Ortsverband Dinkelscherben

Flächen sparen

Wohnen-Arbeiten-Leben

In der Theorie und im Lehrbuch ist alles klar, da gibt es Gewerbegebiete, Industriegebiete, Naturschutzgebiete, Ausgleichsflächen, Verkehrsflächen und viele weitere Begriffe um Gutes Bauen und Planen in Worte zu fassen. Aber in der Praxis ist alles viel schwieriger: Alles nach Lehrbuch geplant und trotzdem nicht schön oder gar funktionsfähig.

Hier noch ein Gewerbegebiet, dort noch ein Baugebiet, hier noch ein bißchen gebaut und dort noch ein bißchen...

Wo führt das hin? Ein ganzer Ort wird dadurch zerstückelt. Die Schule liegt an einem Ende, die Kinder wohnen am anderen, somit haben die kleinsten Füße den längsten Weg. Es gibt für alles ein eigenes Gebiet: Dadurch geht das Ineinandergreifen der verschiedenen Lebensbereiche verloren. Wer nun das Zentrum Dinkelscherbens betrachtet, sieht, dass Wohnen und Arbeiten auf das Engste miteinander verbunden sind. Auf kleinstem Raum wird so eine große Funktionalität erreicht.

Gewerbliche Nutzung ergänzt sich mit Wohnnutzung


Direkt an der Straße wird gearbeitet, egal ob es sich um Geschäfte, Handwerker oder Landwirte handelt und das umgeben von Wohngebieten. Die Vorteile daraus liegen auf der Hand: kurze Wege zum Einkaufen, die Kinder haben einen kurzen Weg zum Kindergarten St. Anna, es wird wenig Land verbraucht und ein Dorf mit Charakter ist enstanden. Links und rechts der Zusam gibt es einen sehr breiten hochwassergefährdeten Bereich, in dem eine Bebauung, egal welcher Art, nur mit großem Aufwand möglich ist. Dinkelscherben selber wird begrenzt durch den Kaiserberg im Norden und die Lohzeise im Südwesten. Der schmale Streifen zwischen den beiden Bergen wird noch zerschnitten durch Bahnlinie und Zusam. Jede Überquerung der Zusam und Unterquerung der Bahn ist mit enormen Kosten verbunden. Außerdem stehen wir vor der Problematik, dass alle bestehenden Gewerbe- und Wohnstandorte in eine neue Idee miteinbezogen werden müssen. Das in Verbindung mit den bescheidenen finanziellen Mitteln des Marktes Dinkelscherben stellt uns vor eine große Herausforderung. Diese ist nur zu lösen mit einem vorurteilsfreien Überdenken aller vorhandenen Möglichkeiten. Hier kommt dem Bürgermeister und der Verwaltung eine Schlüsselposition zu: Sie haben die Möglichkeit mit professioneller Hilfe von Planern fundierte Konzepte zu entwickeln. Im Gemeinderat und in der Bevölkerung muss auf breiter Basis diskutiert werden, was wir wollen und was uns weiterbringt.

Eine Siedlungsstruktur nach bewährtem Muster wäre zum Beispiel eine Diskussion wert. Alte Dörfer verzetteln sich nicht, sie geizen mit Grund und Boden, und trotzdem ist privater und öffentlicher Raum klar getrennt. Jeder hat Raum für sich und alle haben Raum, den sie gemeinsam nutzen können. Dadurch entstehen kurze Wege. Der Ort ist klar umgrenzt: Es gibt immer einen markanten Dorfeingang und einen präzisen Schluss. Die neuen Siedlungsstrukturen zerlaufen zu einem Brei. Der Verbrauch von Fläche und Erschließungsaufwand ist riesengroß und am Ende bleibt ein Baugebiet ohne Figur und Gestalt. In den letzten Jahrzehnten ist man mit dem Land so umgegangen, als könnte man neue Freiflächen im Supermarkt nachkaufen. Sparsamer Umgang mit Land und Natur ist eine zwingende Notwendigkeit, wenn über Zukunftsperspektiven gesprochen wird.

Fluss oder Kanal?


Die Zusam ist kein Kanal in dem das Wasser möglichst schnell abfließen soll, ein Fluss (selbst ein kleiner) braucht Raum, in dem er sich ausbreiten kann. Wenn wir das respektieren werden wir auch nicht mit Hochwasser zu kämpfen haben. Die Flussaue ist Naturbereich, der uns zur Erholung dienen soll. Er muss von Bebauung freigehalten werden, damit er diese Funktionen auch erfüllen kann.

Industrie und Harmonie - immer ein Gegensatz?


Gewerbe und Industrie sind insgesamt nur Mittel zum Zweck, sie dienen dazu unsere Lebensqualität zu erhöhen. Deshalb müssen sie sich auch in den Ort harmonisch einfügen. Gewerbeansiedlung um jeden Preis bringt uns nicht weiter. Woher nimmt sich die Industrie das Recht auf Häßlichkeit? Von Gewerbehallen bis zum Möbelgiganten, vom Einkaufscenter bis zu den Gruselkabinetten der neuen Gewerbegebiete, die neben jeder Autobahn und vielen Ortsrändern neu entstehen reicht hier das Existenzminimum an Umweltgestaltung, nur weil es um Arbeitsplätze geht ? In Dinkelscherben müssen wir andere Wege gehen. Die schwierige Situation neue Gewerbe- und Baugebiete auszuweisen, müssen wir als Chance begreifen. Wir haben die Möglichkeit Wohnen und Arbeiten wieder zu verbinden, bewährte dörfliche Strukturen auch in neue Bau- gebiete zu übernehmen. In Dinkelscherben müssen wir äußerst sparsam mit der Fläche umgehen, weil viel Grund im Hochwasser gefährdeten Bereich liegt und Gebiete wie der Kaiserberg und die Lohzeise (Landschaftsschutz) nicht bebaut werden können.