Artikel vom 18.06.2024
AKE-Landesverband
Stromnetze für die Energiewende – leistungsfähig und bezahlbar?!
Die Energiewende ist unumkehrbar. Für eine effiziente, klimafreundliche und sichere Energieversorgung durch die volatilen erneuerbaren Energien ist ein leistungsfähiges Stromnetz ein Schlüsselfaktor. Die Erreichung der Ausbauziele hängt von einem kostengünstigen und schnellen Ausbau der Verteilnetze ab.
Dieser Aufgabe widmete sich die Veranstaltung „Stromnetze für die Energiewende – leistungsfähig und bezahlbar?“ des CSU-Arbeitskreise Energiewende (AKE), Bezirksverband Oberbayern und Umweltsicherung und Landesentwicklung (AKU), Bezirksverband Oberbayern, in Kooperation mit dem CSU-Kreisverband Dachau.
An der Veranstaltung beteiligt waren die stellvertretende Parteivorsitzende und Spitzenkandidatin zur Europawahl, Frau Prof. Dr. Angelika Niebler (MdEP), die Bundestagsabgeordneten Dr. Andreas Lenz (MdB) und Katrin Staffler (MdB), der Landtagsabgeordnete und CSU-Kreisvorsitzender Bernhard Seidenath und der Landrat des Landkreises Dachau, Stefan Löwl.
Zu Beginn besichtigten die Teilnehmer die Schaltzentralen der Netzbetreiber TenneT und Bayernwerk in Dachau. Dabei wurde über aktuelle Entwicklungen beim Netzausbau und Netzmanagement in Bayern, Deutschland und Europa berichtet.
Die Besucher zeigten sich beeindruckt von den technischen Möglichkeiten der Schaltzentralen. Aber auch die Herausforderungen, die den Netzbetreibern durch die Energiewende gestellt werden, wurden deutlich. So sind nach Angabe von Dr. Egon Westphal (CEO) über 500.000 PV-Anlagen am Netz des Bayernwerks angeschlossen. Über 80.000 davon müssen im Einspeisemanagement zentral angesteuert werden. Bayern sei das größte Versuchslabor für dezentrale Stromerzeugung in der Welt, erläuterte Westphal.
Thorsten Dietz (Direktor Gleichstromprojekte bei TenneT) berichtete, dass an 362 Tagen des Jahres sogenannte Redispatch-Maßnahmen notwendig seien, um Überlastungen im Übertragungsnetz zu vermeiden. Hierzu werden Kraftwerke, aber auch PV- und Windkraftanlagen durch den Übertragungsnetzbetreiber abgeriegelt, um das Netz zu stabilisieren. Die Kosten dafür liegen im Bereich von 4 Mrd. € und werden über die Netzentgelte auf die Verbraucher umgelegt. Ursache dafür seien neben der wetterabhängigen Leistung von Wind- und PV-Anlagen auch deren unterschiedliche geografische Verteilung, das europäische Strommarktdesign und der Anstieg des Strombedarfs, bspw. durch Wärmepumpen und Elektromobilität. Anstatt jährlich Redispatch-Kosten in Milliardenhöhe für die Abriegelung von erneuerbaren Erzeugern zu bezahlen, sollten die Netze schnellstmöglich ausgebaut werden.
Denn die derzeitig vorhandenen Übertragungsnetzkapazitäten, sowohl im Inland als auch zu unseren Nachbarländern, erweisen sich als nicht mehr ausreichend.
Die sich im Bau befindlichen Gleichstromtrassen Südlink und Südostlink sollen hierfür schon bald Entlastung bringen. Auch die Akzeptanz in der Bevölkerung habe mittlerweile spürbar zugenommen.
Nach der Besichtigung der Schaltzentralen wurden die zentralen Herausforderungen ausführlich thematisiert und diskutiert.
Dr. Andreas Lenz, MdB, ging in einem Grußwort unter anderem darauf ein, dass die Erdverkabelung von Stromtrassen bei zukünftigen Projekten aufgrund der hohen Kosten, die jeder Verbraucher über die Netzentgelte bezahlen muss, nicht mehr tragbar sei. Weitere zukünftig benötigte Leistungen über Südlink und Südostlink hinaus sollten daher wieder oberirdisch gebaut werden.
Höhepunkt der Veranstaltung war schließlich eine Podiumsdiskussion mit Prof. Angelika Niebler, Dr. Egon Westphal, Thorsten Dietz und Maximilian v. Seckendorff die zentralen Herausforderungen des Netzausbaus diskutiert.
Im Mittelpunkt stand angesichts der bevorstehenden Europawahl insbesondere die Rolle „Brüssels“ bei der Regulierung der Energiewende und des Netzausbaus. Diskutiert wurden in diesem Zusammenhang Ansätze zur Vereinfachung bürokratischer Prozesse, das Unboundling und die Errichtung netzvorgelagerter Energiespeichern. Dr. Westphal betonte, dass die Energiewende in ländlichen Gegenden stattfinde. Erzeugung, Verbrauch, Digitalisierung und Steuerung seien hier wichtige Elemente. 1000 km Hochspannungs-leitungen und 300 Umspannwerke sind dafür nötig.
Von Seckendorff forderte für die Energiewende ein integriertes Gesamtkonzept von Stromerzeugung, Netzausbau und Speicherung, bei dem auch die Anforderungen aus der Sektorenkopplung (Wärme und Mobilität) berücksichtigt werden müssten.
In einem Punkt waren sich alle einig: Letztendlich hängt unser Wirtschaftsstandort Bayern von der Verfügbarkeit sicherer, nachhaltiger und vor allem auch bezahlbarer Energie ab.