Artikel vom 01.09.2019
Plädoyer für das Maß der Mitte
Wolfgang Bosbach bei der Kreuzer Kerwa
Bayreuth. Er ist kein Abgeordneter mehr, aber er ist noch immer gefragt: Wolfgang Bosbach, Rechtsexperte, ehemaliger Innenausschussvorsitzender und langjähriges Mitglied des Deutschen Bundestages aus Bergisch-Gladbach. Er nimmt nur noch wenige Termine wahr, doch zur Kreuzer Kerwa in Bayreuth ließ sich Bosbach nicht lange bitten. Hemdsärmelig im wahrsten Sinne des Wortes, offen und ehrlich und vor allem immer wieder auch spaßig sprach der CDU-Politiker fast eine Stunde lang im voll besetzen Festzelt und sorgte dabei immer wieder für begeisterten Zwischenapplaus und am Ende für Standing Ovations.
Ein Stück Leichtigkeit und Humor, das sei ganz wichtig, „und zwar bei allen Problemen, die wir haben“, sagte Bosbach, gleich zu Beginn seiner Rede. Christlich-sozial, liberal und wertkonservativ, das seien die Wurzeln der Union und dessen sollten sich CDU und CSU immer wieder bewusst werden. Die Union müsse eine klare politische Alternative sein und sich mit den Themen beschäftigen, die wirklich wichtig sind für unser Land, dann könne die Union auch wieder richtig erfolgreich sein, so der langjährige Parlamentarier.
Politik für den Normalbürger, das bedeutet für Bosbach, auf das Maß der Mitte zu setzen. Und zwar in allen Bereichen: In Sachen Klimawandel sollten beispielsweise alle Anstrengungen unternommen werden, um den Ausstoß an Treibhausgasen zu verringern. Gleichzeitig müsse man den Menschen aber auch die Konsequenzen des Ausstiegs aus Atom und Kohle aufzeigen. In Sachen Wohnungsmangel helfe nur eines: neue Wohnungen zu bauen und nicht etwa Wohnungskonzerne zu enteignen.
Seine größte Sorge sei es, dass das Maß der Mitte verloren geht. Deutschland sei stets von einem hohen Maß an politischer und gesellschaftlicher Stabilität geprägt gewesen. Wenn es einmal Spitz auf Knopf stand, habe man sich stets auf die beiden großen Volksparteien verlassen können. Deshalb sei politische Stabilität so enorm wichtig.
Zuvor hatte die Vorsitzende des CSU-Kreisverbandes Bayreuth-Stadt, die Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert von Bosbach als einen der besten CDU-Politiker überhaupt gesprochen. Er sei einer, der aus Verantwortung handelt und der stets zum Miteinander beigetragen habe. Der Normalbürger brauche eine effektive innere Sicherheitspolitik und genau dafür habe Bosbach stets gestanden.
Ihre Landtagskollegin und Vorsitzende des CSU-Kreisverbandes Bayreuth-Land Gudrun Brendel-Fischer nannte Bosbach den besten Botschafter der Union. Er vertrete den Wertekanon, den sich CDU und CSU ins Programm geschrieben hätten. Mit Blick auf die Wahlen in Sachsen und Brandenburg rief Brendel-Fischer dazu auf, die Mitte zu stärken und keine Experimente zu wagen, die in Richtung Unberechenbarkeit gehen.
Für die Kommunalwahlen im März 2020 bezeichnete der 2. Bürgermeister Thomas Ebersberger die CSU als den richtigen Motos für Bayreuth. Er kritisierte, dass viele notwendige Investitionen derzeit in die Zukunft geschoben würden, etwa die dringend notwendigen Sanierung am Richard-Wagner-Gymnasium, am Wirtschaftswissenschaftlichen Gymnasium und an der Berufsschule. Dabei sei jede Investition ein echtes Sparprogramm, denn in Zukunft wird es noch viel teurer.