Artikel vom 05.09.2024
Tobias Winkler MdB auf Sommertour
Besuch bei Faber-Castell in Stein

„EU-Entwaldungsverordnung ist der falsche Weg“
Bürokratielasten gefährden die Produktion in Europa
„Wir teilen das Ziel der EU, den illegalen Holzeinschlag weltweit zu bekämpfen. Doch die neue EU-Entwaldungsverordnung in der derzeitigen Form ist dazu der falsche Weg“, gibt sich Bundestagsabgeordneter Tobias Winkler überzeugt. „Neue Bürokratie, Schwarzhandel mit Zertifikaten und die Verlagerung von Produktion in Nicht-EU-Länder wären die logische Folge.“ Winkler war zu Gast bei Faber-Castell in Stein, ein Besuch im Rahmen seiner Sommertour mit besonderen Unternehmen und Organisationen in seinem Wahlkreis.
Die „Verordnung über die Bereitstellung bestimmter Rohstoffe und Erzeugnisse, die mit Entwaldung und Waldschädigung in Verbindung stehen, auf dem Unionsmarkt und ihre Ausfuhr aus der Union“ (EUDR), wie die Verordnung vollständig heißt, soll in allen EU-Mitgliedstaaten regeln, dass in der EU bestimmte Rohstoffe und Vorprodukte nur dann ein- oder ausgeführt werden dürfen, wenn sie nachweislich nicht mit Entwaldung und Waldschädigung in Verbindung stehen. „Wir müssten künftig für jeden Bleistift dokumentieren, von welchem Baum das Holz für den Schaft stammt“, überspitzt Technikvorstand Simon Hauser die Folgen für das Unternehmen. „Daneben gilt diese Nachweispflicht nicht für die EU-Einfuhr von Holzfertigprodukten, womit der Schutz vor illegaler Abholzung umgangen wird.“
Bei Faber-Castell ist das Thema Nachhaltigkeit längst Teil der Firmenphilosophie. Dabei geht man weit über gesetzliche Vorgaben hinaus. Der weltgrößte Hersteller von Bunt- und Bleistiften mit seinen 6.500 Beschäftigten arbeitet nicht nur daran, seinen Energieverbrauch, den Plastikanteil in Verpackungen und seinen CO2-Fußbadruck zu reduzieren, er deckt auch mit dem Holz aus den über 8.000 Hektar umfassenden, eigenen Wäldern in Brasilien den Großteil seines Holzbedarfs zur Herstellung seiner Produkte. Dazu werden 300 Hektar Wald pro Jahr „umgesetzt“, d.h. gefällt, verarbeitet und mit jährlich 300.000 neuen Setzlingen wiederaufgeforstet.
Der bürokratische Aufwand der EUDR stehe in keinem angemessenen Verhältnis zum eigentlichen Ziel. Winkler, selbst Mitglied im Europaausschuss des Deutschen Bundestages, warnt: „Das könnte dazu führen, dass vor allem kleine und mittelständische Unternehmen sowie Waldbesitzer durch technische Anforderungen und finanzielle Belastungen keine Überlebenschance hätten. Der Wettbewerbsnachteil gegenüber Produzenten in Nicht-EU-Ländern wäre immens.“ Schon heute gäbe es Missbrauch mit Herkunftszertifikaten. Diesem kriminellen Handeln würde weiter Tür und Tor geöffnet.
Die Fraktion der Europäischen Volkspartei, in der die CSU im Europäischen Parlament vertreten ist, habe diese Bedenken bereits während der Verhandlungen geäußert. Dennoch wurde die Verordnung mit einer EU-Ampel-Mehrheit beschlossen. „Wir stehen dazu im engen Austausch mit Unternehmen, Forstwirten und Waldbesitzern“, so der EU-Experte weiter. „Wir haben zumindest eine Verschiebung der Umsetzung der EUDR gefordert, um eine bessere Lösung zu erarbeiten und gleichzeitig den Beteiligten die notwendige Zeit zu geben, sich auf die neuen Anforderungen vorzubereiten.“ Die Hoffnungen ruhten nun auf der neuen EU-Kommission. Das Thema werde selbstverständlich Teil der Befragungen der neuen EU-Kommissare sein, wenn die Kandidaten beim sogenannten „Grillen“ im Herbst in ausführlichen Befragungen ihre Eignung für das Amt im EU-Parlament nachweisen müssen.