Kreisverband Erding

Handwerk stellt 20 Prozent aller Beschäftigten

Wirtschaftsmotor mit 10 000 Leuten

Rudolf Waxenberger

Donnerstag, 24. April 2025, Erdinger Anzeiger / Erdinger Anzeiger

Wirtschaftsmotor mit 10 000 Leuten

Handwerk stellt 20 Prozent aller Beschäftigten – Waxenberger zieht Bilanz

Erding – Trotz der täglichen weltwirtschaftlichen Hiobsbotschaften: Das Handwerk im Landkreis Erding ist immer noch sehr stark. 2739 Betriebe mit rund 10 200 Beschäftigten haben 2024 einen Umsatz von 1,62 Milliarden Euro erwirtschaftet, genau so viel wie die Flughafen München GmbH. Das Handwerk stelle im Landkreis 20 Prozent aller Beschäftigten. Zum Vergleich: In der Landwirtschaft sind es 2,2 Prozent. Diese Zahlen nannte Kreishandwerksmeister Rudolf Waxenberger in der Jahreshauptversammlung.

Es war die letzte, die der 64-Jährige leitete. Nach fast 17 Jahren im Amt kann er sich im November nicht mehr zur Wahl stellen, weil er keinen Handwerksbetrieb mehr führt. Bekanntlich hat Waxenberger sein Baugeschäft Anzinger in Altenerding verkauft (wir berichteten). Die Suche nach einem Nachfolger gestalte sich mühsam, bekannte er. Deshalb appellierte er an die Anwesenden, sich Gedanken zu machen, und an mögliche Kandidaten, sich zu melden. Angesprochen sei jeder selbstständige Handwerker, der einer Innung angehört.

Die Kreishandwerkerschaft Erding ist eine der kleineren der insgesamt 15 in Oberbayern. Zu ihr gehören noch vier Innungen: Schreiner, Zimmerer, Metzger und Friseure. Andere Berufsgruppen wie etwa die Schlosser haben sich landkreisübergreifend zusammengeschlossen, die Elektriker gar auf Bezirksebene. Ein Trend, den Waxenberger nicht gutheißt: „Ich bin kein Freund von Zentralisierung, sondern von Ansprechpartnern vor Ort.“

Das ist die Kreishandwerkerschaft in den vergangenen Jahren zuverlässig gewesen. Seit Beginn seiner Amtszeit sei die Zahl der Betriebe und Mitarbeiter sowie der handwerklichen Umsätze langsam, aber kontinuierlich angestiegen, so Waxenberger. In den meisterpflichtigen, sogenannten Anlage-A-Berufen gebe es 1778 Betriebe (+26), in den zulassungsfreien B1-Betrieben 743 (+102) und in den B2-Berufen 218 (+4).

Ein Thema, das ihn seit Jahren begleitet, ist der Fachkräftemangel, der mit der Ausbildung beginne. Derzeit gebe es 778 Lehrlinge im Handwerk. Heuer seien bislang 267 neu hinzugekommen, so Waxenberger. Die meisten kommen aus den Mittelschulen des Landkreises. Der handwerkliche Anteil an der Ausbildung betrage 45 Prozent, ein seit Jahren stabiler Wert. Hier dankte Waxenberger auch den Berufsschulen Erding und Freising für die gute Zusammenarbeit. „Trotzdem haben wir einen Mangel an vor allem geeignetem Nachwuchs und auch an Facharbeitern.“ Einzige Ausnahme: die Holzberufe Zimmerer und Schreiner.

Waxenberger bekräftigte seine Kritik an der großen Politik, die gemeint habe, den vorhersehbaren Fachkräftemangel durch ungesteuerte Migration lösen zu können. Das sei im realen Alltag klar widerlegt worden: „Es war uns im Handwerk schon immer schnurzegal, ob jemand schwarz, weiß, gelb oder eine sonstige Hautfarbe hat, und wo er herkommt.“ Es zähle nur, ob die Person die Bildungsvoraussetzungen, Leistungsbereitschaft und Zuverlässigkeit mitbringe, um aus ihr einen Mitarbeiter zu machen. „Viele der Migranten können diese Voraussetzungen gar nicht mitbringen.“

Es könne aber auch nicht Aufgabe der Betriebe sein, „psychologische, soziale und sozialpädagogische Arbeit im tieferen Sinne zu leisten“. Man verlange ja auch von keinem Psychologen, Sozialpädagogen oder Lehrer, einen Rohbau mit Dachstuhl zu erstellen, so Waxenberger. 
GABI ZIERZ