Artikel vom 21.03.2022
AK Außen- und Sicherheitspolitik (ASP)
Vortrag über den UN-Einsatz in Mali
Nachdem sich Ende letzten Jahres einer neuer Kreisvorstand des ASP Weilheim-Schongau / Garmisch-Partenkirchen gefunden hatte, fand am 9. März die Auftaktveranstaltung des Jahres 2022 statt. Zum Thema “MINUSMA - Die Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali” referierte Christian Wilhelm, der nicht nur als stellvertretender Kreisvorsitzender des ASP Weilheim-Schongau / Garmisch-Partenkirchen engagiert ist, sondern vor allem Informationen aus erster Hand zur Mission teilen konnte. Herr Wilhelm war von November 2019 bis März 2020 als Pressestabsoffizier im deutschen Kontingent in Mali im Einsatz.
Vor dem Vortrag eröffnete Dr. Johann Ressler, Kreisvorsitzender des ASP, den Abend. Aufgrund der pandemischen Lage musste der Termin ausschließlich online stattfinden, wozu Herr Dr. Ressler die ca. 15 Teilnehmer der Videokonferenz, die parallel auch auf Facebook gestreamt wurde, herzlich begrüßte. Der Kreisvorsitzende verwies dabei auf die aktuellen Ereignisse in der Ukraine und die sicherheitspolitischen Antworten der Ampel-Koalition. Mit Blick auf das Thema des Abends schlug er schließlich die Brücke zum Einsatz in Mali, wo die Anwesenheit russischer Söldner derzeit Fragen hinsichtlich der möglichen Beendigung des deutschen Einsatzes aufwirft. Der Einsatz der Bundeswehr ist auch für den ASP-Kreisverband Weilheim-Schongau / Garmisch-Partenkirchen relevant, da Einheiten der Bundeswehr aus der Region in diesem Einsatz sind.
Christian Wilhelm begann seinen Vortrag mit einer Ausführung über die historischen, geographischen, demographischen, klimatischen, wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten Malis. Er verwies auf die lange Geschichte des Landes, die stolzen Traditionen und das Erbe der dort traditionell recht aufgeklärten Version des Islams, der Mehrheitsreligion vor Ort. Für die Zuschauer war es interessant zu erfahren, dass die Ereignisse in Mali häufig nur dann Gegenstand deutschen Medieninteresses sind, wenn eine Verlängerung des Mandats der Bundeswehr anstehe oder es einen Anschlag auf die Bundeswehr vor Ort gäbe. Anschläge mit ausschließlich Opfern alliierter Streitkräfte hingegen fänden bereits keine Aufmerksamkeit. Der Medienarbeit durch die Bundeswehr komme daher erhebliche Bedeutung zu, wie auch die vielen in den deutschen Leitmedien benutzten Bilder von Herrn Wilhelm zeigten.
Herr Wilhelm gab dann einen Einblick in die Konfliktlage vor Ort, welche zur UN-Mission MINUSMA geführt hat. Diese ist sehr komplex. So gäbe es zum einen "klassische" Konflikte zwischen Bevölkerungsteilen, die ihren Lebenserwerb aus Hirtentätigkeit bestreiten, und denen, die sesshaft sind und bspw. der Bewirtschaftung von Reiskulturen nachgehen. Zudem gibt es ethnische und auch religiöse Konflikte, die teilweise auch die Nachbarländer betreffen. Angeheizt wird die prekäre Ausgangslage durch klimatische und geographische Herausforderungen. Von einer "geregelten Staatlichkeit" in unserem Sinne kann dort, wenn überhaupt, nur im urbanen Raum gesprochen werden.
Die MINUSMA Mission der UN soll nach dem Friedensschluss von 2014 vor allem die territoriale Integrität des Nationalstaates Mali in dieser vielschichtigen Konfliktlage sichern helfen und einen weiter gehenden Staatszerfall verhindern. Dass die vor Ort eingesetzten militärischen und zivilen Kräfte diesen Auftrag und vor allem die Erwartungen der Bevölkerung mit den vorhandenen Mitteln kaum erfüllen können, kann wohl als politisches und militärisches Fazit gezogen werden.
Wie erhofft reicherte Herr Wilhelm seinen Vortrag immer wieder mit Bildern und konkreten Beispielen an. So verwies er bspw. auf die praktischen Herausforderungen des Einsatzes für die Truppe vor Ort, die sich in äußerst widrigen geografischen und klimatischen Umständen wiederfindet. Sand und Lavagestein führen so zu einem deutlich höheren Materialverbrauch des eingesetzten Gerätes als in unseren Breiten. Das Trinkwasser muss extra mit Mineralien angereichert werden, um Mangelerscheinungen vorzubeugen.
Im Anschluss an den Vortrag gab es noch ausreichend Gelegenheit für Fragen und Anmerkungen, die die interessierten Zuhörer ausreichend nutzten.
Der ASP Kreisverband Weilheim-Schongau / Garmisch-Partenkirchen sieht diesen gelungen Auftakt als Motivation für ein verstärktes Engagement. Nicht nur die nun auch zu uns strömenden Flüchtlinge aus der Ukraine erinnern uns daran, dass die außen- und auch sicherheitspolitische Debatte in die Mitte der Gesellschaft gehört. Nur so kann hoffentlich erreicht werden, dass unsere Gesellschaft resilienter, vorausschauender und weniger krisenanfällig wird.