Artikel vom 17.07.2024
GPA & Frauen-Union
Digitalisierung im Gesundheitswesen
Der Gesundheits- und Pflegepolitische Arbeitskreis der CSU im Landkreis Deggendorf und die Frauen-Union Deggendorf mit ihren beiden Vorsitzenden Dr. Ila Schnabel und Petra Schwankl haben sich am Mittwochabend im Landgasthof Zwickl mit dem Thema Digitalisierung im Gesundheitswesen beschäftigt. Als Referent konnte sie den stellv. GPA-Landesvorsitzenden und Leiter der Techniker-Krankenkasse in Bayern Christian Bredl gewinnen.
In der Begrüßung konnten die beiden Vorsitzenden unter anderem auch die Bezirksrätin und 3. Bürgermeisterin der Stadt Deggendorf, Renate Wasmeier, Prof. Dr. Horst Kunhardt von der Technischen Hochschule Deggendorf und die stellv. CSU-Kreisvorsitzende Sabrina Edmeier begrüßen.
Zu Beginn seines Vortrags stellte sich Christian Bredl kurz vor. Der gebürtige Plattlinger arbeitet seit 40 Jahren bei der Krankenkasse und ist Lehrbeauftragter an der Technischen Hochschule in Deggendorf an der Fakultät für angewandte Gesundheitswissenschaften. In seinen Augen hat die Corona-Pandemie der Digitalisierung im Gesundheitswesen einen großen Schub gebracht. Aber als Vertreter einer Krankenkasse ging er auch drauf ein, dass im nächsten Jahr mit einer Beitragserhöhung zu rechnen sei, da vom Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zugesagte Gelder für Leute mit Bürgergeld nicht fließen und auch die versprochene Mehrwertsteuer-Senkung für Arzneimittel nicht kommt.
Deutschland ist im Bereich der Digitalisierung weit hinter anderen Nationen. Aber mit dem Digital-Gesetz (DigiG) hat sich vieles getan. So gibt es für die elektronische Patientenakte (ePA) eine App, wo man sich einen Überblick über Arztbesuche, etc. verschaffen kann. Dies kann man auch über die Gesundheitskarte in den Geschäftsstellen der Krankenkassen abrufen. Man hat hier alle Daten auf einen Blick und der Patient bestimmt welche Daten er mit den Ärzten teilen will. So kann man auch den Medikationsplan einsehen und auch die Impfungen und man bekommt Empfehlungen für Vorsorgeuntersuchungen bzw. Auffrischungsimpfungen. Bis 15. Januar 2025 soll jeder gesetzliche Krankenversicherte eine ePA bekommen, es sei denn der Patient widerspricht. Über hochmoderne Sicherheitsmechanismen sind die Daten vor fremden Zugriff geschützt. Auch im Rettungsdienst hat man die Möglichkeit auf einen Notfalldatensatz der ePA zuzugreifen und auch hier bestmöglich helfen zu können.
In Deutschland werden pro Jahr ca. 500 Millionen GKV-Rezepte von Ärzten ausgestellt. Hierfür wurde das elektronische Rezept per App, Gesundheitskarte oder QR-Code eingeführt. Die Rezepte werden dann elektronisch abgelegt und man kann bei der App-Benutzung auch gleich eine Apotheke auswählen und dort bestellen. Manche Apotheken bieten dann sogar Botendienste an, um die Arzneien auszuliefern. Für Folgerezepte ist auch kein Besuch beim Arzt mehr notwendig. Ila Schnabel konnte hier auch von positiven Ergebnissen berichten, dass Patienten länger auf Laborergebnisse warten mussten, aber dann das Rezept auf die Gesundheitskarte transferiert bekommen haben und so direkt in die Apotheke gehen konnten, auch wenn sie sich nicht am Heimatort befanden.
Auch bei der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung gibt es eine elektronische Variante. So melden Ärzte die Arbeitsunfähigkeit von Patienten direkt der Krankenkasse auf elektronischen Weg und die Arbeitgeber können die Daten von den Krankenkassen digital abrufen. Der Ausdruck von drei Bescheinigungen für Patient, Arbeitgeber und Krankenkassen ist nicht mehr notwendig.
Christian Bredl berichtete auch von der Möglichkeit von Digitalen Gesundheitsanwendungen, die von Ärzten per Rezept verschrieben werden können. Momentan sind ca. 60 solcher Apps gelistet. Dabei geht es vor allem um Rückenprobleme, Tinnitus oder Adipositas. Aber er blickte sehr kritisch auf die Kosten dieser Apps und die fehlende Überwachung, ob die Anwendungen von den Patienten auch genutzt werden. Er meinte hierzu, dass wirksame Regularien notwendig sein. Auch die anwesenden Ärzte sehen diese digitalen Gesundheitsanwendungen eher skeptisch.
Aber in den Augen von Christian Bredl ist der momentane Schritt der Digitalisierung im Gesundheitswesen erst der Anfang. Die Digitalisierung muss sich weiterentwickeln. So soll es die Möglichkeit geben, dass Patienten ihre Gesundheitsdaten zu Forschungszwecken anonym spenden können. Auch sei eine tagesgleiche Übertragung der Daten, die der Arzt an die Kassenärztliche Vereinigung weitergibt und diese dann an die elektronische Patientenakte übertragen werden, notwendig. Auch eine digitale Terminbuchung sei wichtig. Am Ende rief er der Politik noch zu, dass man viel mehr über die Möglichkeiten der Digitalisierung im Gesundheitswesen diskutieren soll, anstatt über die Risiken.
In der anschließenden Diskussion stellten die Teilnehmer viele interessante Fragen, die von Christian Bredl, Dr. Ila Schnabel und Prof. Dr. Horst Kunhardt beantwortet werden konnten. Zum Abschluss zitierte Ila Schnabl noch den Landesvorsitzenden des GPA Bernhard Seidenath, der fordert, dass man den Datenschatz an Gesundheitsdaten und den Datenschutz zum Wohle der Patienten denken muss.
Bericht & Foto: Florian Roßmeisl