Artikel vom 31.12.2023
Klinikum Landkreis Erding
10 Jahre Schlaganfalleinheit
10 Jahre Schlaganfalleinheit am Klinikum Landkreis Erding
Die Schlaganfalleinheit (SAE; Stroke Unit) des Klinikums Landkreis Erding feiert ihr zehnjähriges Bestehen. Bereits in 2022 wurde sie nach den Standards der Deutschen Schlaganfallgesellschaft und der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe zertifiziert. Die Leitende Oberärztin Dr. Kerstin Dembowski freut sich über die offizielle Bestätigung der hohen medizinischen Qualität zum Jubiläum: „Unsere Stroke Unit ist eine absolute Ausnahmestation. Ähnlich große Krankenhäuser verfügen in der Regel nicht über vergleichbare Behandlungsstandards.“
Eine Stroke Unit ist eine spezialisierte, interdisziplinäre Abteilung, die Patienten mit Schlaganfällen behandelt und versorgt. Die Voraussetzungen sind hoch. So müssen u.a. Computertomographie und Labor rund um die Uhr zur Verfügung stehen und bestimmte Untersuchungen wie etwa Angiographie jederzeit möglich sein. Im Klinikum in Erding besteht das rund 20-köpfige Team der Stroke Unit aus Spezialisten der Disziplinen Innere Medizin, Neurologie, Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Fachpflege und Sozialdienst, die sich in täglichen Konferenzen austauschen. So lassen sich die gefürchteten schweren Folgeschäden wie Lähmungen oder Sprachstörungen etc. besser verhindern. Eine enge Zusammenarbeit besteht zudem mit der Notaufnahme, der Kardiologie sowie der Radiologie. „Die Pflegenden sind das Rückgrat der Station“, betont Dembowski, „sie sind bei jedem Therapieschritt dabei und haben dadurch eine allumfassende Kenntnis über unsere Patienten.“ Im Klinikum in Erding arbeiten extra ausgebildete Fachkräfte für Schlaganfallpatienten bzw. „Stroke Nurses“. Die Zusatzausbildung kann im Haus absolviert werden.
Die Stroke Unit ist vor zehn Jahren aus einem Projekt angehender Schlaganfallfachkräfte hervorgegangen. Diese gestalteten die Abteilung nach psychologisch-kunsttherapeutischen Maßgaben sowohl räumlich als auch optisch speziell auf die Bedürfnisse von Patient und Personal zugeschnitten.
Die Abteilung verfügt über vier Wachbetten und vier weitere Nachsorgebetten, womit man sogar von einer „Comprehensive Stroke Unit“ (umfassende Schlaganfalleinheit) sprechen kann. Somit geht zwischen Einlieferung und späterer Weiterleitung auf eine neurologische oder internistische Station oder möglicherweise bereits in eine Rehabilitationseinrichtung keine Information verloren, da sich der Patient stets in der Obhut desselben medizinischen Personals befindet. Von den durchschnittlich 3-5 Tagen Aufenthalt in der Stroke Unit verbringen die Patienten 24 bis 72 Stunden in den Wachbetten. „Die permanente Überwachung unmittelbar nach der Einlieferung ist essentiell, denn nach dem ersten Ereignis folgt oftmals ein noch schwereres“, erläutert Dembowski. Bis einschließlich November behandelte die SAE 420 Fälle, im (gesamten) Jahr 2022 waren es noch 412, 2021 gar erst 367.
Die SAE des Klinikums Landkreis Erding ist an das TEMPIS-Schlaganfallnetzwerk angeschlossen. Dabei erhalten 24 regionale Kliniken in Südostbayern rund um die Uhr kompetente Unterstützung durch die beiden Schlaganfallzentren München-Harlaching und Universitätsklinik Regensburg. Hierbei wird per Videokonferenz ein Schlaganfall-Experte aus einem der Zentren hinzugeschaltet, der den Patienten zusammen mit dem Arzt aus der regionalen Klinik neurologisch untersucht.
Gleichzeitig werden die Computertomographie-Bilder des Patienten zur Beurteilung in das jeweilige Zentrum überspielt. Somit kann der Schlaganfallexperte schnellstmöglich entscheiden, welcher Therapieansatz optimal für den Patienten ist. Im Regelfall kann der Patient so über den gesamten Therapieverlauf in der wohnortnahen regionalen Klinik verbleiben.
Auch besteht Zugriff auf das Flying Intervention Team (FIT). Es besteht aus neuroradiologischen Interventionalisten und Angiographieassistenten. Ist in Erding eine Thrombektomie (Eröffnung eines Blutgefäßes im Falle des Verschlusses) indiziert, fliegt das Flying Intervention Team mittels Hubschrauber unmittelbar dorthin und führt die Intervention vor Ort durch. Der Eingriff kann hierdurch viel schneller durchgeführt werden als nach Verlegung in ein Interventionszentrum. 2023 war das bereits 13 Mal der Fall.
Zur weiteren Verbesserung von Abläufen und Therapie führt die Stroke Unit regelmäßige Übungen durch. Etwa im Juli 2023 als Ärzte und Pflege der SAE, die Notaufnahme, die Innere Abteilung und die Radiologie die Abläufe von der Rettungsdienst-Übergabe in der Notaufnahme bis zur Lysetherapie auf der Schlaganfallstation unter realen Bedingungen durchspielte. „Derartige Trainings stellen wichtige Schritte zur kontinuierlichen Verbesserung der Schlaganfallversorgung dar. Wir nutzen die gewonnenen Erkenntnisse, um die
Versorgungsqualität weiter zu optimieren.“, erläutert Dembowski. Dabei gehe es neben einer weiteren Verkürzung der Behandlungszeit, die bei einem Schlaganfall entscheidend ist, auch um die Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit.