Artikel vom 11.09.2017
Ortsverband Oberammergau
Stammtisch mit Alexander Dobrindt, Christian Stückl und Leslie Mandoki
Zusammenkommen und im gegenseitigen Respekt diskutieren – das ist ein Stammtisch in guter bayerischer Tradition. Alexander Dobrindt hat sich die Pflege dieser Tradition auf die Fahne geschrieben und hatte dazu in Oberammergau mit dem Regisseur Christian Stückl und dem Musikproduzenten Leslie Mandoki zwei bekannte Künstler und unabhängige Geister eingeladen. Dementsprechend frei und spontan entwickelte sich das Gespräch, an dem sich auch die CSU-Mandatsträger Harald Kühn MdL, Bezirksrätin Alexandra Bertl und Vize-Landrat Michael Rapp beteiligten.
Ausgehend von der Frage, welche Bedeutung Kunst und Kultur für eine freiheitliche Gesellschaft haben, kam die Runde auf mögliche Gefahren für Freiheit und Meinungsvielfalt. Mandoki: „Durch die Digitalisierung fallen viele Stellen für Journalisten weg. An ihre Stelle treten Soziale Medien, die sich zum Teil als Echokammern ohne Faktencheck und Diskussion entwickeln.“ Stückl: „Kultur- und Medienschaffende müssen ihre Freiheit aber auch nutzen. Was im Fernsehen läuft, ist leider oft zu eintönig.“ Von der Lebensgeschichte Mandokis, der in Ungarn zu kommunistischen Zeiten verfolgt war und in Deutschland Zuflucht fand, kam die Diskussion auch auf die aktuelle Flüchtlingspolitik. Mandoki betonte die guten Chancen in Deutschland und die Bringschuld der Zuwanderer, sich zu integrieren. Stückl warnte vor einem gesellschaftlichen Klima, das zu sehr auf Abwehrhaltung setzt: „Wir müssen die Integration auch zulassen. Die Kölner Sylvesternacht war grauenvoll, aber wir dürfen deshalb nicht alle Flüchtlinge unter Generalverdacht stellen.“ Die Zuwanderer seien überwiegend liebenswerte Leute und verdienten ebenso wie die ehrenamtlichen Helfer mehr politische Unterstützung.
Dobrindt widersprach Stückls Kritik an der Integrationspolitik in Bayern, beschränkte sich sonst aber bis dahin auf die Rolle des Moderators. Erst in der Publikumsrunde, als sich die Zuhörer an der Diskussion beteiligten, bezog er selbst Stellung, etwa zum Thema Abgas und Diesel: „Grenzwerte müssen eingehalten werden. Doch Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge lehne ich ab, weil dies Menschen, die im guten Glauben ein solches Fahrzeug gekauft haben, so gut wie enteignen würde.“ Stattdessen müssten die städtischen Fuhrparks schnell auf emissionsarme Antriebe umgerüstet werden. Manipulationen der Industrie seien nicht zu entschuldigen. Weitere kontrovers diskutierte Themen waren die Investitionen in Straßen und Schienen und die Straßenausbaubeitragssatzung. Der Veranstaltungsbesucher Peter Ostermeier wunderte sich am Ende über den für einen Wahlkampftermin untypischen Verlauf des Abends. Dobrindt erklärte jedoch, offene Gespräche seien meist spannender und ergiebiger als strikt vorgeplante Wahlkampfkundgebungen. „Lange Reden kann ich noch oft genug halten.“