Artikel vom 15.06.2018
Interkommunaler Dialog
Bürger und Politiker diskutieren über „Leben und Wirtschaft im Grenzbereich“
Die Bürgermeister aus Wiedergeltingen, Amberg, Türkheim und Buchloe und vier Vertreter mittelständischer Betriebe hatten sich Gedanken gemacht zu Problemen, die nur gemeinsam gelöst werden können. „Leben und Wirtschaften im Grenzbereich der Landkreise Unterallgäu und Ostallgäu“ lautete das Thema der Veranstaltung. Alles drehte sich um die Fragen: Wie ist die Situation jetzt und was kann in Zukunft gemeinsam in Angriff genommen werden?
Zum politischen Dialog hatte Professor Franz Makeschin, Vorsitzender des CSU-Ortsverbandes Amberg-Wiedergeltingen, in die Schule in Wiedergeltingen geladen. Es ging um die angespannte Wohnraumsituation, denn immer mehr Menschen zieht es in das Gebiet westlich von München. Auch die strukturelle Veränderung der Dörfer war ein Thema: immer weniger landwirtschaftliche Betriebe, aber immer noch große Höfe und deshalb Leerstände im Ortskern und zu viel Flächenverbrauch im Randbereich.
Ortsansässige Firmen suchen dringend gute Arbeitskräfte und Facharbeiter, doch in den Städten locken deutlich höhere Gehälter. Josef Schweinberger, Bürgermeister von Buchloe, kritisierte als weiteres Problem die Situation um den Bahnhof der Stadt. Immer mehr Pendler bräuchten immer mehr Parkplätze. Dazu würden die Zubringerstrecken immer stärker frequentiert. Und das werde sicher nicht besser. Nach der Elektrifizierung der Bahn wird man noch schneller nach München reisen können, was auch Angelika Schorer, CSU-Landtagsabgeordnete aus Jengen betonte.
Auch Bayerns Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer war zu der Diskussionsrunde gekommen und begrüßte die Zusammenarbeit über die Landkreisgrenzen hinaus. „Buchloe hat eine gute Infrastruktur. Bei den Dörfern drumherum ist das schon schwieriger. Die Metropolregion München wächst weiter, es gibt viel zu wenig Wohnraum, was Auswirkungen bis in das Unterallgäu hat“, beschrieb er die Situation. Was nicht gewünscht sei, seien „Schlaf-Gemeinden“, in denen Pendler nur übernachten. Doch Antworten hatte Pschierer nicht: „Aber formulieren Sie, was Sie von der Politik erwarten“, forderte er deshalb. Bei der weiteren Diskussion kristallisierten sich bestimmte Aufgabenbereiche heraus: Anreize, damit Grundstücke und Häuser in der Ortsmitte der Dörfer verkauft werden. Es müssten aber auch Konzepte vorgeschlagen werden, Rahmenpläne, wie die Ortsgestaltung einmal aussehen soll. Mehr Verbindungen im öffentlichen Nahverkehr auf dem Land auch und gerade über die Landkreisgrenzen hinaus, besonders für immer mehr ältere Menschen, seien notwendig.
Götz Schmiedeknecht, CEO von Salamander Industrie-Produkte in Türkheim, schlug vor, in Zukunft gemeinsam aufzutreten und als Wirtschaftsregion Allgäu um Fachkräfte zu werben. „Wir brauchen gute Arbeitskräfte und für diese bezahlbaren Wohnraum“, sagte er. Allen war klar, dass die Probleme nur in einer gemeinsamen Runde gelöst werden können. Professor Makeschin resümierte: „Zu den Fragen der Wirtschaftlichkeit, der Ökologie und Nachhaltigkeit, zur Dorfentwicklung und der Verkehrssituation müssen wir Kontakt zu Fachleuten aufnehmen und Vorschläge ausarbeiten“. (Mindelheimer Zeitung/Ulla Gutmann)