Artikel vom 20.06.2022
Bedarfsgerechte Planung der Kindertagestätten
Antrag: Im Südwesten passt es, im Süden herrscht Not
Sehr geehrter Herr Engert,
wie Sie in der Bürgerversammlung im Südwesten am 05.05.2022 mitgeteilt haben, bestehen konkrete Planungen, eine neue Kindertagesstätte in der Lechermannstraße entlang des Geländes des SV Hundszell zu errichten. Laut der Stellungnahme des Amtes für Kinderbetreuung und vorschulische Bildung von Ende April 2022 an den BZA Süd handelt es sich hierbei um eine Kita mit drei Krippen-, zwei Kindergarten- und zwei heilpädagogischen Gruppen.
Da wir, die CSU-Ortsverbände Süd und Südwest, das Vorhaben in dieser Form nicht befürworten, stellen wir folgenden Antrag:
Kindertagesstätten sollen bedarfsgerecht und wohnortnah errichtet werden.
Dementsprechend sollen die Planungen einer Kita in der Lechermannstraße nicht weiterverfolgt, sondern vielmehr eine weitere Kita im Stadtteil Süd errichtet werden.
Begründung:
In der Sitzung des BZA-Südwest am 20.07.2021 gaben Sie bekannt, dass die Betreuungsquote im Südwesten für die ab Dreijährigen bis zur Einschulung bei 103,3 Prozent liege. Zu dem Zeitpunkt trug sich die Verwaltung noch mit dem Gedanken, die geplante Kita im neuen Baugebiet an der Hagauer Straße doch nicht zu bauen. Laut aktuellen Angaben des Referats IV liegt derzeit die Versorgung der Kindergartenkinder – ohne einen weiteren Neubau – bei 94,4 Prozent. Mit der neuen Kita an der Hagauer Straße (Betriebseröffnung geplant 2024/25) mit weiteren 50 Plätzen für Kinder ab drei Jahren müsste eine über 100-prozentige Deckung im Stadtbezirk Südwest wieder erreicht sein. Verwunderlich bleibt jedoch trotzdem die Tatsache, dass innerhalb von etwa neun Monaten die Betreuungsquote von Kindergartenkindern – ohne die Ausweisung von neuen Baugebieten – um fast zehn Prozent abgenommen haben soll. Die Betreuungsquote im Krippenbereich von knapp 40 % dürfte ebenfalls ausreichend sein.
Die genannten Zahlen beziehen sich sogar lediglich auf die Kitas für den Stadtbezirk Südwest, ungeachtet dessen, dass die Städtische Kinderkrippe und der Städtische Kindergarten „Am Schulzentrum“ genau auf der Grenze zum Stadtbezirk Münchener Straße stehen und daher nicht in die Statistik für Südwest mit einfließen, sehr wohl aber von dort lebenden Familien genutzt werden.
Für Eltern sind nicht nur kurze Anfahrtswege besonders wichtig, sondern auch, dass die im Kindergarten geschlossenen Freundschaften auch später in der Grundschule und in der Freizeit bestehen können. Ihnen ist eine wohnortnahe Versorgung lieber als eine weiter entfernte Kita auf dem Weg zur Arbeit.
Vom geplanten Standort an der Lechermannstraße gibt es im Umkreis von nur etwa einem halben Kilometer folgende Betreuungseinrichtungen:
- Städtischer Kindergarten Schatztruhe
- Städtische Kinderkrippe Schatztruhe
- Großtagespflege Kleine Füchse
- Anne-Frank-Integrationskindergarten
- St. Marien
Eine derartige Konzentration von Betreuungseinrichtungen in allernächster Nähe erscheint uns gerade vor dem Hintergrund als nicht sinnvoll, weil im Gegensatz dazu direkt im Stadtbezirk Süd ein Bedarf an weiteren wohnortnahen Kindertageseinrichtungen besteht. Die Unzufriedenheit mit der Betreuungssituation im Stadtbezirk wird immer wieder in verschiedenen Gesprächen und auch im BZA thematisiert. Laut der letzten Stellungnahme des Amtes für Kinderbetreuung und Vorschulische Bildung konnten zum Stand November 2021 nur knapp 24 Prozent der U3-Kinder und lediglich etwa 83 Prozent der Ü3-Kinder in Nähe des Wohnortes betreut werden. Dies bedeutet, dass aufgrund der geringen Anzahl von Betreuungsmöglichkeiten viele Kinder bereits jetzt in andere Sprengel gebracht werden müssen und somit mit ihren Freunden aus dem Kindergarten sicher nicht in die Schule gehen werden. Die mögliche Neueröffnung einer zweigruppigen Krippe in Zuchering würde die Situation nur im Bereich der unter Dreijährigen etwas entspannen.
Außerdem führen weiter entfernte Betreuungsplätze zwangsläufig zu einer erhöhten Kosten-belastung für die Familien sowie zu einer zusätzlichen Umweltbelastung (Anfahrt mit dem Auto).
Optimal wäre eine flächenmäßig gerechte Verteilung der Einrichtungen im Süden, d. h. dass eine neue in einem bisher „weißen Fleck“ bei der Kita-Versorgung, z. B. Hagau, oder in dessen Nähe errichtet wird.
Mit freundlichen Grüßen
Sabrina Pollin, Claudia Majehrke, Tanja Stumpf