Artikel vom 11.04.2023
Wie steht es um die Pflege im Landkreis Ebersberg?
Thomas Huber initiiert den „1. Pflegegipfel“ im Landkreis Ebersberg
Der erste „Pflegegipfel“ im Landkreis Ebersberg war gut besucht und brachte einen guten Überblick über die bestehenden Pflegeangebote sowohl im stationären als auch im teilstationären und ambulanten Bereich, aber auch einen klaren Arbeitsauftrag an die Politik auf allen Ebenen sowie die Träger von Pflegeeinrichtungen im Landkreis: Ideen und Vorschläge sammeln, wie man Pflegekräfte gewinnt und auch langfristig hält und alle Möglichkeiten ausschöpfen sowie zusätzliches Geld in die Hand nehmen, um den drohenden Pflegenotstand zu vermeiden.
Zahlreiche pflegende Angehörige, Seniorenvertreter und Pflegefachkräfte diskutierten mit dem Landtagsabgeordneten und Sozialpolitiker Thomas Huber, der in seiner Funktion als CSU-Kreisvorsitzender gemeinsam mit der Senioren Union nach St. Zeno in Kirchseeon eingeladen hat um gemeinsam mit Landrat Robert Niedergesäß fürs Erste über die Situation der Pflege in Bayern aber auch im Landkreis Ebersberg zu informieren.
Die Fakten zeigten dringenden Handlungsbedarf: Insgesamt gebe es 580.000 Pflegebedürftige im Freistaat. „In wenigen Jahren werden es bedingt durch den demografischen Wandel bis zu 1 Mio. Menschen sein, die auf Pflege angewiesen sind“, betonte Thomas Huber und ergänzt: „Dieser Anstieg zwingt uns zum Umdenken und zur Entwicklung neuer Strukturen“.
Mit dem Landespflegegeld, das der Freistaat seit 2018 auszahle, werden die pflegenden Angehörigen unterstützt. „Sie sind der größte ‚Pflegedienst‘ im Land, über 80 Prozent der Pflegebedürftigen werden daheim versorgt, drei Viertel davon ohne einen ambulanten Pflegedienst“.
In der Landespolitik sei das Thema Pflege ganz oben auf der Agenda, so Huber. Er informierte über bereits bestehende Bemühungen und Leistungen auf Landesebene und stellt die klare Forderung an den zuständigen Bund, eine echte Strukturreform durchzuführen. Hierzu zählen u.a. in der Langzeitpflege endlich Steuerbefreiungen von Zuschlägen und anderen Gehaltsbestandteilen zu realisieren. Der Freistaat habe mehrere Reformvorschläge z.B. in der Pflegeversicherung eingebracht, die unter großem finanziellem Druck steht. „Die Anpassung der Leistungsbeiträge hält mit der Kostenentwicklung nicht mit“, betonte der Abgeordnete und forderte: „Der dringend benötigte Steuerzuschuss aus Bundesmitteln müsse umgehend erfolgen“. „Die Zukunft der Pflege wird sich in der Frage entscheiden, ob es uns gelingt, ausreichend qualifiziertes Pflegepersonal zu gewinnen und langfristig zu halten“, so Huber. Bayern wirbt beispielsweise mit der Kampagne ‚Neue Pflege – Eine Ausbildung‘, um mehr junge Menschen für eine Ausbildung in einem Pflegeberuf zu gewinnen.
Die aktuelle Situation im Landkreis Ebersberg stellte Landrat Robert Niedergesäß vor. In 15 Jahren werde jeder dritte Landkreisbürger älter sein als 65 Jahre. Dies sei eine Steigerung um 40 Prozent, hier müssten jetzt die Weichen richtig gestellt werden.
„Die Themen der Pflege sind bei uns ein Schwerpunkt“, sagte Niedergesäß. Er verwies auf das „Demografische Gesamtkonzept“ das seinerzeit auf Initiative von Thomas Huber im Kreistag beschlossen wurde und dessen erfolgreicher Umsetzung sowie die Arbeit des interdisziplinären „Teams Demografie“ des Landratsamts. Auch stellte er vor, wie die Kreisklinik auf den Mangel an Pflegekräften reagiere. Beispielsweise seien nun 22 gut ausgebildete Pflegekräfte von den Philippinen eingestellt worden.
Die Wohnbaugesellschaft des Landkreises und einiger Kommunen unterstützen mit dem Bau von günstigen Wohnraum für die Mitarbeiter der Klinik das Pflegepersonal. Sowohl Huber als auch Niedergesäß gingen auf die erfolgreiche Arbeit des Pflegestützpunkts ein, der an mittlerweile vier Standorten Betroffene und Angehörige dezentral umfassend zum Thema Pflege berät und auf Initiative der Senioren Union von der CSU-Kreistagsfraktion eingeführt wurde. Für die pflegenden Angehörigen im Landkreis brauche es weitere Unterstützung und zukunftsfähige Konzepte. Unter anderem stellte Niedergesäß die Idee der Notfallpflege vor, die Familien bei schnell eintretender Pflegebedürftigkeit auch kurzfristig unter die Arme greifen soll.
Das große Interesse an der Veranstaltung hat gezeigt, dass es hier erheblichen Gesprächsbedarf gibt. Thomas Huber dankte für die vielen Rückmeldungen und kündigte bereits an, dass die Reihe fortgeführt werden soll und der „2. Pflegegipfel“ noch in diesem Jahr mit Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek stattfinden wird.