Artikel vom 07.10.2017
AKS-Kooperationsveranstaltung in Winzer
Mehr Wertschätzung für berufliche Bildung
Am Samstag, den 07. Oktober 2017 fand eine bildungspolitische Gesprächsrunde zur beruflichen Bildung mit anschließender kulturpolitischen Besichtigung in der „Wurzelstube“ des traditionsreichen Gasthofes zur Post in Winzer – im Rahmen einer Kooperationsveranstaltung des Arbeitskreises Schule, Bildung und Sport (AKS) der CSU Deggendorf mit weiteren Parteigliederungen auf Landkreisebene – statt. Der AKS-Kreisvorsitzende Roland Kufner, der die Veranstaltung organisierte, konnte eine Reihe von Gästen begrüßen. Der „Gasthof zur Post“ Winzer wurde zum ersten Mal 1487 urkundlich als sogenannte „Bierschänke“ erwähnt. 2010 wurde er von der „Schlossbrauerei Moos“ durch den Markt Winzer gekauft und anschließend renoviert und modernisiert. Bürgermeister Jürgen Roith nannte den Gasthof als „Musterbeispiel“ der Städtebauförderung und Dorferneuerung. „Kultur vor Ort nimmt ihren Lauf, wenn die Wirtshäuser laufen“, so Roith. Jürgen Roith sprach auch davon, dass für die Gastronomie das entsprechende Fachpersonal nötig sei.
Dies nutzte Roland Kufner, um eine Brücke zur beruflichen Bildung zu schlagen. Ganz aktuell ist die berufliche Orientierung ein schulart- und fächerübergreifendes Bildungs- und Erziehungsziel in dem neu in Kraft getretenen kompetenzorientierten LehrplanPLUS in Bayern.
Der CSU-Ortsvorsitzende Winzer-Neßlbach Harald Troiber, selbst Unternehmer, unterstrich die große Bedeutung des Mittelstandes, der qualifizierte und gut ausgebildete Arbeitskräfte benötigt. Oliver Antretter, CSA-Kreis- und Bezirksvorsitzender und Integrationsbeauftragter der Stadt Deggendorf, hob aus Sicht der CSA den hohen Stellenwert der beruflichen Bildung und der dualen Ausbildung in Deutschland für die Berufs- und Arbeitswelt hervor, die daneben auch einen Anteil bei der Integration hat. SEN-Kreisvorsiteznder Herman Hilmer freute sich allgemein über das Zustandekommen des Abends. Antretter konnte auch viele Grüße von Staatssekretär Bernd Sibler, MdL ausrichten. Dr. Christian Hirtreiter, stv. AKH-Bezirksvorsitzender, knüpfte an die Ausführungen von Jürgen Roith an, der selbst als Bürgermeister in seiner Gemeinde Straßkirchen die Gastronomie im Blick hat.
AKS-Kreisvorstandsmitglied Christian Wagner, Studiendirektor an der Berufsschule I in Deggendorf, Fachbetreuer Elektrotechnik und Fachmitarbeiter der Regierung von Niederbayern, stellte allgemein das berufliche Bildungswesen in Bayern dar, zu der mehrere Teilschularten gehören, und zwar die Wirtschaftsschule, die Berufsschule, die Berufsfachschule, die Berufliche Oberschule bestehend aus Fachoberschule und Berufsoberschule, die Fachschule und die Fachakademie. Wagner ist darüber hinaus stellvertretender Landesvorsitzender des Verbandes der Lehrer an beruflichen Schulen (VLB) und setzt sich hier im Bereich des öffentlichen Dienstes für die Belange der Lehrkräfte an beruflichen Schulen bayernweit ein. Den Kern der zu beschulenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen bilden Schüler/innen mit Ausbildungsvertrag. In der Berufsschule hat man bereits seit mehreren Jahren Erfahrungen mit Kompetenzorientierung im Rahmen des lernfeldorientierten Unterrichts. Im Zuge der Output-Orientierung soll hier den Schülern bewusst sein, was sie später können müssen. „Ebenfalls leistet die Berufsschule im Bereich der Integration von Flüchtlingen und Asylbewerbern viel“, so Wagner, da man vor mehr als zwei Jahren bayernweit sehr viele Integrationsklassen zusätzlich bereitstellen konnte. Herausforderungen sieht Wagner zudem im Bereich der Digitalisierung, vor allem in der Finanzierung und Wartung neuer technischer Geräte. Zudem sei eine kritisch-reflektierte Medienerziehung aus pädagogischen Gründen sehr sinnvoll. Daneben seien in der Diskussion um die Berufe der Industrie vor allem die Handwerks- sowie die Kaufmanns- und Landwirtschafts- als auch die Dienstleistungs-, IT- und Sozialberufe nicht zu vernachlässigen. Darüber hinaus werden derzeit Berufsschullehrkräfte in Bayern gesucht. Generell sind Auszu
Roswitha Kaufmann, stv. AKS- und AKH-Kreisvorsitzende, Konrektorin der Mittelschule Bogen berichtete davon, dass es an der Mittelschule in den unteren Klassen oftmals pädagogischer Aufbauarbeit bedarf, die aber dann mit dem Quali und dem mittleren Schulabschluss am M-Zug die Mittelschule mit guten Anschlussmöglichkeiten, beispielsweise einer passenden Lehrstelle, verlassen. Bei Vorstellungsabenden an Grundschulen, betonte Kaufmann, wäre es wichtig, wenn dort auch immer mehr Berufsschullehrkräfte mit eingebunden seien. Ebenfalls unterstrich die Religionspädagogin Beate Wagner die Bedeutung und den Stellenwert der Mittelschule. In verschiedenen Wirtschaftsbereichen sind Auszubildende gesucht.
Neben der akademischen Bildung solle nach Ansicht einiger Teilnehmer die berufliche Bildung wieder einen besseren Stellenwert einnehmen und durch die Politik gefördert werden. Aus eigener Erfahrung vom Weg über die Hauptschule in die Berufsausbildung führte AKS-Kreisvorstandmitglied Roland Stieglmeier-Maidl, Fachoberlehrer an der Hotelberufsschule Viechtach, Küchenmeister, Restaurantmeister, an, dass die Grundfertigkeiten wie Lesen, Schreiben und Rechnen einer adäquaten Förderung bedürfen. Besonders im Gaststättengewerbe seien Tugenden wie Grüßen wichtig, was durch eine Werteerziehung bereits im Elternhaus vorgelebt werden solle. Der Gastwirt Thomas Engel, der Anfang 2016 mit 22 Jahren den Gasthof zur Post übernahm, absolvierte eine Ausbildung zum Restaurantfachmann, war Berufsschüler von Roland Stieglmeier-Maidl und machte zuvor an der damaligen Hauptschule, nun Mittelschule Plattling den mittleren Schulabschluss. Sehr wichtig ist Stieglmeier-Maidl auch die Lehrerausbildung. Er konnte als zusätzlichen Gesprächsteilnehmer Stefan Obermüller, Referendar an beruflichen Schulen, Bereich Ernährung und Versorgung, im zweiten Dienstjahr, gewinnen. Obermüller absolvierte selbst eine Berufsausbildung, machte danach den Küchenmeister, studierte dann über die berufliche Qualifizierung an der Uni bis zum Master und stieg dann vor einem Jahr ins Referendariat ein. Roland Kufner, der selbst einmal in der damaligen Hauptschule Winzer Schüler war und nun selbst Lehrer ist, betrachtete die Biografie von Stefan Obermüller als „Musterbeispiel“, in dem sich berufliche und akademische Bildung beiderseitig bedingen.
Am Ende der Diskussion konnte Roland Kufner viele Beiträge aus dem Abend ungefähr so zusammenfassen, dass die berufliche Bildung klar mehr Wertschätzung erfahren solle. Dies könne durch eine Politik möglich gemacht werden, die sich wieder „näher am Menschen“ orientiere, was er hervorhob. Kufner bedankte sich für die qualifizierten Beiträge der Teilnehmer.
Im Anschluss daran führten Thomas Engel und Kellnerin Melanie Albercht die anwesenden Gäste durch den historischen Gasthof zur Post. Dabei konnten die Teilnehmer neben dem großen Saal auch die Tagungsräume besichtigen. Abschließend klang der Abend bei einem gemütlichen Beisammensein in der „Wurzelstube“ aus.