Artikel vom 13.03.2025
CSU Stadtratsfraktion
Stellungnahme zum Grundsatzbeschluss zur Gründung einer Trägergesellschaft

Stellungnahme zum Grundsatzbeschluss zur Gründung einer Trägergesellschaft für ein MVZ
Sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren des Stadtrats,
die langfristige Sicherstellung der hausärztlichen Grundversorgung in der Region ist eine der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit. Gerade in ländlichen Regionen wie Bad Neustadt ist sie ein zentraler Baustein für Lebensqualität und Daseinsvorsorge. Immer mehr Hausärzte gehen in den Ruhestand, während es gleichzeitig schwieriger wird, Nachwuchs zu finden. Ohne nachhaltige Lösungen droht langfristig eine medizinische Unterversorgung, die besonders ältere Menschen und Familien hart treffen würde. Deshalb ist es essenziell, tragfähige Konzepte zu entwickeln, die nicht nur kurzfristig helfen, sondern auch in Zukunft eine flächendeckende hausärztliche Betreuung sichern.
Notwendigkeit einer fundierten Entscheidung
Daher ist es richtig, dass wir uns mit diesem Thema intensiv beschäftigen. Ich darf im Namen der Fraktion allen Akteuren für die bisherige Arbeit herzlich danken. Dass man sich bei dieser höchst komplexen Aufgabe fachlich beraten lässt, ist ein richtiger Schritt. Die entscheidende Frage ist jedoch, wie nachhaltig hier vorgeschlagene Modell einer Genossenschaft tatsächlich ist. Hilft es langfristig oder handelt es sich lediglich um eine Übergangslösung? Was passiert, wenn trotz dieser Struktur keine jungen Ärzte gewonnen werden können? Wird es dann zu einer erneut eskalierten Problemsituation, z. B. aus Personalmangel? Wie reagieren wir, wenn DIOMEDES die Managementaufgaben nicht mehr erfüllen kann oder zu den heute dargestellten Konditionen nicht mehr erfüllen möchte?
Einholung von weiteren Meinungen der tätigen Hausärzte
Wir sollten nochmals konkret vor einer Entscheidung die Meinung der derzeit tätigen Hausärzte einholen und viel konkreter das Vertragswerk besprechen.
Unseren Hausärzten gebührt ausdrücklich Dank und Respekt für ihre Tätigkeit heute, morgen und in der Zukunft.
Gibt es aus Sicht der Hausärzte eine tragende Begründung für die Stadt in den Einstieg in die Trägerschaft eines MVZ als freiwillige Leistung?
Weitere Entwicklungen in Bad Neustadt berücksichtigen
Wir haben die zusätzliche Situation, dass am ZOB in Bad Neustadt zu den Planungen einer Genossenschaft ein neues Ärztehaus entstehen soll. Diese neue Einrichtung kann einen wichtigen Beitrag zur hausärztlichen Versorgung leisten und sollte in die strategische Gesamtplanung mit einbezogen werden. Parallel laufen seit fast 2 Jahren die Überlegungen zur Gründung der heute zu diskutierenden Trägergesellschaft.
Die Rhön-Stiftung als wertvolle Expertise
Die Rhön-Stiftung hat bereits vor einigen Monaten im Kreis mancher Bürgermeister und politischen Akteuren angeboten, Initiativen für Verbesserung der hausärztlichen Versorgung in der Region Main-Rhön mit ihrer Expertise zu unterstützen. Unter der Leitung des Stiftungsvorstandes einschließlich unseres Ehrenbürgers Eugen Münch erarbeitet ein Team derzeit ein zukunftsorientiertes Konzept für eine nachhaltige Zukunftssicherung der medizinischen Haus- und fachärztlichen Grundversorgung.
Beauftragt wurde hierfür unter anderem das renommierte Unternehmen Oberender + Partner in Bayreuth. Hier sind eine offizielle Vorstellung und für unser Gremium wichtige Informationen Mitte 2025 zu erwarten.
Die Rhön-Stiftung beschäftigt sich seit über 10 Jahren mit innovativen Versorgungsstrukturen im Gesundheitswesen und hat bereits mehrfach zukunftsweisende Modelle entwickelt. Sie setzt sich dafür ein, dass medizinische Versorgung effizienter, digitaler und patientenorientierter gestaltet wird. In diesem Zusammenhang könnte ihre Expertise wertvolle Impulse liefern, die über eine kurzfristige Lösung hinausgehen und langfristige Perspektiven für unsere Region eröffnen.
Zum einen geht es um die langfristige Stärkung der Gesundheitsversorgung in der Stadt Bad Neustadt und im Landkreis Rhön-Grabfeld, zum anderen um Empfehlungen, hier um die Expertise der Rhön-Stiftung, zur berücksichtigen. Eine voreilige Grundsatzentscheidung zum heutigen Zeitpunkt scheint daher nicht angebracht.
Zukunftsorientierte Lösungen statt kurzfristiger Maßnahmen
Ziel ist es, innovative und langfristige Lösungen zu entwickeln, die den aktuellen Herausforderungen gerecht werden und auch den Gedanken der sogenannten Level-1-Häuser sowie die ambulanten Strukturen weiterentwickeln – genau so, wie es die Krankenhausreform vorsieht. Im Blick steht dabei nicht nur Bad Neustadt, sondern der gesamte Landkreis und die benachbarten Regionen. Wir haben die Chance, auch im Bereich der Level-1-Häuser als Vorreiter hervorzugehen.
Fazit: Die Entscheidung mit Fachwissen untermauern
Da diese Expertise in unmittelbarer räumlicher Nähe und quasi von Bad Neustädtern entwickelt wird, die mit visionären Ansätzen in den letzten Jahrzehnten Deutschland geprägt haben, sollten wir deren Ergebnisse in die Entscheidungsfindung einfließen lassen. Ein jetziger Schnellschuss sollte unbedingt unterbleiben.
Es ist zu befürchten, dass viele kleinere und größere „Heuschrecken“ unterwegs sind.
Wir schlagen daher vor, das Konzept der Rhön-Stiftung abzuwarten. Erst danach sollte eine endgültige Entscheidung getroffen werden, um die bestmögliche Lösung für Bad Neustadt und die gesamte Region zu finden.
Lassen Sie uns ruhig bleiben, mit Bedacht Informationen einholen und bewährte Akteure der Region berücksichtigen.
Bastian Steinbach
für die CSU-Stadtratsfraktion