Artikel vom 15.04.2021
GR-Sitzung 15.04.21
Bericht GR-Sitzung 15.04.21
geschrieben von Irene Haberl
Dörfer nicht am Rand, sondern im Kern entwickeln
Vitalitätschecks zur Innenentwicklung Gemeinderat vorgestellt – Gemeinschaftsgarten auf OGV-Gelände
Bei seiner letzten Gemeinderatssitz stellte eine Vertreterin des Instituts für Umweltplanung und Raumentwicklung, kurz „Ifuplan München“, den Räten den für die Gemeinde Ascha erstellten Vitalitätscheck zur Innenentwicklung vor. Daneben informierte Bürgermeister Wolfgang Zirngibl über die Erstellung eines Gemeinschaftsgartens, die Baumaßnahmen am Historischen Gasthaus in Gschwendt und die in Aussicht gestellte Ehrung Aschas mit einem kommunalen Klimaschutzpreis.
Eingangs der Sitzung stellte die Diplomgeografin Claudia Schwarz vom Institut für Umweltplanung und Raumentwicklung, kurz „Ifuplan München“, dem Gemeinderat das Ergebnis des Vitalitätschecks zur Innenentwicklung für die Gemeinde Ascha vor, den die Kommunen der ILE-Nord jeweils für ihre Gemeinde in Auftrag gegeben hatten. Dieser Vitalitätscheck ist ein datenbankgestütztes Analyseinstrument der Ländlichen Entwicklung, das die bauliche, soziale und funktionale Situation für die Innenentwicklung von Dörfern erfasst.
Kommunaler Zersiedelung entgegenwirken
Mit dem Vitalitätscheck werden die Innenentwicklungspotenziale der Gemeinde ermittelt und aufbereitet. Ziel ist es, die Dörfer nicht am Rand, sondern im Kern zu entwickeln und damit Flächen zu sparen. Vorhandene Gebäude- und Flächenpotenziale sollen nach dem Motto „Innen statt außen“ für Wohnen und Gewerbe sowie zur Grundversorgung und zum Gemeinschaftsleben revitalisiert werden, um einer kommunalen Zersiedelung entgegenzuwirken.
Die Innenentwicklung verhindert dabei nicht nur, dass leerstehende Wohn- und Geschäftsgebäude oder Hofstellen und Baulücken ungenutzt bleiben, sondern wirkt frühzeitig weiteren Leerständen entgegen. Absicht ist es, neues Leben in alte Gemäuer und Lebensqualität in lebendige Ortszentren zu bringen und dabei natürliche Ressourcen, Kosten für die Infrastruktur und den Verfall von Immobilien zu reduzieren. Die Referentin ging in ihren Ausführungen auf die Situation in Ascha im Hinblick auf die geografische Entwicklung, leerstehende oder untergenutzte Gebäude, Baulücken, Brachflächen, die Versorgungsituation, bürgerliches Engagement, das Mobilitätsangebot, Arbeitsplätze und die wirtschaftliche Entwicklung ein.
Mit Hilfe der im Vitalitätscheck genannten Themenbereiche stehen für alle Gemeinden Bayerns fortlaufend aktualisierte Statistiken zur Verfügung, in die die Gemeinden ihre bestehende Bauleitplanung und aktuelle Daten zur Bodenpolitik einarbeiten können. Mit der integrierten Flächenmanagement-Datenbank des Bayerischen Landesamts für Umwelt werden die Leerstände, Baulücken und Brachen erfasst, so dass bereits nach einer Woche für die Gemeinde eine umfassende Datenbasis zur Analyse vorliegt.
Sensibilisierung der Bürger
So fällt jedem Gemeindeverantwortlichen punktueller Handlungsbedarf schnell ins Auge und in systematischer Vorgehensweise kann eine Erhebung für die Gemeinde in Eigenregie vorgenommen werden. Mit den anschaulichen Ergebnissen des Vitalitätschecks können Planungsprozesse zur Innenentwicklung beginnen und zugleich Überzeugungsarbeit in Gremien oder gegenüber Bürgern geleistet werden.
Zu den Vorteilen für die Gemeinde gehören deutlich erkennbar die Darstellung von Innenentwicklungspotenzialen wie Leerstand, Baulücken und Brache, das Aufzeigen der Bevölkerungsentwicklung, die Hilfe bei Entscheidungsfindungen aufgrund der Erhebung von Prognosen zum Wohnbaubedarf in Relation zur aktuellen Bauleitplanung, die Verortung von Einrichtungen der Grundversorgung und zum Gemeinschaftsleben sowie das Aufzeigen von Bereichen mit besonderem Handlungsbedarf. Eigentümer von Grundstücken mit Innenentwicklungspotenzialen lassen sich leichter überzeugen, Bausubstanz zu revitalisieren und Baulücken zu nutzen. So sensibilisierte Bürgerinnen und Bürger denken, planen und helfen bei den Innenentwicklungskonzepten mit, um die Identität der Dörfer zu bewahren.
Interessengemeinschaft zu Gemeinschaftsgarten
In einem weiteren Punkt entschieden die Räte über die Schließung einer Baulücke am Mühlbach beim Historischen Mühlenrad positiv. Eine weitergreifende Bebauung aber ist aufgrund einer möglichen Hochwassergefährdung nicht möglich. Stattgegeben wurde auch der Einbeziehungssatzung zum Eintrag einer Freistellungsfläche an der Hagenzeller Straße in Gschwendt in das Grundbuch. Bürgermeister Wolfgang Zirngibl informierte schließlich über die weitere Vorgehensweise in Sachen Gestaltung eines Gemeinschaftsgartens am Gelände des OGV am alten Troidkasten und am Bienenlehrstand, wo inzwischen Rodungsarbeiten durchgeführt wurden, die Zufahrt allerdings noch zu klären ist. Gemeinderat Uli Aschenbrenner möchte in Zusammenarbeit mit dem OGV eine Interessensgemeinschaft mit Vertretern von Vereinen und Interessierten zur weiteren Umsetzung dieses Gemeinschaftsgartens gründen. Erfreut zeigte man sich darüber, dass Ascha zu den Finalisten um den kommunalen Klimaschutzpreis des europäischen Städtenetzwerks „Klimabündnis“ „Climate Star Award“ zählt. Am kommenden Donnerstag werden im Rahmen einerOnline-Preisverleihung die Sieger bekannt gegeben. Bei der Baumaßnahme am Historischen Gasthaus in Gschwendt ist nach Sichtung der Architektenentwurfs eine interessante Nutzung erkennbar. Derzeit wird das Gebäude geräumt. Wenn die Planungen und die Ausschreibungen 2021 abgeschlossen sind, können 2022 bis 2023 die baulichen Maßnahmen durchgeführt werden. Coronabedingt ist ein Treffen der Arbeitsgemeinschaften zu den einzelnen Themen ausgebremst.