Artikel vom 03.05.2022
MdL Petra Högl
MdL Petra Högl organisierte gesundheitspolitischen Austausch
Mainburg – Wie können mehr Menschen für eine Pflegeausbildung begeistert werden? Was wünschen sich Schüler der Berufsfachschule für Krankenpflege in Mainburg für ihren Beruf? Dies und weitere Themen standen im Mittelpunkt des von der Kelheimer Landtagsabgeordneten Petra Högl (CSU) initiierten gesundheitspolitischen Fachgesprächs. Als Referenten konnte Högl hierzu den Vorsitzenden des Gesundheitsausschusses im Bayerischen Landtag, MdL Bernhard Seidenath gewinnen. Zahlreiche Ärzte- und Pflegevertreter aus dem Landkreis waren der Einladung zum Austausch in die Berufsfachschule für Krankenpflege nach Mainburg gefolgt.
Wie Högl eingangs betonte, sei nicht die Bettenanzahl das Nadelöhr in der medizinischen Versorgung, sondern die Personalsituation. „Hier sind alle Akteure gefordert, um mehr Personal, vor allem im pflegerischen Bereich, zu gewinnen. Dies muss uns auch was Wert sein! Denn gute Pflege gibt es nicht zum Nulltarif“, betonte Högl. Zugleich bescheinigte sie dem Landkreis eine gute medizinische Versorgung mit Haus- und Fachärzten sowie den beiden Krankenhäusern in Kelheim und Mainburg.
Gesundheitsausschussvorsitzender Bernhard Seidenath spannte in seinem Impulsvortrag einen Bogen von der Krankenhausplanung bis hin zu den Anstrengungen für mehr Fachkräfte in der Pflege. Er machte deutlich, dass der Bund bei der Krankenhausplanung nichts mitzureden habe. „Wir wollen diese Kompetenzen weiter in Bayern behalten“, schickte Seidenath ein klares Signal in Richtung Berlin. Er widersprach damit den Forderungen der Bertelsmann-Studie, die eine deutliche Verringerung der Anzahl von Krankenhäusern, gerade im ländlichen Raum, fordert. Für Seidenath sind wohnortnahe Krankenhäuser ein wichtiges Gut. „Für uns in Bayern bleibt die Wohnortnähe ein Qualitätskriterium unserer Krankenhäuser. Dies ist gut für die Patienten, die Angehörigen und auch das medizinische Personal“. Nach seinen Worten könne man in großen Ballungsräumen wie München oder Köln möglicherweise mehrere Krankenhäuser ohne Verluste in der gesundheitlichen Versorgung zusammenlegen. „Aber in der Fläche, wie hier, geht das nicht“, so der Gesundheitspolitiker.
Einig waren sich die Teilnehmer am Fachgespräch, dass der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen das drängendste Problem sei. Seidenath sah dabei einen Mangel an Fachkräften in allen Bereichen. Bei Ärzten, beim Pflegepersonal, bei den medizinischen Fachangestellten und den Heilmittelerbringern, wie Physiotherapeuten oder auch den Hebammen. In bestimmten Bereichen brauche es, wie Seidenath erläuterte, mehr Ausbildungs- und Studienangebote. So etwa bei den Ärzten, den Notfallsanitätern oder auch den Hebammen. Der Freistaat sei hier dabei weitere Angebote zu schaffen. So investierte der Freistaat etwa massiv in den Ausbau der Medizinstudienplätze. Ganz konkret sei hier kürzlich der niederbayerische Medizincampus auf den Weg gebracht worden, der zunächst 100 und im Endausbau jährlich 660 zusätzliche Studienplätze für Medizinstudenten in Niederbayern bieten werde.
In der Pflege ist das Problem mit der Nachwuchsgewinnung vielschichtiger. Für Dr. Michael Reng, Chefarzt der Kelheimer Goldbergklinik, fehle dem Pflegeberuf Wertschätzung. „Die mangelnde Wertschätzung ist das eigentliche Gift für die Pflegeberufe. Dies kann man auch nicht mit Geld aufwiegen“, stellte Reng fest, der vor seinem Medizinstudium selbst eine Pflegeausbildung absolvierte. Er plädierte die Pflege attraktiver zu machen, indem diese auch selbst gestalten dürfe. Ähnlich äußerte sich auch Hans Günther, Lehrer an der Berufsfachschule für Krankenpflege in Mainburg. Dieser berichtete von Erfahrungen und Rückmeldungen seiner Schüler. „Die Azubis werden drei Jahre lang sehr breit ausgebildet. Anschließend reduziert sich Pflege dann oftmals auf Körperpflege und Essen. Möglichst viele Patienten in möglichst kurzer Zeit bedienen“, führte Günther aus. Pflege brauche nach seinem Dafürhalten Gestaltungsmöglichkeiten, Abwechslung und „ein Gefühl, dass das, was man tut, auch Sinn macht“. Dies würde dem Pflegeberuf deutlich mehr Wertschätzung verleihen. Ausschussvorsitzender Bernhard Seidenath dankte für die Anregungen. „Wir müssen es in der Pflege schaffen, dass die Leute sagen: Ich will da hin, ich will diesen Beruf machen“. Er schlug vor, dass etwa jeder Azubi die Möglichkeit haben solle, einen Teil seiner bezahlten Pflegeausbildung im Ausland zu machen. „So steigern wir die Attraktivität.“ Auch bekräftigte er die Forderung nach einer stärkeren Akademisierung der Pflege. „Wir brauchen mehr Studienplätze in der Pflege und auch ein Stipendium hierfür“, so Seidenath. Dadurch könnten junge Menschen abgeholt werden, die nach dem Abi studieren wollen.