Artikel vom 24.05.2022
Jahreshauptversammlung OV Garmisch-Partenkirchen
Im Fokus: "Wir alle sind Pflege"
Die Freude bei den Mitgliedern der Frauen-Union Garmisch-Partenkirchen-Burgrain war groß, endlich wieder eine Jahreshauptversammlung ohne Masken und großen Sitzabständen, mit erleben zu können. So war der große Raum im 1. Stock im Fischer’s Mohrenplatz mit interessierten Damen aus dem Orts- und auch Kreisverband voll besetzt.
Selbst das zweite Corona-Jahr konnte die hiesige Frauen-Union nicht völlig ausbremsen. Zwar musste Einiges abgesagt werden, doch wann immer es die Bestimmungen zu ließen, fanden Veranstaltungen statt. Obwohl es keine Märkte gab, konnten dennoch - Dank der Verkaufsmöglichkeit von selbstgemachten Marmeladen und Säften der Damen in der Bäckerei Josef Krätz in Partenkirchen - 600 Euro an die Bürgerstiftung MEHRWERT für die örtliche Seniorenhilfe „Armut im Alter“ gespendet werden.
Im Fokus des Abends aber stand der Vortrag von Gisela Gehring, Pflegedirektorin im Klinikum Garmisch-Partenkirchen. Die Vorstandschaft hatte sie eingeladen, denn Pflege ist DIE gesamtgesellschaftliche Aufgabe des nächsten Jahrzehntes. Aus diesem Grund hat die Frauen-Union Bayern 2022 zum Themenjahr „Wir alle sind Pflege“ ausgerufen.
Der Titel des Referats: „Pflege zwischen Herausforderungen und Perspektiven“ den Gisela Gehring wählte, reflektiert exakt die Komplexität. Eine der Herausforderungen sieht sie in der öffentlichen Wahrnehmung. Kein Tag vergehe, in dem nicht negative Schlagzeilen zu lesen wären. Positive Berichterstattung finde sich kaum. Die Pflegedirektorin ist überzeugt: „Pflegeberufe sind vielfältige, wundervolle und wertvolle Berufe.“ Die Bezahlung hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich gebessert und in vielen Bereichen besser als dargestellt. Da Patienten rund um die Uhr betreut werden müssen, sind die Arbeitszeiten natürlich nicht immer einfach zu koordinieren. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist damit für Arbeitgeber ein zentrales Thema. Dies gelänge durch bedarfsgerechte Teilzeitmodelle, sodass der Arbeitsalltag flexibel gestaltet werden könne. Als Beispiel für gelebte Work-Life-Balance nannte sie die Kinderbetreuung im Klinikum. Der Betriebskindergarten betreut aktuell 140 Kinder von 05:45 Uhr bis 20 Uhr, je nach Dienstplanung. Während der Lockdowns war der Kindergarten für die Kinder der Beschäftigten immer geöffnet.
Als weitere Schwerpunkte thematisierte sie die Ausbildung und Weiterbildungsmöglichkeiten. Seit in Kraft treten des Pflegeberufegesetzes von 2020 gibt es keine getrennten Ausbildungen mehr für die Bereiche Kranken-, Alten- und Kinderkrankenpflege. Die generalistische Pflegeausbildung ist eine dreijährige Fachkraftausbildung mit Theorie und Praxis in verschiedenen Sektoren: Der akutstationären Versorgung, der stationären Langzeitpflege sowie der ambulanten Pflege. Die Ausbildung schließt mit einer staatlichen Abschlussprüfung ab. Auch das Schuldgeld wurde bundesweit abgeschafft, die Auszubildenden erhalten eine angemessene Ausbildungsvergütung. Zudem wurde ein neues Pflegestudium eingeführt, das mehr Wissenschaft in die Praxis bringen soll. Ziel ist, die Qualität und Attraktivität der pflegerischen Ausbildung zu stärken. Danach stehen viele Weiterbildungsmöglichkeiten offen. Von der Leitung einer Station, der therapeutischen Pflege in der Geriatrie und in der Rehabilitation, Hygienefachkraft im Gesundheitswesen, Demenz-Experte, Fachweiterbildungen von der Intensivpflege und Anästhesie bis zur Notfallpflege oder Onkologie, um nur einige zu nennen.
Im Anschluss beantwortete Gisela Gehring kompetent die Fragen der interessierten Anwesenden.
„Eines steht fest: Pflegeberufe sind krisensicher, vielfältig und auch faszinierend. Was wir dringend brauchen ist vor allem eine höhere Wertschätzung!“ resümiert Vorsitzende Claudia Krüger-Werner und wünscht sich z.B. genauso eine intensive Werbung für Pflege- wie für MINT-Berufe.