Mittelstands-Union

MU Wirtschaftsgespräch „Digitale Arbeitswelt“

v.l.n.r.: Valerie Holsboer (Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit), Staatsministerin Kerstin Schreyer MdL, Walentina Dahms (MU), Wolfgang Becher (MU) und Dr. Alina Sorgner (John Cabot University).

München - Auf der Einladung der Mittelstands-Union kamen etwa 100 Gäste aus Politik und Wirtschaft in München zum Thema „Digitaler Mittelstand – neue Chancen und Herausforderungen in der Arbeitswelt“ zusammen.

„Die digitale Transformation verändert die Arbeitswelt stärker als die Einführung der Arbeitsteilung im 19. Jahrhundert. Berufsbilder werden mobiler, flexibler und interaktiver, unterschiedliche Auswirkungen für Frauen und Männer in der modernen Arbeitswelt sind die Folge. Wie kann die Politik diesen Wandel positiv begleiten und gestalten helfen? Wie kann jeder seine individuellen Chancen nutzen und den Herausforderungen begegnen? Konkret: Was muss die Politik tun, um kleinen und mittleren Unternehmen sowie ihren Arbeitnehmern in der digitalen Arbeitswelt zu helfen?“ fragte MU-Vorstandmitglied Walentina Dahms, selbständige Unternehmerin aus Markt Schwaben, Mitglied im CSU-Vorstand Oberbayern und CSU-Bezirkstagskandidatin, in ihrer Begrüßung.

Bayerns Arbeitsministerin Kerstin Schreyer MdL in ihrem Impulsvortrag aus, dass Unternehmen von sich aus einureigenes Interesse haben, die Arbeitswelt ihrer Mitarbeiter familienfreundlich zu gestalten. Bayern ist dabei Digitalisierungsvorreiter durch Konzepte wie den Digitalbonus, die berufliche Weiterbildung 4.0 wie auch durch Weiterbildungschecks.

Schreyer – selbst Mitglied der Mittelstands-Union und ehemals freiberuflich Selbständige, wie sie ausdrücklich betonte – sagte aber auch ganz klar in Richtung SPD und Linke: „Warum und vor wem sollen die Mitarbeiter eigentlich immer geschützt werden?“ Die Unternehmen wissen, dass sie ihre Mitarbeiter pflegen und fördern müssen und bieten schon jetzt viele Flexibilisierungsmodelle an. Sie wisse, so die Ministerin, dass die Wirtschaft, aber auch viele Arbeitnehmer mehr Flexibilität im Arbeitsrecht wünschen. Es müsse nicht immer alles von der Politik vorgeschrieben werden. Die Frage ist immer: „Wo muss Politik regeln und wo nicht?“ Schreyer: „Es brauchtein Miteinander von Arbeitgeber und Arbeitnehmer.“ Gerade Gründer sagten ihr oft: „Ja, ich gründe. Aber: was tut die Politik für uns?“

Die darauffolgende Podiumsdiskussion mit Dr. Alina Sorgner (John Cabot University), Valerie Holsboer (Vorstandsmitglied Bundesagentur für Arbeit), Eva Maria Himmelbauer (ÖVP-Nationalratsabgeordnete und Sprecherinfür Digitalisierung aus Österreich) und Dr. h.c. Hans Michelbach MdB (MU-Landesvorsitzender), moderiert durch Wolfgang Becher (MU Fachausschuss Digitalisierung), beleuchtete sowohl die Möglichkeiten, Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung in der Arbeitswelt. Insbesondere die Chancen und Möglichkeiten für Frauen wurden dabei thematisiert.

Digitalisierung sei schlicht nicht mehr wegzudenken. „Es gibt für mich keine nicht-digitale Welt mehr“, sagte Dr. Sorgner. KI-Technologie könne zudem nur bestimmte Aufgaben ausführen, dennoch sei sie nicht unkreativ.

In Bezug auf Chancen und Risiken für den Mittelstand betonte Michelbach die Leistung der kleinen und mittleren Unternehmen in Bayern im harten Wettbewerb um die besten Köpfe und hob sogleich die Bedeutung einer offeneren Arbeitszeitgestaltung hervor.

Auch die Bundesagentur für Arbeit, so Holsboer, verfolge aktiv verschiedene digitale Strategien, um dem Fachkräftemangel an der Wurzel entgegenzuwirken. Gerade hier werde die Schwierigkeit der behördlichen Liberalisierung einerseits mit der Wahrung des Datenschutzes andererseits deutlich.

Um die Chancen der Digitalisierung beim Schopf zu packen sei es wichtig ein „Grundverständnis der digitalisierten Welt“ bei den Bürgerinnen und Bürgern unabhängig von Einkommen und Status zu kreieren. Die Idee des „lebensbegleitenden Lernens“, so Himmelbauer, müsse mit voller Kraft verfolgt werden: „Arbeitgeber und Arbeitnehmer brauchen in der digitalen Arbeitswelt beide mehr Freiheit! Politik muss nicht immer alles vorschreiben!“. Gerade für Frauen biete die Digitalisierung positive Aspekte und Erleichterungen durch mehr Flexibilität und Freiheit.

Michelbach betonte abschließend: „Die Digitalisierung ist insgesamt eine Chance für die Zukunft. Sie schafft Wachstum, eine hohe Wertschöpfung und dadurch mehr Wohlstand für alle!“