Kreisverband Straubing-Stadt

Michel Friedman beim Jahresemfpang

Eindringliches Plädoyer für Demokratie

Ungewohntes Szenario. Statt Neujahrsempfang Jahresempfang. Einlasskontrolle. Und statt eines CSU-Granden am Dienstagabend eine streitbare Persönlichkeit als Festredner bei der CSU Straubing-Stadt im vollbesetzten Foyer der Fraunhoferhalle. Michel Friedman, Jurist, Philosoph, Autor, Moderator – deutscher Jude. Anna Zisler, Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Straubing, hatte den Kontakt vermittelt. Friedman hielt eine eindringliche, rhetorisch geschliffene Rede, ohne jedes Manuskript. Ein 70-minütiges Plädoyer für unseren größten Schatz, für Demokratie und Menschenwürde. Verbunden mit dem Aufruf an jeden Einzelnen, streitbar zu sein für diese Demokratie und Verbalattacken nicht unwidersprochen hinzunehmen. „Wehret den Anfängen“ sei schon zu lange eine leere Floskel gewesen in Deutschland.

Katharina Dilger und Philip Sloma als junge CSU-Listenkandidaten zur Europawahl hießen das Publikum willkommen und richteten an den Festredner die Erwartung „inspirierender, ermutigender Worte“ und klarer Kante gegen Rechtsextremismus.

Antisemitismus keinen Boden gewinnen lassen

Anna Zisler, Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Straubing, nannte den gegenwärtigen Antisemitismus alarmierend, insbesondere seit dem 7. Oktober, speziell durch islamistische Zuwanderer, die ein Kalifat forderten. Es sei nicht einfach zu vermitteln, dass Gemeindemitglieder nur mit Polizeischutz vor der Synagogentür ihre Religion ausüben könnten.
Sie forderte, alle Mittel des Rechtsstaats gegen Übergriffe zu nutzen und gleichzeitig Brücken zu bauen wie es die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, die KEB und „Wir sind bunt“ in Straubing praktizierten. Es liege an jedem Einzelnen, ein Zeichen zu setzen, dass Antisemitismus nicht Boden gewinne. CSU wie OB nannte sie Hoffnung machende Fürsprecher jüdischen Lebens hierzulande und vor Ort.

Zukunftsangst ist Nährboden für Populisten

Es seien Zeiten, in denen grundsätzliche Fragen in den Vordergrund rückten, sagte CSU-Kreisvorsitzender OB Markus Pannermayr. Als solche nannte er Digitalisierung, demographischen Wandel, Friedenssicherung und Verteidigungsfähigkeit sowie gefährdeten Wohlstand. Zukunftsangst sei idealer Nährboden für Populisten, die allzu einfache Lösungen servierten. Die wirklichen Lösungen seien anstrengender und brauchten Menschen, die sich grundlegende Gedanken machten und Haltung zeigten und damit Orientierung geben, Michel Friedman sei ein solcher Mensch. Mit Blick auf die bevorstehende Europawahl sagte Pannermayr, „wir brauchen mehr Europa in dieser Zeit, nicht weniger“. Er nahm Bezug auch auf den 75. Geburtstag des Grundgesetzes, das kein Ablaufdatum habe. Er sei aus Überzeugung Optimist.

Stellvertretender CSU-Kreisvorsitzender Holger Frischhut rief den EU-Wahltermin am 9. Juni in Erinnerung und appellierte, vom Wahlrecht Gebrauch zu machen. „Sie können was bewegen.“   -mon-

Straubinger Tagblatt
Veröffentlicht am 16.05.2024 in der Straubinger Rundschau