Ortsverband Eichstätt

Sollen wir noch bauen?

Wirtschaftsdialog der CSU Eichstätt

Am vergangenen Montag hat die CSU Eichstätt Unternehmerinnen und Unternehmer aus den Bereichen Planen, Handwerk und Bauen zum Wirtschaftsdialog geladen. Der provakanten Fragestellung der CSU, ob man angesichts der Haltung und den Entscheidungen der Bundesregierung rund um gestoppte KFW-Programme, Gebäudeenergiegesetz und weiteren regulatorischen Auflagen der Bundesregierung überhaupt noch bauen solle, sind mehr als 100 Gäste gefolgt.

Im Rückblick auf seine Erfahrungen in der Beratung von Unternehmen in Krisensituationen führte der CSU Ortsvorsitzende Josef Grienberger in die Thematik ein und zeigte auf, wie das aktuelle Maß an ökonomischer und politisch bedingter Unsicherheit unternehmerisches Handeln blockiert. „Wenn Entscheidungen nicht mehr nur riskant, sondern sogar unsicher sind, kann keine Basis für einen optimistischen Blick und das Vertrauen in die Zukunft gefunden werden“, führte Grienberger aus. Die Aufgabe der Politik auf allen Ebenen muss es immer sein, für Menschen und Unternehmen, gerade in Zeiten des Umbruchs, Verlässlichkeit und einen planbaren Handlungsrahmen zu schaffen. Mit Blick auf die Region hob er das große Engagement des Freistaats in Eichstätt hervor, welches durch Investitionen in die Willibaldsburg, den Dom, die Klosterkirche St. Walburg oder den Neubau des THWs und des Wirtschaftsgebäudes der Bereitschaftspolizei oder der Sanierung der Universität und der Klinik nicht nur wirtschaftlich und kulturell Zukunftsperspektiven schaffe, sondern mit fast 200 Mio € die heimische Bauwirtschaft und das Handwerk stärkt und stabilisiert. Sorge bereite Grienberger dabei jedoch, dass es vor allem für Privatpersonen immer schwieriger wird, in Wohneigentum zu investieren. Wohneigentum wiederum ist jedoch wesentlicher Faktor für soziale Gerechtigkeit und nachhaltige Alterssicherung.

Anschließend konnten die Gäste dem Vortrag von Ralph Büchele, dem Geschäftsführer der BayernHeim GmbH, welcher als Vertreter des bayrischen Bauministers Bernreiter gekommen war, folgen. Unter dem Motto „Mission Possible! Wohnen muss bezahlbar, wirtschaftlich und ökologisch sein!“ zeigte Büchele in seinem kurzweiligen und mit klaren Worten geführten Vortrag schonungslos auf, was aus seiner Sicht die aktuelle Krise in der Baubranche hervorruft und wie die BayernHeim als staatliches Unternehmen, mit dem Ziel 10.000 geförderte Wohnungen zu bauen, darauf reagiert. Dabei stellte er klar hervor, dass zwar das Zinsniveau aktuell schwierig im Vergleich zum vergangenen Jahrzehnt sei, jedoch in der Rückschau immer noch weit unter dem historischen Durchschnitt liegt. Das eigentliche Hemmnis stellt laut Büchele das Baukostenniveau da. Seit 2010 sind die Kosten in fast allen Bereichen von Rohbau, über Baunebenkosten oder Ausbau um weit mehr als 100% gestiegen. Besonders schwer wiegt dabei vor allem der technische Ausbau, welcher sogar um 336% gestiegen ist. Ein internationaler Vergleich zeigt auf, dass dieses Problem vor allem in Deutschland aufgetreten ist und seine Ursache einerseits in den rechtlich gestellten Anforderungen aus den anerkannten Regeln des Bauens und der starren Anwendung von DIN-Normen finde. All dies verteure das Bauen immens, ohne Vorteile für Bauherrn und Nutzer zu bringen und verursacht große bürokratische Kosten durch ein Übermaß an Gutachten, die Handlungsspielraum nehmen. Anstelle von Förderprogrammen fordere er von allen politischen Ebenen vor allen eine Anpassung der gesetzlichen Rahmenbedingungen und eine tiefgreifende Überarbeitung der Bauordnung. Eine klare Festlegung von unverzichtbaren Sicherheits- und Schutzstandards sowie die

Öffnung von Experimentierklauseln würden nicht nur bauliche Innovation fördern, sondern auch die Möglichkeit zur deutlichen Reduktion der Baukosten geben. Dabei stehen vor allem Themen, wie Brandschutz, Schallschutz und auch Anforderungen an die Barrierefreiheit zur Diskussion. Ralph Büchele warb er vor allem, mit Blick auf energetische Anforderungen, für klare Technologieoffenheit und einen nachhaltigen Ansatz für langlebige Gebäudequalität. Auch die Einbindung von KI zur Steuerung von Energie im Gebäude z.B. bei der Verknüpfung von Wetterdaten in Echtzeit mit Heizsystemen, soll in einem aktuellen Pilotprojekt Aufschluss über Einsparpotenziale geben.

Dies gab die Grundlage für eine äußerst angeregte und ausführliche Sachdiskussion, welche von der CSU-Kreisvorsitzenden, Tanja Schorer-Dremel, moderiert wurde. Tanja Schorer-Dremel warb abschließend auch dafür, und dies ist auch ein expliziter Wunsch der Staatsregierung sowie der CSU vor Ort, mit pragmatischen und aus der Praxis gelebten Erfahrungen auf die Politik zuzugehen. Nur in diesem offenen und kritisch geführten Diskurs wird es möglich sein, Rahmenbedingungen gemeinsam zu verbessern. Dabei betonte sie vor allem die Bedeutung der heimischen Baubranche und des Handwerks für innovative Lösungen, wie am Beispiel des Neubaus des Dienstleistungszentrums in Eichstätt ersichtlich ist.

Der Ortsvorsitzende Josef Grienberger bedankte sich am Ende der Veranstaltung bei Ralph Büchele sowie den teilnehmenden Gästen für den offenen und konstruktiven Austausch und ermutigte alle sich mit Ideen proaktiv in das politische Geschehen einzubringen.