Artikel vom 07.09.2018
CSU Ortsverband bei der Lohrer Feuerwache
CSU Ortsverband informiert sich bei der Lohrer Feuerwache
Der Federführende Kommandant der Stadt Lohr, Clemens Kracht, begrüßte die Gruppe des CSU-Ortsverbandes und gab einen kurzen Überblick über die Lohrer Feuerwehr: Sie wurde 1865 von Lohrer Bürgern gegründet und ist somit die älteste Feuerwehr im Landkreis Main-Spessart. Es ist nach wie vor eine Freiwillige Feuerwehr (FF), d.h. die Einsatz- und Übungsstunden werden ehrenamtlich und nebenberuflich geleistet, lediglich ein hauptamtlicher Gerätewart und zwei teilzeitbeschäftigte Verwaltungskräfte sind festangestellt.
Seit 1987 ist die Feuerwache an der Wombacher Straße ansässig. Clemens Kracht erläuterte, dass dieser Standort alles andere als optimal ist. Eine Feuerwache gehört mehr in´s Zentrum einer Stadt. Die gesetzlich vorgeschriebene Hilfsfrist beträgt 10 Minuten und das ist bei einem Einsatz z.B. in Sendelbach nicht zu schaffen. Die Zeit läuft ab Eingang des Notrufes über die 112 bis zum Eintreffen der Wehr am Einsatzort. Dazwischen wird der Einsatz über die integrierte Leitstelle in Würzburg gesteuert und von dort aus werden Entscheidungen über den weiteren Verlauf des Einsatzes geplant und angewiesen. 2017 hatte die FF Lohr 204 Einsätze, im laufenden Jahr 2018 sind es 122 Einsätze mit 73 aktiven Feuerwehrleuten. Im Jahr 2017 wurden 21.048 ehrenamtliche Stunden durch alle 8 Lohrer Feuerwehren erbracht. Hiervon entfallen 2/3 auf die FF Lohr.
Das momentan größte Manko des Standortes an der Wombacher Straße ist, dass die Zu- und Abfahrt zur Feuerwache nicht voneinander getrennt ist, d.h. hier besteht Begegnungsverkehr noch dazu auf engem Raum, des Weiteren ist es gleichzeitig die Zufahrt zum Bauhof der Stadt Lohr und des Wertstoffhofes des Landkreises MSP. Auch die Lage in einem Wohngebiet fordert bei einem Ausrücken der Wehr höchste Umsicht der Einsatzkräfte. Clemens Kracht macht auch auf die Raumnot aufmerksam: Auf 9 Stellplätzen sind 11 Fahrzeuge und 5 Anhänger in den Garagen untergebracht. Weiterhin fehlen ca. 20 Stellplätze für die Privatfahrzeuge der anrückenden Mannschaft bei einer Alarmierung. Ein zweckmäßiger Neubau an einem geeigneteren Standort (oder die Erweiterung der jetzigen Feuerwache) wäre die Lösung vieler Probleme: Aber leider fehlen die finanziellen Mittel und das entsprechende Gelände. So spielt man momentan mit dem Gedanken, einen Satellitenstandort für 1-2 Fahrzeuge z.B. in der Bahnhofstraße zu schaffen. Der Federführende Kommandant betonte mehrmals, dass die Problematik im Stadtrat sehr wohl erkannt wird und dass alle Akteure im Stadtrat und in der Verwaltung die Dringlichkeit einer Lösung erkannt hätten und an einem Strang ziehen.
Da die Einsatzbreite der Feuerwehr sehr groß ist, müssen auch entsprechende Rettungsfahrzeuge vorhanden sein. Die Palette reicht vom Einsatzleitwagen mit moderner, hochtechnisierter Büroeinrichtung bis zum Rettungsboot „Laura“, das auch für eine Eisrettung eingesetzt werden kann. Die Fahrzeuge sind teilweise mit hydraulischen Rettungsgeräten ausgerüstet, welche zur Rettung eingeklemmter Personen bei einem Verkehrsunfall eingesetzt werden. Bei einem Brandeinsatz rückt ein Löschfahrzeug mit neun Mann Besatzung aus, die sich während der Fahrt bereits die Atemschutzausrüstung anlegen müssen. Steckleitern und Sprungpolster gehören zur Standardausrüstung eines Löschfahrzeuges. Ein Hubrettungsfahrzeug mit 30 m Drehleiter mit drei Mann Besatzung muss eine Stadt wie Lohr stellen. Ein Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug ist für vielerlei Einsätze gerüstet: Es verfügt z.B. über einen Wassertank mit 2000l, einen Schaumtank mit 130 l, einen Wasserwerfer, 4 Atemschutzgeräte, eine Wärmebildkamera, verschiedene Leitern, einen Rauchschutzvorhang, eine hydraulische Seilwinde, einen hydraulischer Rettungssatz mit Spreizer, Strahlenschutzausrüstung, Türöffnungswerkzeug und natürlich auch über eine umfangreiche Werkzeugausstattung.
In der Lohrer Feuerwache befindet sich die Einsatzzentrale, in der der Einsatz koordiniert wird, ein Raum für die Einsatzleitung, Schulungsräume, sowie die Atemschutzübungsstrecke für die Atemschutzträger. Diese Übungsräume für die Atemschutzträger werden mehrmals wöchentlich von allen Wehren des Landkreises Main-Spessart zur Ausbildung der Feuerwehrleute gebucht. Einen Feuerwehreinsatz zu einem Hausbrand ohne Atemschutz gibt es in der heutigen Zeit nicht mehr. Das ist der Tatsache geschuldet, dass heutzutage die Möbel und Einrichtungsgegenstände hauptsächlich aus Spanplatten und Kunststoff bestehen und so giftige Dämpfe im Brandfall entstehen können.
Die Lohrer Feuerwehren mit ihrem Federführenden Kommandanten Clemens Kracht sind bemüht, dass sich ein „Wir-Gefühl“ in allen Lohrer Feuerwehren entwickelt. Nach dem Motto: „Eine Stadt – eine Feuerwehr“. Die Herausforderungen werden für alle Feuerwehren ständig größer, auch was die Motivation der Freiwilligen betrifft. Eine große Herausforderung ist es auch, genügend Nachwuchs zu rekrutieren. Mitglied in einer freiwilligen Feuerwehr zu sein bedeutet einen hohen persönlichen Einsatz zu bringen mit einem hohen Verantwortungsgefühl. Andererseits bietet eine solche Institution auch eine gewachsene Gemeinschaft, wo zu gegebener Zeit auch die Geselligkeit und das Miteinander nicht zu kurz kommen.
Während Clemens Kracht die Besuchergruppe informierte, ging ein Alarm ein: Es war nur bekannt, dass in Höhe der Staustufe Steinbach starke Rauchentwicklung beobachtet wurde. Das kann von einem Böschungsbrand an der Bahnlinie bis zu einem Brand auf einem Schiff alles sein. Zum Glück stellt sich heraus, dass es sich nur um ein Grillfeuer handelte. So konnten die Anwesenden hautnah miterleben, dass die Feuerwehr jederzeit für einen Alarm gerüstet ist und binnen kurzer Zeit ausrücken kann.
Der anwesende Bürgermeister von Hafenlohr, Thorsten Schwab, konnte aus eigener Erfahrung die Nöte des Kommandanten gut nachvollziehen und bedauerte, dass in der Öffentlichkeit die Wertschätzung der Freiwilligen Feuerwehren oft zu kurz kommt. Als Landtagsabgeordneter der CSU für Main-Spessart bot er parteiübergreifend Hilfe an, wenn irgendwann mal der „Schuh drückt“, denn für ihn sind die Wege zum bayerischen Innenministerium kurz.
Die Besuchergruppe der Lohrer CSU konnte sich ein umfassendes Bild von der Leistungsfähigkeit und der Einsatzbereitschaft der Freiwilligen Feuerwehr Lohr machen.