg?
MS: Ja, unser Engagement hat bis jetzt verhindert, dass eine vorschnelle Entscheidung, die Parkplätze wegzurationalisieren, bisher noch nicht durchgesetzt wurde. Dafür danke ich allen Nachbarinnen und Nachbarn, die sich mit uns engagieren, was vor unserer Haustüre geschieht und sich bei uns melden, dass sie mitmachen wollen.
Wie waren die Reaktionen der Bürger und Gewerbebetreibenden im Rahmen der Bürgerinitiative?
MS: Wir erhalten viel Zuspruch. Für viele ist nicht nachvollziehbar, dass Hals über Kopf die Parkplätze weg sollen, ohne über Alternativen nachgedacht zu haben. Das Tal ist die größte und einzige Zulieferstraße zum Marienplatz und Viktualienmarkt. Von Einzelhändlern hören wir, dass jetzt nach den Lockdowns wieder mehr Menschen die Stadt kommen und die Parkplätze vor dem Geschäft genießen. Auch bekannte Unternehmer im Tal ist die Straße wichtig, sie würden sogar monetär unterstützen, damit das Tal schöner wird! Die Nachbarn haben viele Ideen, was wir aus dem Tal Schönes machen könnten, aber leider sind diese Ideen und Bürgerbeteiligung von den Grünen politisch nicht gewünscht.
Wie sieht Dein Idealkonzept für das Münchner Tal aus?
MS: München ist eine architektonisch liebevoll gestaltete Stadt. Menschen aus allen Ländern genießen den Aufenthalt in der Münchner Innenstadt, auch wenn einige Autos durch das Tal fahren. Markus Urig, ein Münchner Architekt sieht mit seinem interessanten Konzept vor, die Historie des Tals, das Isartor, als Sichtachse bis hin zur Hl. Geist-Kirche zu gestalten. Auch Wasser wird zukünftig eine wichtige Rolle spielen, die überhitzen Städte etwas herunterzukühlen. Markus Augstburger, der Wirt des Schneider Weissbräu setzt sich mit uns für eine liebevolle, münchnerische Gestaltung des Tals ein. Die BI und Roman Roell hatten die Idee, im Tal einen Mobilitätshub zu errichten, mit Carsharingparkplätzen, Plätze für Lastenräder, E-Scooter, Roller und MVV Räder, um auszuprobieren, wie das Angebot angenommen wird. Wir haben bis 2030 Zeit. Mir wäre wichtig, dass jeder und jede die möchte mitgestalten kann und wir klug alle Bedürfnisse miteinander vereinen können. Ein zukunftsfähiges München verspricht Zusammenhalt und Mitspracherecht der Bürgerinnen und Bürger.
Im Gespräch: Elisabeth Schnellenberger mit Margarethe Stadlbauer