Artikel vom 05.02.2018
Besuch bei der Rettungswache des BRK
Besuch bei der neuen Rettungswache des BRK am Sommerberg in Lohr
Einen Blick hinter die Kulissen der Lohrer Rettungswache des Bayerischen Roten Kreuzes konnten die Mitglieder des Lohrer CSU-Verbandes werfen.
Der Kreisvorsitzende des BRK und Staatsminister a.D. Eberhard Sinner ging auf die Notwendigkeit eines Neubaus für die Rettungswache am Sommerberg ein. Die alte Rettungswache an der Rechtenbacherstraße genügte nicht mehr den Ansprüchen einer zeitgemäßen Einsatzzentrale. Viele Umbaumaßnahmen und damit hohe Investitionen machten das Fortführen am Standort unwirtschaftlich. So war man froh, mit der Fa. Siegler-Bau aus Lohr-Wombach einen Investor gefunden zu haben, der die neue Rettungswache baute und an das BRK vermietet. Die kurze Bauzeit von weniger als neun Monaten allein spricht schon für die gute Zusammenarbeit. Am 01.12.2017 wurde der Betrieb am Lohrer Sommerberg aufgenommen.
Florian Schüßler, stellvertretender Kreisgeschäftsführer des BRK, stellte das Organigramm und die Angebote des Roten Kreuzes vor. Im Landkreis Main-Spessart gibt es sechs Rettungswachen: Arnstein, Gemünden, Burgsinn, Karlstadt, Marktheidenfeld und Lohr mit einem Stellplatz in Wiesthal. Dieser Stellplatz wird von Lohr mitbespielt und ist täglich von 8-20 Uhr mit einem Rettungswagen vor Ort besetzt. Ohne die finanzielle Unterstützung der Wenzel-Präzision vor Ort wäre dies allerdings finanziell nicht zu stemmen.
Das Rote Kreuz im Landkreis hat 2200 ehrenamtliche Helfer, 150 hauptamtliche Mitarbeiter und 7000 Fördermitglieder. Zum BRK gehört auch die Wasserwacht, das Jugendrotkreuz, der Bereich Wohlfahrt und Soziales und die Bergwacht in Frammersbach mit 39 Mitgliedern. Diese Einsatztruppe ist für Einsätze in unwegsamen Gelände im Wald zuständig und auch mit einer Drohne ausgestattet. Sie kommen z.B. bei der Suche nach vermissten Personen zum Einsatz.
Florian Schüßler betonte in seinen Ausführungen, dass in allen Bereichen des Rettungsdienstes die ehrenamtlichen Mitarbeiter dieselben Qualifikationen wie die hauptamtlichen haben. Durch den Wegfall der Wehrpflicht fehlen allen Rettungsorganisationen allerdings die Zivildienstleistenden. Der Einsatz von sog. FSJlern (Freiwilliges soziales Jahr) und Bufdies (Bundesfreiwilligendienst) schließt diese Lücke nur bedingt.
Im Rettungsdienst gibt es den Begriff der „Golden Hour“. Das bedeutet, dass innerhalb von 60 Minuten nach Eingang des Notrufes der Patient in der Notaufnahme eines Krankenhauses sein muss. Ein Telefonanruf an die 112 läuft bei der integrierten Leitstelle in Würzburg auf, dort wird innerhalb einer Minute entschieden, welche Rettungswache mit welchem Fahrzeug alarmiert wird. Innerhalb von zwei Minuten rücken die Notfallsanitäter aus und gelangen in weiteren 12 Minuten zum Einsatzort. Diese Verzahnung der Abläufe ist nur möglich, weil alle Einsatzfahrzeuge GPS-geführt sind, d.h. mit Sendern ausgestattet, die kontinuierlich die Standortposition übermitteln.
Das Motto „Lange gesund zu Hause leben“ des Roten Kreuzes beschreibt das Leistungsspektrum der Organisation. Neben den Notarzteinsätzen bietet das Rote Kreuz auch Krankentransporte für immobile Patienten an. Das „Essen auf Rädern“ wird auch über das Rote Kreuz in Zusammenarbeit mit dem Klinikum in Lohr, der Heroldsstiftung in Karlstadt und dem Kreuzkloster in Gemünden abgewickelt.
Das Jugendrotkreuz entwickelt zurzeit das Projekt eines Babysitterdienstes, d.h. es werden Personen ausgebildet, die diesen Service für junge Familien anbieten können.
Ein weiteres neues Angebot ist die Erste Hilfe am Hund!
Das Team der Lohrer Bereitschaft hat knapp 100 Mitglieder und leistet im Jahr ca. 16.000 Einsatzstunden. Wie überall ist der Verwaltungsaufwand erheblich, aber die genaue Dokumentation der Einsätze kann auch von Vorteil sein, wenn es gilt, im Nachhinein Sachverhalte zu klären.
Bei einem Rundgang durch die Rettungswache konnten sich die Teilnehmer der Veranstaltung ein Bild von dem funktionalen Aufbau des Gebäudes machen. In den Garagen befinden sich u.a. ein LKW für den Katastrophenschutz, zwei Fahrzeuge für die Wasserwacht, 4 Krankentransportfahrzeuge, ein Rettungswagen und ein Notarzteinsatzwagen, der den Notarzt zum Einsatzort fährt.
Gerade bei Großeinsätzen arbeitet das Rote Kreuz reibungslos und effektiv mit den anderen Hilfsorganisationen wie Polizei, Feuerwehr und THW zusammen.
Der Ortsvorsitzende der Lohrer CSU, Dirk Rieb, bedankte sich bei Eberhard Sinner und Florian Schüßler für deren Ausführungen. Die Teilnehmer der Veranstaltung zeigten sich beeindruckt von der neuen Rettungswache.