Artikel vom 25.11.2024
AKU-Bezirksverband Mittelfranken
CSU diskutiert über die Zukunft der Teichwirtschaft
Neuhof a.d. Zenn / Adelsdorf (pmw). „Der Karpfen schmeckt nicht nur, er ist vom Teich bis zum Teller ein besonders nachhaltiges, ökologisches und regionales Produkt. Er gehört zur fränkischen Identität und ist wichtig für Gastronomie und Tourismus“, so Tobias Winkler, Wahlkreisabgeordneter im Deutschen Bundestag. Er beklagte bei einer Tagung mit Fachleuten des Fischereiwesens den „dramatischen Rückgang“ der Anzahl von Teichwirten.
Der CSU-Arbeitskreis Umweltsicherung und Landesentwicklung (AKU) hatte bei der Tagung im voll besetzten Saal des „Zenntaler Hofes“ eine ganze Reihe von Experten zu Gast, darunter Alexander Flierl, CSU-Abgeordneter im Bayerischen Landtag und dort u.a. Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt und Verbraucherschutz und in seiner Heimat Oberpfalz Vorsitzender der Teichgenossenschaft, Dr. Martin Oberle vom Arbeitsbereich Karpfenteichwirtschaft in der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, und Herbert Krönert, Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes im Landkreis Neustadt a.d. Aisch – Bad Windsheim.
Mit dabei auch der Beauftragte für Fischereiwesen in Mittelfranken, Bezirksrat Michael Maderer, der frühere Europaabgeordnete Albert Deß, Vorsitzender des Verbandes der Bayerischen Berufsfischer, und die ehemalige Karpfenkönigin Katrin Uano (Katrin I), nach wie vor Repräsentantin der Aischgründer Spiegelkarpfen. Teilgenommen haben auch die früheren Landtagsabgeordneten Günter Gabsteiger, einst Vorsitzender des Fischerzeugerrings Mittelfranken, Friedrich Loscher-Frühwald, Ehrenpräsident des Fischereiverbandes Mittelfranken, MdL a.D. und stellvertretender Landrat Hans Herold, sowie die Erste Bürgermeisterin von Neuhof a.d. Zenn, Claudia Wust.
Karpfen ist Immaterielles Kulturerbe
Eingangs ging Oberle in einem kurzweiligen Vortrag auf die über 1000-jährige Geschichte der bäuerlichen Teichwirtschaft ein und bezeichnete den Karpfen als einen der bedeutendsten Fische der Aqua-Kultur. Nicht umsonst gehöre die Karpfenzucht zum „Immateriellen UNESCO-Kulturerbe in Deutschland“, welches zu bewahren Auftrag und Verpflichtung sein müsse. Durch naturnahe Aufzucht seien die Teiche „nicht nur ein toller Lebensraum, sondern auch Wasserspeicher“. Zu beklagen seien die „katastrophalen Verluste“ durch Kormoran, Reiher, Biber und neuerdings auch in Mittelfranken den Fischotter.
Während Michael Maderer die Unterstützung des Bezirks Mittelfranken darlegte, berichtete Herbert Krönert über die zahlreichen Traditionsgaststätten in Franken, die für die Karpfenzubereitung auch entsprechend gerüstet seien, und die in diesem Jahr zum 46. Mal stattfindenden Karpfenschmeckerwochen im Landkreis Neustadt a.d. Aisch – Bad Windsheim.
CSU für „verständigen Arten- und Naturschutz“
Der Abgeordnete Alexander Flierl sprach u.a. von neuen Herausforderungen angesichts der vielfältigen Fischentnahmen seitens Prädatoren (Räuber, Beutegreifer und Fressfeinde), die den Teichwirten zunehmend zu schaffen machten. Er sprach auch die Entschädigungen seitens der Bayerischen Staatsregierung an, wünschte sich aber zum Beispiel auch auf Bundesebene die Umsetzung der FFH-Richtlinie (Fauna-Flora-Habitat). Eine zentrale Frage des ländlichen Raumes insgesamt sei „ein verständiger Arten- und Naturschutz auf allen Ebenen“.
Zukunft für das Überleben der Teichwirtschaft sah Dr. Oberle in einer Einkommenskombination auch als Wasser- und Energiewirte, zudem müssten die Leistungen für das Ökosystem und die Gesellschaft insgesamt auch angemessen honoriert werden.
Teichwirte fordern sofortiges Handeln
Auch bei der umfassenden Diskussion, vom mittelfränkischen AKU-Vorsitzenden Jens Ostendorf moderiert, ging es darum, „keinen falschen Ideologien“ hinterherzulaufen. „Von manchen Politikern hört man nur Verbote aber keine Lösungen“, so ein Diskussionsbeitrag. Wie lange die Teichwirtschaft angesichts der Herausforderungen noch durchhalten könne, wisse man nicht. „Wir haben keine Zeit mehr für langfristiges Monitoring, wir brauchen Lösungen, und zwar jetzt“, so der Tenor von anwesenden Teichwirtinnen und Teichwirten, die von Verlusten durch Biber von bis zu 75 Prozent berichteten. Die Grenze der Wirtschaftlichkeit sei längst überschritten. „Wenn der Fischotter zu uns kommt, hören wir auf!“.
Beklagt wurde auch, dass Nichtregierungsorganisationen und Verbände zu viele Rechte hätten, was zu langwierigen politischen Entscheidungen führe. In diesem Zusammenhang wurde auch gefordert, das Verbandsklagerecht auf den Prüfstand zu stellen. „Ein grundlegender Politikwechsel und Verbesserungen auch für die Teichwirtschaft ist aber nur mit klaren Mehrheiten möglich“, meinte Tobias Winkler mit Blick auf die bevorstehende Wahl.