Artikel vom 08.05.2019
Betriebsbesichtigung bei Bäckerei Sipl
Europaabgeordnete Angelika Niebler zu Gast in Denkendorf
Zu einer besonderen Betriebsbesichtigung war Europaabgeordnete Angelika Niebler aus Vaterstetten bei München in Denkendorf bei der Bäckerei Sipl zu Besuch. Auf Einladung von der Bürgermeisterin und Vorsitzenden der Frauen Union im Landkreis Claudia Forster war die Vorsitzende der CSU-Gruppe im Europaparlament, Landesvorsitzende der Frauen Union und das CSU-Präsidiumsmitglied nach Denkendorf gekommen um einerseits einen Einblick in das Bäckerei- und Konditorenhandwerk zu gewinnen sowie andererseits sich ein Bild von den Herausforderungen und Schwierigkeiten zu machen, vor denen die Betriebe stehen und denen sich die Politik anzunehmen hat.
Zur Begrüßung stellte Seniorchefin Luise Sipl der Besuchergruppe den Betrieb vor, der auf eine über hunderte Jährige Familientradition zurückblicken kann und seit 1923 in Denkendorf beheimatet ist. 1990 wurde die erste Filiale in Kipfenberg öffnet, heute verfügt das Unternehmen über mehr als 40 Filialen und Kaffeehäuser. 1996 wurde erfolgte die Verlegung der Produktion aus dem Ortskern in das Gewerbegebiet. Diese wurde in den vergangenen Jahren flächenmäßig verdoppelt um der steigenden Nachfrage stand halten zu können. Durch das Wachstum der vergangenen Jahre beschäftigt die Familie mittlerweile ca. 550 Mitarbeiter. Trotz Größe handelt es sich nach wie vor um einen Familienbetrieb. Neben Luise Sipl sind auch ihre drei Söhne und die Schwiegertochter im Unternehmen tätig.
Die fachliche Führung der Gruppe um die Europaabgeordnete übernahm Sohn Thomas Sipl. Er wies auf die die Verdopplung der Produktionsfläche durch die abgeschlossene Erweiterung hin und erläuterte den täglichen Ablauf der Produktion sowie technische Ausrüstung wie die modernen Backöffnen. Mit dem modernen Neubau gingen auch einige Investitionen in Umweltmaßnahmen einher, mit denen jährlich mehr als 70 Tonnen CO2 eingespart werden. Für die Erzeugung des benötigten Warm- und Heißwassers nutze man zu 100 Prozent die Abwärme und Abluft aus Kälteanlagen und Öfen, es muss also nicht mehr mit fossilen Brennstoffen nachgeheizt werden. Er betonte aber, dass sich die Bäckerei Sipl nach wie vor als Handwerksbetrieb verstehe und auf regionale Zutaten und qualitativ hochwertige Produkte setze. Davon konnte sich die Besucher beim Brezendrehen und der Herstellung der „Party-„Breze ein Bild machen. Die tägliche Produktion der verschiedenen Back- und Konditorwaren sei stark abhängig von Wetter, Jahreszeiten und vielen weiteren Einflüssen. So versuche man einerseits die Retouren auf ein Minimum zu reduzieren, andererseits aber für Kunden in den Filialen die volle Breite des Angebots vor zu halten. Anschließend stellte Hubert Frey die Konditorei vor.
Abschließend durfte die Besuchergruppe noch die volle Breite des Warenangebots der Bäckerei Sipl genießen. Dabei wurden eine Reihe von politischen Themen diskutiert, die für Betriebe wie die Bäckerei Sipl von Bedeutung sind. Wie viele andere Handwerksbetriebe beliefert die Bäckerei Sipl auch Großabnehmer in München. Die im Raum stehenden Dieselfahrverbote würden zu einer massiven Einschränkung der Nutzbarkeit des Unternehmensfuhrparks mit entsprechenden Zusatzkosten führen. Europaabgeordnete Niebler konnte bezüglich der Fahrverbote Entwarnung geben. Diese seien vom Tisch und die CSU werde sich nach Möglichkeiten dagegen wehren. Ihre Meinung nach sollten sowohl die Grenzwerte als auch Messverfahren sowie und Messpunkte in Europa nach ihrer Vergleichbarkeit hinterfragt werden. So würden Grenze in Betrieben und im Straßenverkehr unterschiedlich ausgelegt und sie konnte Bespiele zu unterschiedlichen Standards bei Standorten von Messstationen erläutern. Messungen in den jeweiligen europäischen Staaten seien dadurch nicht mehr vergleichbar. Ein weiteres Problem das vom Gastgeber angesprochen wurde, ist die ausufernde Bürokratie wie beispielsweise durch die zunehmenden statistischen Datenmeldungen. Hier verwies auf Niebler auf das Zusammenspiel zwischen EU-, nationalen und Länderregelungen, die zunehmend ineinandergreifen und vielen verkomplizieren. Die Belastungen dürften dann aber nicht bei den Betrieben hängen bleiben. Als Beispiel führte sie die neue Datenschutzgrundverordnung an. Das Thema Datenschutz werde aus Nieblers Wahrnehmung in Deutschland besonders sensibel betrachtet. Andere Länder wie beispielsweise Österreich hätten auf nationaler Ebene Ausnahmeregelungen für kleine und mittlere Betriebe geschaffen um diese von Bürokratie zu entlasten. Dies sei auch in Deutschland rechtlich möglich, aber nicht umgesetzt worden. Allgemein betonte die Europaabgeordnete mit Blick auf die vergangenen fünf Jahre, dass die EU-Kommission unter Jean-Claude Junker Regelungen massiv beschränkt hat und „Mut zur Lücke“ gezeigt hat. Ihrer Meinung nach gehöre jede gesetzliche Regelung zur Überprüfung der Praxistauglichkeit einem „keep it simple“-Test unterworfen. Eine weitere Thematik mit der sich insbesondere die Politik auf europäischer Ebene aus Sicht der Betriebe auseinander setzten solle, ist die Thematik von ausländischen Arbeitszeugnissen und Berufsqualifikationen. Einerseits seinen Bewerbungen von „Phanthom“-Bäckern möglich, die nicht backen könnten, anderseits sei es sehr schwierig sich aus einer Vielzahl von Zeugnissen und Nachweisen innerhalb der Europäischen Union zu erkennen, „was mit was vergleichbar ist“. Eine europäische Regelung solle hier helfen. Niebler widersprach und warnte hier wieder von überbordender Bürokratie. Sie empfahl hier den ganz über die berufsständischen Organisationen wie die IHK. Diese seien durch ihre Nähe zur Praxis und zur Berufsausbildung besser geeignet. Abschließend konnte Angelika Niebler mitteilen, dass die Europawahl erfreulicherweise in aller Munde sei und sie auf eine hohe Wahlbeteiligung hoffe. Dies sei insbesondere in Bayern wichtig, da erstmalig die Chance besteht mit Manfred Weber einen Bayer in das wichtige Amt des Präsidenten der Europäischen Union gewählt werden könne.