Artikel vom 16.01.2025
Neujahrsrede im Stadtrat
Moritz Krug spricht über Mobilität, Wohnraum und den Schulsport

Zu Beginn eines Sitzungsjahres sprechen die Vorsitzenden der Fraktionen Worte zum Jahreswechsel. Für unsere Fraktion hat Moritz Krug gesprochen, seine Rede lesen Sie hier im Wortlaut:
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
werte Kolleginnen und Kollegen im Stadtrat,
liebe Mitarbeitende der Stadtverwaltung,
geschätzte Bürgerinnen und Bürger,
Vertreterinnen und Vertreter der Presse,
2024 war ein Jahr voller Herausforderungen – global, national und natürlich mit Auswirkungen auf uns hier in Hilpoltstein.
Doch wir dürfen nicht blind gegenüber den Entwicklungen sein, die über unsere Stadtgrenzen hinausreichen. Wenn eine Politikerin wie Frau Weidel öffentlich Hitler als Kommunisten bezeichnet, zeigt das, wie gefährlich die AfD für unsere Demokratie ist. Solche Aussagen verzerren nicht nur die Geschichte, sondern vergiften den gesellschaftlichen Diskurs. Hier dürfen wir demokratischen Parteien nicht naiv sein, sondern müssen entschlossen und wachsam handeln – vor allem, wenn wir einen Blick nach Österreich werfen, wo Populismus bereits bedrohliche Formen angenommen hat. Gleichzeitig müssen wir uns bewusst machen, dass die Demokratie vor allem vor Ort gelebt wird – in Städten und Gemeinden wie Hilpoltstein.
Wenn die gesellschaftlichen Spannungen dominieren, zeigt sich in diesen Zeiten mehr denn je, wie entscheidend der Zusammenhalt vor Ort ist.
Hilpoltstein ist ein Ort, an dem Menschen sich ehrenamtlich engagieren
Hilpoltstein ist ein Ort, an dem Menschen sich miteinbringen und gegenseitig unterstützen
Hilpoltstein ist ein Ort, wo die Menschen zusammenkommen, um Lösungen zu finden – und genau das macht mich optimistisch für die Zukunft.
Doch seien wir ehrlich: Auch in Hilpoltstein gibt es Baustellen – im übertragenen und im wörtlichen Sinne. Lassen Sie uns von den großen Themen zu den Projekten kommen, die uns alle betreffen.
Rückblick und Erfolge
Ein Lichtblick des vergangenen Jahres war zweifelsohne der Fortschritt bei der Einbindung der Gredl-Bahn in die S-Bahn Nürnberg. Dank jahrelanger Bemühungen – insbesondere meiner Kollegin Ulla Dietzel, der ich an dieser Stelle ausdrücklich danken möchte, sowie allen, die sich für dieses Projekt in der Vergangenheit einsetzen und eingesetzt haben – hat das Projekt eine entscheidende Hürde genommen.
Ein Kosten-Nutzen-Faktor von 1,7 ist ein klarer Beweis, dass diese Investition sich lohnt. Das wäre nicht nur eine Investition in die Infrastruktur, sondern auch in die Zukunft und die Attraktivität Hilpoltsteins. Für uns muss klar sein: Alles, was wir tun können, um die Beschleunigung oder Realisierung dieses Projekts voranzutreiben, müssen wir so schnell wie möglich angehen. Dazu gehört insbesondere das Sichern der Bahnübergänge. Denn die direkte Anbindung an den Nürnberger Hauptbahnhof, aber auch an den Nürnberger Süden, wo derzeit die Technische Universität Nürnberg, kurz UTN entsteht, und den Schulstandort Schwabach wird Hilpoltstein noch attraktiver machen. Doch genau hier liegt auch eine Herausforderung: Mit der gestiegenen Attraktivität wird der ohnehin schon hohe Druck auf unseren Wohnungsmarkt weiter zunehmen.
Wohnraum: Eine Herausforderung für die Zukunft
Das bringt mich zu einem Thema, das mir besonders am Herzen liegt: der Wohnraum. Es ist traurig, wie oft ich in Gesprächen mit meiner Generation höre, dass junge Erwachsene, die gerne in Hilpoltstein bleiben oder zurückkehren möchten, keine passenden Möglichkeiten finden. Menschen, die hier aufgewachsen sind, die hier ihre Wurzeln haben, die sich auch in den Vereinen der Stadt engagieren, finden schlicht keinen bezahlbaren Wohnraum. Es ist erschreckend, dass in den letzten Jahren bei diesem drängenden Thema kaum etwas passiert ist. Wenn wir nicht bald handeln, riskieren wir, dass eine ganze Generation, die eigentlich hierbleiben möchte, für immer verloren geht. Aktuelle Baugebiete gibt es nicht, die Preise am Wohnungsmarkt steigen ins Unermessliche, und so bleibt vielen jungen Familien nichts anderes übrig, als wegzuziehen.
Wir müssen dringend handeln. Mehr Baugebiete ausweisen, mehr Wohnraum schaffen – und dabei gerne auch innovative, sozialverträgliche Lösungen finden.
Ein wichtiger Ansatzpunkt sind auch die Flächen im Besitz der Stadt, die seit Jahren brachliegen. Diese können und müssen einen Beitrag leisten, um den Druck auf den Wohnungsmarkt zu mindern und neuen Wohnraum für junge Familien und die nächsten Generationen zu schaffen.
Herausforderungen und Perspektive: Das Lehrschwimmbecken
Ein weiteres Thema, das uns schon viel zu lange beschäftigt, ist das Lehrschwimmbecken. Wir haben viel diskutiert – teilweise auch sehr kontrovers – sind aber mehrmals zu dem Beschluss gekommen, ein Lehrschwimmbecken zu bauen und trotzdem stehen wir hier, zum Jahreswechsel 2025, und es ist immer noch nichts passiert. Wie kann das sein?
Doch wir müssen auch ehrlich sein, seit Beginn der Planungen bereits vor dieser Sitzungsperiode hat sich einiges an den Rahmenbedingungen geändert, vor allem finanziell: Angesichts der angespannten finanziellen Lage werden wir derzeit nur das bauen können, was gefördert wird. Das bedeutet, dass wir uns zunächst auf den Bau der Einfachturnhalle konzentrieren müssen, da diese durch aktuelle Fördermittel abgedeckt ist.
Aber das darf nicht das Ende unserer Bemühungen für ein Lehrschwimmbecken sein. Perspektivisch müssen wir alles daransetzen, dass Hilpoltstein ein Lehrschwimmbecken beispielsweise durch passende Förderprogramme realisieren kann. Für die Sportstadt Hilpoltstein ist ein Lehrschwimmbecken unverzichtbar. Das schulden wir unseren Kindern, unserer Jugend und unserer gesamten Stadt.
Das neue Jahr bietet uns die Chance, gemeinsam neue Wege zu gehen und wichtige Vorhaben in Angriff zu nehmen:
- Schwimmen ist eine essenzielle Fähigkeit, die weit über den Nutzen einer Turnhalle hinausgeht. Es ist unsere Aufgabe, langfristig sicherzustellen, dass dies auch in Zukunft möglich sein wird.
- Der Wohnungsmarkt muss dringend entlastet werden. Wir brauchen Lösungen, die es jungen Familien und allen Generationen ermöglichen, in Hilpoltstein ein Zuhause zu finden und hier zu bleiben.
- Die Gredl als S-Bahn ist ein Projekt mit großem Potenzial – wir müssen auch die Herausforderungen angehen, die mit der Umsetzung einhergehen, und die Auswirkungen für unsere Stadt und ihre Bürgerinnen und Bürger im Blick behalten.
Diese Ziele erreichen wir nur gemeinsam. Es braucht einen Bürgermeister mit seiner Verwaltung, der anpackt, einen Stadtrat, der auch trotz der finanziellen Lage mutig handelt, und Bürgerinnen und Bürger, die sich weiterhin aktiv miteinbringen. Gemeinsam können wir die Zukunft Hilpoltsteins gestalten.
Zum Abschluss möchte ich mich bei allen bedanken, die sich im vergangenen Jahr für unsere Stadt eingesetzt haben. Ob in der Politik, der Verwaltung, den Vereinen oder in Ehrenämtern – Ihr Engagement macht bei uns in Hilpoltstein den Unterschied. Das macht unsere Stadt aus!
Lassen Sie uns 2024 nutzen, um Hilpoltstein noch ein Stück besser zu machen. Gemeinsam für uns alle.
Vielen Dank.