Artikel vom 22.04.2025
Potentielle Kandidaten zu Gast
Bezirksversammlung ELF

Bezirksversammlung der AG ELF Oberbayern in der Hallertau
Potentielle Kandidaten für das Amt des Bundeslandwirtschaftsministers zu Gast
Zahlreiche Mitglieder und Ehrengäste konnte Bezirksvorsitzender Michael Hamburger beim Treffen des Bezirksverbands der Arbeitsgemeinschaft für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AG ELF) Oberbayern im Gasthaus zur Post in Wolnzach begrüßen. Allen voran die Landesvorsitzende der AG ELF Petra Högl, MdL den örtlichen Bundestagsabgeordneten Christian Moser, VLF-Landesvorsitzenden Hans Koller, MdB, den stellvertretenden AG ELF-Bezirksvorsitzenden Georg Rabl aus der Oberpfalz, Erich Lehmair, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Hopfenpflanzer e.V., sowie Wolnzachs Bürgermeister Jens Machold. Auch das Hopfendreigestirn – Hopfenkönigin Eva-Maria Pichlmeyer, ihre Stellvertreterin Anna Fischer und Hopfenprinzessin Sophie Huber – verlieh der Veranstaltung besonderen Glanz.
In seinen Grußworten betonte Bürgermeister Jens Machold die tiefe Verwurzelung des Hopfens in der Region: „Hopfen bedeutet in der Hallertau Heimat.“ Er unterstrich die enge Verbindung zwischen Landwirtschaft und Hopfenbau und mahnte angesichts der politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten der letzten Jahre: „Wir brauchen Arbeitsgemeinschaften, die der Politik klar aufzeigen, wo es Stellschrauben nachzujustieren gilt.“ Dabei zitierte er den früheren Landwirtschaftsminister Josef Miller: „Einigkeit macht kleine Dinge groß; durch Zwietracht wird man sie wieder los.“
Kreisvorsitzender Manfred König aus Pfaffenhofen schilderte die Vielfalt landwirtschaftlicher Betriebe im Landkreis – von Insektenfarmen über Milchviehhaltung bis hin zum weltbedeutenden Hopfenbau: Ein Drittel des weltweiten Hopfenbedarfs stammt aus der Hallertau. König beklagte die zunehmend schwierige Lage beim Pflanzenschutz und die Einführung des Wassercent, der viele Betriebe zusätzlich belaste. Er forderte gezielte politische Unterstützung, insbesondere für Bewässerungsprojekte angesichts von Klimawandel und Trockenheit.
Bundestagsabgeordneter Christian Moser gab Einblicke in den neuen Koalitionsvertrag: Dieser trage zu großen Teilen die Handschrift der Union, jedoch seien Kompromisse mit der SPD notwendig gewesen. Er erläuterte die Hintergründe zum schuldenfinanzierten Sondervermögen von 500 Milliarden Euro, Sonderabschreibungen für Unternehmen, die geplante Absenkung der Körperschaftsteuer sowie Änderungen beim Bürgergeld und beim Asylverfahren. „Es geht darum, Zukunftsinvestitionen sicherzustellen“, betonte Moser. Besonders hob er hervor, dass der Mindestlohn nicht politisch, sondern durch die Mindestlohnkommission angepasst werde. Auch beim Thema Wolf kündigte er konkrete Maßnahmen an: Dieser wird künftig ins Jagdrecht aufgenommen werden.
Landesvorsitzende Petra Högl rief eindringlich dazu auf, wieder mehr Zuversicht und Optimismus zu zeigen. „Die Zeit der Ampelregierung ist zu Ende – jetzt kommt der Politikwechsel!“ Högl erklärte, dass das Sondervermögen nicht sofort ausgegeben, sondern gezielt für langfristige Investitionen verwendet werde. In der Nutztierhaltung habe es im Koalitionsvertrag einen Quantensprung gegeben: weniger Bürokratie, mehr Eigenverantwortung. Es braucht eine Null-Risiko-Kategorie bei der Entwaldungsverordnung, sowie eine praxistaugliche Pflanzenschutzregelungen. „Unsere Landwirte haben eine hervorragende Ausbildung – wir müssen ihnen mehr zutrauen und sie nicht mit immer neuen bürokratischen Hürden blockieren“, so Högl. Die GAP-Förderung nach 2027 müsse langfristig ausgerichtet werden, hier müsse man „dicke Bretter bohren“. Auch verurteilte sie die jüngsten Angriffe auf den Hof der Familie Felßner: „Solche unterirdischen Aktionen dürfen wir nicht hinnehmen!“
Michael Hamburger ließ in seinem Bericht das ereignisreiche Jahr 2024 Revue passieren. Neben zahlreichen Veranstaltungen, Gesprächen mit der Politik und Betriebsbesuchen prägte vor allem das schwere Hochwasser in Oberbayern die Arbeit des Bezirksverbands.
In enger Zusammenarbeit mit LSV Bayern organisierte der ELF-Bezirksverband eine Futtermitteltauschbörse, um den betroffenen Tierhaltern schnell und unkompliziert zu helfen.
Am 13. Juni 2024 berichtete die BR-Sendung „Unser Land“ live vom Betrieb Hamburger. Die erste Hilfslieferung fuhr er persönlich am 17. Juni nach Brannenburg. Die bislang letzte Hilfslieferung durch Robert Humpelbein ging nach Niederösterreich im März 2025.
Auch die Gemeinschaft kam nicht zu kurz: Der Bezirksverband besuchte das Eichermuseum in Forstern, das Bauernhofmuseum Glentleiten sowie mehrere landwirtschaftliche Betriebe – darunter einen Fresserbetrieb in Bockhorn, einen Streuobstwiesenbetrieb und einen hopfenverarbeitenden Betrieb in Oberhaindlfing. Zur aktuellen politischen Lage sagte Hamburger klar: „Demokratie bedeutet Dialog, nicht Gesetzesbruch. Wir dürfen nicht zulassen, dass radikale Gruppen uns hindern, im Sinne der Demokratie Politik zu gestalten!“
Aus diesem Grund brachte der Bezirksverband zwei Anträge in die Landesversammlung ein: die Prüfung der rechtlichen Rahmenbedingungen zur Aberkennung der Gemeinnützigkeit radikaler NGOs sowie klare Leitlinien für die Vergabe öffentlicher Mittel.
Hans Koller, MdB, analysierte die aktuelle politische Situation nüchtern. Der Koalitionsvertrag sei keine Liebesheirat gewesen, dennoch trage er wesentliche Erfolge für die Union. „Wir müssen wieder verstärkt auf unsere Eigenversorgung achten und eine starke, wettbewerbsfähige Landwirtschaft fördern“, so Koller. Gesetze und Verordnungen müssten praxistauglich sein, Investitionen in Infrastruktur seien Investitionen in die Zukunft. Gleichzeitig müsse auch der Verbraucher wieder mehr Verantwortung übernehmen. Der Bezirksvorsitzende Hamburger unterstrich die Eigenversorgung und berichtete über den Antrag der AG ELF Oberbayern zur Aufnahme der Selbstversorgung als Ziel in die Bayerische Verfassung, der vom Landesvorstand der AG ELF mit großer Mehrheit angenommen wurde.
Georg Rabl, stellvertretender AG ELF-Bezirksvorsitzender aus der Oberpfalz und Junglandwirte-Koordinator des AG ELF-Landesverbandes, hob hervor, wie wichtig es sei, die junge Generation aktiv in politische Prozesse einzubinden. Die enge Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Handwerk und ländlichem Raum müsse weiter gestärkt werden: „Jetzt ist die Zeit für frischen Wind und starke Visionen.“ Nachwuchs ist für Michael Hamburger ein zentraler Baustein sowohl in der Landwirtschaft als auch in der Politik. Er sieht die AG ELF als ersten Vertreter der Junglandwirte. Deshalb war ihm das Thema Junglandwirte auf der Bezirksversammlung auch sehr wichtig.
Erich Lehmair, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Hopfenpflanzer, schilderte eindrucksvoll die aktuelle Lage der Hopfenbranche. Er erklärte, dass Bierbrauen mit Kochen vergleichbar sei: Der Hopfen sei das Gewürz. Durch den rückläufigen Bierkonsum sei aktuell ein Überangebot an Hopfen auf dem Markt, was zu niedrigen Preisen führe. Derzeit würden einzelne Hopfengärten gerodet, um das Angebot zu reduzieren – ein Prozess, der von manchen Medien unnötig dramatisiert werde. Lehmair betonte die Bedeutung neuer Züchtungen für die Anpassung an den Klimawandel, warnte aber auch: „Züchtung braucht Zeit, viel Energie und finanzielle Ressourcen.“ Auch der internationale Handel werde schwieriger: Russland sei zwar weiterhin ein Markt, doch die Zahlungsabwicklung erfolge nur noch per Vorkasse, und neue Zölle – etwa durch die US-Politik – stellten zusätzliche Herausforderungen dar. Zudem beklagte er die restriktive Zulassungspolitik in Deutschland bei Pflanzenschutzmitteln, die Innovationen bremse: „Wenn wir unseren Hopfenanbau sichern wollen, brauchen wir endlich wieder eine innovationsfreundliche Politik.“
Der AG ELF Bezirksvorsitzende Michael Hamburger bedauerte den Rückzug von Günther Felßner als Kandidat für das Amt des Bundelandwirtschaftsministers, freute sich aber über die beiden anwesenden, potentiellen Kandidaten Christian Moser, MdB und Hans Koller, MdB für dieses wichtige Amt, die ihn bei ihren Referaten beide überzeugt hatten.
In der anschließenden offenen Diskussion forderten viele Mitglieder eine Stärkung der landwirtschaftlichen Multifunktionalität, Bestandsschutz für bestehende Stallbauten und die Wiedereinführung von Hauswirtschaft als eigenständiges Schulfach.
„Wir müssen endlich den Mut haben, falsche Weichenstellungen zu korrigieren und die Zukunft der Landwirtschaft entschlossen in die Hand zu nehmen“, fasste der Vorsitzende Michael Hamburger zusammen. Danach wurde noch das Deutsche Hopfenmuseum besichtigt.
Sonja Aigner
-Schriftführerin AG ELF Obb.- Fotos: Sonja Aigner