Artikel vom 05.02.2013
CSU nominiert Sandro Kirchner
CSU nominiert Sandro Kirchner
Von ISOLDE KRAPF (Main-Post)
Mit 52 Delegiertenstimmen hatte Sandro Kirchner bei der Nominierung des
Landtagskandidaten in Bad Bocklet die Nase vorn. Er habe dem Wahlausgang schon
ein bisschen entgegengefiebert, bekannte der 37-Jährige später. Schließlich gab
es ja da noch weitere qualifizierte Mitbewerber. Er selbst hatte offenbar eine
Stichwahl nicht ausgeschlossen. Doch dazu kam es nicht. Die Bad Brückenauer
Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks erhielt 24 Stimmen. 23 der insgesamt 99
Delegierten aus den Landkreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld votierten für
den Hammelburger JU-Kreisvorsitzenden Martin Wende.
Studiengebühren, Ladenöffnungszeiten, der vorbildliche Haushalt des
Freistaats – der Ausflug in die Landespolitik muss sein, wenn ein
CSU-Vollblutpolitiker wie Robert Kiesel den Seinen klarmachen will, "wo man
Grenzen ziehen muss" und "dass man klare Ziele braucht". Die Rede des
61-Jährigen enthielt gleichzeitig auch einen Appell an die Person, die ihn
demnächst in seinem Amt beerbt: Um wirtschaftlich schwächere Regionen wie die
Rhön politisch erfolgreich zu vertreten, muss man die Menschen vor Ort zum
Mitmachen animieren, muss "sachlich-fachlich argumentieren" und auch mal
unbequem sein.
Eine Überraschung gab's, als stellvertretender Landrat Emil Müller ans
Mikrofon trat und seine Bewerbung um die Landtagskandidatur zurückzog. Man sah
dem 55-Jährigen an, dass ihm die Worte nicht leicht von den Lippen kamen: In
mehreren Gesprächen habe er "verschiedene Signale bekommen", dass man sich als
Kandidaten einen Jüngeren wünsche, dass ein Bewerber aus dem Ortsverband
ausreiche und dass ein zweiter Stimmen abziehen würde. Daraufhin habe er dem
Kreisverband mitgeteilt, dass er aussteige.
Martin Wendes Rede war rhetorisch glänzend. Sprachduktus, Mimik und Gestik
wären einem künftigen Landtagskandidaten sicher angemessen. Auch inhaltlich
verkaufte er sich gut, wenngleich klar ist, dass ihm als 24-Jährigen die reale
Erfahrung im Politgeschäft einfach fehlen muss. Er verstand es, alteingesessene
CSU-ler und junge Christsoziale gleichermaßen anzusprechen, wenn er davon
redete, das "Profil der Heimat" erhalten und gleichzeitig dafür neue Ziele
setzen zu wollen. Wenn er versprach, der älteren Generation die notwendige
Beachtung zu schenken, aber auch das Bildungsangebot für die jungen Leute zu
erweitern. Zudem verfocht er eine "eigenständige regionale Wirtschaft", die
gewinnbringend arbeitet, damit die Rhön nicht nur "Schlafstätte der
Ballungszentren" ist.
Eher kurz und bündig stellte sich hingegen Sandro Kirchner vor, vielleicht
auch deswegen, weil ihn die Delegierten eben schon lange als "alten Hasen" im
Politgeschäft kennen. "Stolz" sei er, für seinen Arbeitgeber tätig zu sein,
bekannte der Projektleiter der Firma Preh. Der langjährige Vorsitzende der
DJK/SV Premich sitzt seit 2002 im Burkardrother Gemeinderat und ist seit 2008
stellvertretender Bürgermeister. Diese "Mitverantwortung" in der Kommune und in
der Firma legte Kirchner auch in die Waagschale. Er wisse, was Alt und Jung
braucht und liebe die Heimat. Es sei schön, hier zu leben und zu arbeiten. "Wir
brauchen uns vor den Ballungszentren nicht zu verstecken", so der 37-Jährige,
der bis zum 18. Lebensjahr in München wohnte.
Auch Brigitte Meyerdierks hatte, ebenso wie Müller, in Gesprächen
mitgenommen, dass man sie hie und da mit 58 Jahren wohl als "zu alt" für den
Landtag einstufe. "Aber ich ziehe die Kandidatur nicht zurück", erklärte sie
kämpferisch, schließlich wolle sie auch als Bürgermeisterin eine weitere
Legislaturperiode anhängen. Als Diplom-Verwaltungswirtin und langjährige
Verkaufsleiterin bei der Firma Paul & Co. sieht sie ihre Stärke gerade in
der "Mischung zwischen Wirtschaft und Verwaltungstätigkeit". Zudem verwies sie
auf 32 Jahre CSU-Erfahrung. Thematisch wolle sie in München vertreten, was "für
die Region wichtig ist". Vor allem im Hinblick auf den Wandel in der
Bevölkerungsstruktur müsse man politisch am Ball bleiben. Es würde ihr schwer
fallen, das Bürgermeisteramt aufzugeben, sagte sie, aber das Feld sei gut
bestellt. "Da findet sich schon einer."